Direkt zum Inhalt
Studie 2. Dezember 2022

Neue Fakten zur Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen

Stoffstrombild Kunststoffe 2021: Produktion und Verarbeitung von Kunststoffen auf gleichbleibendem Niveau stabil – Rezyklateinsatz nimmt nur leicht zu.

Während die in Verpackungen eingesetzten Kunststoffe direkt nach Gebrauch zum Abfall werden, sind die in anderen Bereichen eingesetzten Kunststoffe sehr langlebig. Kreislaufwirtschaft ist aber in allen Branchen ein wichtiges Thema.
Während die in Verpackungen eingesetzten Kunststoffe direkt nach Gebrauch zum Abfall werden, sind die in anderen Bereichen eingesetzten Kunststoffe sehr langlebig. Kreislaufwirtschaft ist aber in allen Branchen ein wichtiges Thema.

Das Stoffstrombild Kunststoffe, die aktuelle Erhebung zu Kunststoffen in Deutschland für das Jahr 2021, zeigt einmal mehr, dass die Nachfrage nach Kunststoffen ungebrochen und die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft wesentlich ist. Demnach betrug die gesamte Kunststoffproduktion im Jahr 2021 (inkl. Kleber, Farben und Lacke etc.) rund 21,1 Mio. t (2019: ca. 20 Mio. t.). Zur Verarbeitung zu Kunststoffprodukten wurden 14 Mio. t eingesetzt, davon rund 12 % Kunststoffrezyklate. Trotz eines herausfordernden Umfelds blieben diese Mengen stabil.

Wie schon in der Vergangenheit sind Verpackung und Bau die dominierenden Segmente bei den Kunststoffprodukten. Es folgen die technischen Anwendungsbereiche Fahrzeug sowie Elektro/Elektronik. Der Inlandsverbrauch von Kunststoffprodukten beim Endverbraucher lag laut Erhebung bei etwa 12,4 Mio. t, während die Kunststoffabfallmenge sich auf 5,7 Mio t. summierte.

Das „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021: Zahlen und Fakten zum Lebens- weg von Kunststoffen“ wird alle zwei Jahre erstellt und liefert seit 1994 verlässliche Lebenswegdaten zum Werkstoff Kunststoff. Die Studie, die für Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft eine wichtige Bezugsquelle ist, fördert den faktenbasierten Dialog zur Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen und Ressourcenschonung in der Wertschöpfungskette.

Recycling und Rezyklateinsatz haben zentrale Bedeutung

Eine immer entscheidendere Rolle spielt die Frage nach der Rohstoffbasis. Auch hierzu liefert das Stoffstrombild eine klare Tendenz: Der Einsatz von Kunststoffrezyklat hat sich als wesentlicher Bestandteil der Rohstoffversorgung für die Kunststoffbranche etabliert. Insgesamt betrug der Anteil von eingesetztem Kunststoffrezyklat an der Verarbeitungsmenge in Deutschland 2021 knapp 12 %.

Ad

In einigen Kunststoffsegmenten ist der Einsatz von Rezyklaten schon länger fest etabliert, was die jetzt vorgelegte Studie bestätigt: Demnach werden Rezyklate überwiegend in den Bereichen Bau, Verpackung und Landwirtschaft eingesetzt. Durch den Rezyklateinsatz in Produkten reduziert sich der Bedarf an primären, das heißt fossilen Rohstoffen; Kreislaufwirtschaft trägt so zur Sicherstellung der Rohstoffversorgung bei und schont Ressourcen.

99,4 % der gesammelten Kunststoffabfälle wurden 2021 verwertet

Die Zahlen zur Verwertung im Detail: 99,4 % der in Deutschland gesammelten Kunststoffabfälle wurden 2021 insgesamt verwertet. Davon entfielen 1,98 Mio. t (35 %) auf die stoffliche Verwertung (34,6 % werkstofflich; 0,4 % chemisch). Knapp 65 % der Kunststoffabfälle werden weiterhin energetisch verwertet und gingen dem Stoffkreislauf damit verloren, weniger als 1 % wurde deponiert.

In einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld konnte sich insgesamt der Einsatz von Rezyklaten aus Post-Consumer Abfällen von 7 % in 2019 auf 9 % in 2021 nur leicht verbessern. Hier muss die Kunststoff-Wertschöpfungskette schnellere Fortschritte erzielen, damit künftig mehr Rezyklate in neuen Produkten eingesetzt werden.

Mehr Transparenz beim Recycling

Beim zurückliegenden Stoffstrombild mit Daten für 2019 wurde als Berechnungsgrundlage für die Recyclingmenge die Eingangsmenge in den Recyclingprozess herangezogen. Die aktuelle Erhebung weist nun Daten sowohl auf Basis dieser Berechnungsmethode als auch gemäß des EU-Durchführungsbeschlusses für Verpackungsabfälle im Rahmen der EU-Verpackungsrichtlinie aus. Die vorliegende Studie erreicht damit eine signifikant höhere Detailtiefe, so die Autoren.

Im Rahmen der aktuellen Studie wird zudem zwischen dem Recycling von Post- Industrial Abfällen und dem Wiedereinsatz von Nebenprodukten aus dem Produktions- und Verarbeitungsprozess unterschieden. Entsprechend der aktuellen Gesetzgebung wird die Verwendung dieser Nebenprodukte für die erneute Compoundierung bzw. Verarbeitung nicht mehr als Recycling gewertet. Die Unterscheidung ist aufgrund der aktuellen rechtlichen Anforderungen auf EU- und deutscher Ebene erforderlich.

Kreislaufwirtschaft muss weiter ausgebaut werden

Um das Schließen von Materialkreisläufen zu beschleunigen, müssen nicht nur Recycling und Rezyklateinsatz weiter vorangetrieben werden, sondern auch eine recyclinggerechte Produktgestaltung, der außereuropäische Export von Alt-Kunststoffen eingedämmt, das EU-weite Ende der Deponierung von Kunststoffabfällen unverzüglich angestrebt, in moderne Sortier- und Recyclinganlagen investiert und technologieoffenes Recycling ermöglicht werden.

Die Verbände und Organisationen hinter dem Stoffstrombild plädieren in diesem Zusammenhang für ein innovations- und investitionsfreundliches Klima, einen klaren politischen Fahrplan, die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen, langfristige Planungssicherheit und offene Märkte für Sekundärrohstoffe zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft.

Erstellt wurde die Studie von der Conversio Market & Strategy GmbH, Auftraggeber ist die BKV GmbH mit Unterstützung von Plastics Europe Deutschland e.V., BDE – Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V., BVSE – Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen e.V., KRV – Kunststoffrohrverband e.V., Vinyl Plus Deutschland e.V., GKV – Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. mit den Trägerverbänden AVK – Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V., FSK – Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane e.V., IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. und pro-K – Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V., Tecpart – Verband Technische Kunststoff-Produkte e.V., IG BCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie sowie VCI – Verband der Chemischen Industrie.

Die 34 Seiten umfassende Zusammenfassung der Ergebnisse als Kurzfassung kann als PDF kostenfrei heruntergeladen werden. Die ausführliche Studie als 121-seitige Langfassung  kostet 600 EUR und kann beim BKV über den Warenkorb im Internet bestellt werden. Wer sich ein Bild über die Entwicklung des Stoffstroms Kunststoffe machen will: Den Beitrag der K-ZEITUNG über das letzte Stoffstrombild Kunststoffe für das Jahr 2020 finden Sie hier. gk

Passend zu diesem Artikel