Direkt zum Inhalt
Editorial 13. Dezember 2021

Netflix als Pate für neue digitale Geschäftsmodelle?

Die Digitalisierung ermöglicht neue Geschäftsmodelle wie zum Beispiel Pay per Use oder Predictive Maintenance. Das Netflix-Modell für den Maschinenbau?
Sabine Koll, Redakteurin der K-ZEITUNG
Sabine Koll, Redakteurin der K-ZEITUNG

Die Digitalisierung ermöglicht neue Geschäftsmodelle wie zum Beispiel Pay per Use oder Predictive Maintenance. Das Netflix-Modell für den Maschinenbau?

Ein Blick über den Tellerrand kann bekanntlich den Horizont erweitern und für die eigene Arbeit sehr befruchtend sein – dies gilt auch bei digitalen Geschäftsmodellen. Daher will ich Ihren Blick auf ein Großforschungsprojekt lenken, an dem die Kunststoffbranche nicht beteiligt ist, das ihr aber durchaus Impulse geben kann: X-Forge ist sein Name und es wird vom Bundesland Baden-Württemberg gefördert und maßgeblich vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart vorangetrieben wird.

Thema von X-Forge sind die Machbarkeit und Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle, die für produzierende Unternehmen interessant sind. Konkret geht es um die Frage: Man muss eine Maschine nicht kaufen, um sie nutzen zu können – und wie kann die Digitalisierung dabei helfen?

"DMG Mori sieht sich als „Netflix für Manufacturing“. Eine kernige Ansage, die aber gut beschreibt, wohin die Reise geht."

Insgesamt vier Konsortialprojekte umfasst X-Forge – angefangen bei Pay-per-Use-Modellen für Holzbearbeitungsmaschinen über Zerspanungsmaschinen, die sich selbst konfigurieren bis hin zu einer smarten Fabrik, die komplett auf einem Service-Modell basiert. Bei letztgenanntem Projekt soll ein nutzungsbasiertes Geschäftsmodell für den gesamten Ende-zu-Ende-Prozess in einem produzierenden Unternehmen – von der Bestellung über die Fertigung bis zur Auslieferung und Bezahlung – entwickelt werden. Hersteller von Maschinen und anderen Produktionsmitteln werden damit zu Dienstleistern.

Ad
X-Forge erforscht digitale Geschäftsmodelle
Das Großforschungsprojekt X-Forge klärt, welche Bedingungen für digitale Geschäftsmodelle mit dem automatisierten Austausch von Daten erfüllt sein müssen.

Digitale Geschäftsmodelle – DMG Mori ist schon damit gestartet

Alles Zukunftsmusik und in weiter Ferne für unsere Branche? Ich glaube nicht. Denn längst beschäftigen sich Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen beziehungsweise haben sie bereits in den Markt gebracht. So hat der Werkzeugmaschinenprimus DMG Mori im Sommer diesen Jahres mit Payzr (Pay with Zero Risk) ein Subskriptionsmodell für eine Fräsmaschine gestartet. Das Unternehmen will damit nach eigenen Aussagen zum „Netflix für Manufacturing“ werden. Eine kernige Ansage, die aber gut beschreibt, wohin die Reise geht.
Digitale Basis für Payzr ist übrigens Adamos.

Engel bietet digitale Dienstleistungen an – wann folgt die Hardware?

Ja genau, Adamos ist die Plattform, an der auch Engel beteiligt ist. Und auch der österreichische Spritzgießmaschinenbauer hat bereits digitale Dienstleistungen im Angebot. Ob und wann auch die Hardware, also Maschinen, folgen, ist nach meiner Einschätzung eine Frage der Zeit – und auch der Bereitschaft der Kunststoffverarbeiter, sich auf solche Modelle einzulassen.

Sabine Koll

Passend zu diesem Artikel