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Märkte 13. Juli 2022

Nachhaltigkeitsbericht: Hürde für Kunststoffverarbeiter

Umfrage der K-Zeitung: Die Kunststoffverarbeiter sehen die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung gelassen, obwohl dies einen hohen Aufwand erfordert.
Viele mittelständische Unternehmen in der EU müssen ab 2024 einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen, so will es die Corporate Sustainability Reporting Directive. Auf viele Kunststoffverarbeiter kommen dadurch neue Herausforderungen zu.
Viele mittelständische Unternehmen in der EU müssen ab 2024 einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen, so will es die Corporate Sustainability Reporting Directive. Auf viele Kunststoffverarbeiter kommen dadurch neue Herausforderungen zu.

Umfrage der K-Zeitung: Die Kunststoffverarbeiter sehen die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung gelassen, obwohl dies einen hohen Aufwand erfordert.

Das Europaparlament und Unterhändler der EU-Staaten haben sich mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) auf Regeln zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen geeinigt – was bedeutet dies für die Kunststoffverarbeiter? Wir haben uns in der Branche umgehört.

Nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (hier der Entwurf der Europäischen Kommission) müssen betroffene Unternehmen künftig auf der Grundlage gemeinsamer Standards über ihre Auswirkungen auf die Umwelt, die Menschenrechte, die Sozialstandards und die Arbeitsethik berichten. Diese Informationen müssen von unabhängigen Stellen geprüft und zertifiziert werden (hier lesen Sie mehr dazu). „Heute sind die Informationen über die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt, die Menschenrechte und die Arbeitsethik lückenhaft, unzuverlässig und leicht zu missbrauchen. Einige Unternehmen berichten nicht, andere berichten über das, was sie wollen“, sagt Pascal Durand, der die Verhandlungen für das Europäische Parlament führte.

Nachhaltigkeitsberichte sind heute oft Greenwashing

Eine gemeinsame Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Unternehmensvereinigung Future im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (hier der Link zur Studie) bestätigt die Einschätzung, dass Nachhaltigkeitsberichte heute oft Greenwashing sind: „Was sie genau unter ‚klimaneutral‘ verstehen, machen viele Unternehmen nicht deutlich – etwa welche Emissionen sie in ihre Betrachtung einbeziehen und welche Rolle die Kompensation von Treibhausgasemissionen dabei spielt“, kritisiert IÖW-Projektleiter Christian Lautermann. „Generell berichten die Unternehmen besser über ihre Ziele als über die Maßnahmen, wie sie diese erreichen wollen. Noch weniger erfährt man darüber, wie die bisher ergriffenen Maßnahmen wirken und welche Schlussfolgerungen die Unternehmen aus dem Fort- oder Rückschritt ziehen.“

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„Was sie genau unter ‚klimaneutral‘ verstehen, machen viele Unternehmen nicht deutlich – etwa welche Emissionen sie in ihre Betrachtung einbeziehen und welche Rolle die Kompensation von Treibhausgasemissionen dabei spielt“

Christian Lautermann, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)

Erhebliche Herausforderungen für Kunststoffverarbeiter

Was kommt durch die CSRD auf die Unternehmen der Kunststoffbranche zu? „Die CSRD stellt alle direkt und indirekt betroffenen Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Die Berichterstattungspflichten sind tiefgreifend und erfordern eine gründliche nachhaltigkeitsstrategische Ausrichtung sowie die Schaffung klarer Reporting- und Governance-Strukturen“, sagt Christoph Stürmer, Partner bei der Unternehmensberatung Vindelici Advisors, die GKV/Tecpart beim Nachhaltigkeitsbericht berät. Er sieht dies allerdings auch als Chance: „Kleinere Unternehmen, die etwa für die Automobilindustrie oder die Medizintechnik arbeiten, sind schon jetzt unmittelbar betroffen. Sie erhalten von großen OEMs und Tier-1-Unternehmen umfangreiche Fragenkataloge zum Thema Nachhaltigkeit. Wir befürchten, dass Unternehmen, die nicht in der Lage sind, diese Fragen ausreichend zu beantworten, künftig nicht mehr an Ausschreibungen kommen.“

„Die CSRD stellt alle direkt und indirekt betroffenen Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Die Berichterstattungspflichten sind tiefgreifend und erfordern eine gründliche nachhaltigkeitsstrategische Ausrichtung sowie die Schaffung klarer Reporting- und Governance-Strukturen“

Christoph Stürmer, Partner bei der Unternehmensberatung Vindelici Advisors

Geforderte standardisierte Kennzahlen sind noch unklar

Die CSRD hat laut Vindelici Advisors zur Folge, dass künftig fünfmal mehr Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind als heute. Welche standardisierten Kennzahlen genau für die Berichte notwendig sind, ist noch unklar. Diese werden derzeit von der „European Financial Reporting Advisory Group“ (EFRAG) erstellt. Die ersten Ergebnisse sollen im Oktober 2022 veröffentlicht werden. „Die Schwierigkeit derzeit ist es weniger, die nötigen Informationen zu erzeugen, sondern eher sie im eigenen Unternehmen einzusammeln“, betont Stürmer. „Meist ist es nicht nötig, neue Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu erfinden, sondern im ersten Schritt alle bereits vorhandenen Maßnahmen und Informationen zur Nachhaltigkeit auf einen Stapel zu legen und eine Person zu benennen, die alle diese Informationen aus dem gesamten Unternehmen verwaltet und dann zum Beispiel dem Vertrieb oder dem Einkauf zur Verfügung stellt. Hier kommt es darauf an, dies möglichst effizient zu tun und keine zusätzlichen Stellen zu schaffen.“

Michael Weigelt, Geschäftsführer GKV/Tecpart: „Da sind einerseits die Banken, die für die Gewährung von Krediten entsprechende Vorgaben machen, und andererseits die Abnehmer, die jetzt selbst über Nachhaltigkeit berichten müssen und von ihren Zulieferern die dazu nötigen Informationen einfordern.“
Michael Weigelt, Geschäftsführer GKV/Tecpart: „Da sind einerseits die Banken, die für die Gewährung von Krediten entsprechende Vorgaben machen, und andererseits die Abnehmer, die jetzt selbst über Nachhaltigkeit berichten müssen und von ihren Zulieferern die dazu nötigen Informationen einfordern.“

Stürmer warnt allerdings davor, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen: „Viele Unternehmen sehen die CSRD-Anforderungen als eine Art Fortsetzung der technischen Anforderungen zur CO2- und Schadstoffreduzierung. Wir glauben aber, dass die neuen Regelungen zur integrierten Nachhaltigkeitsberichterstattung eine ganz andere Qualität haben.“

Nach Auskunft von Michael Weigelt, Geschäftsführer des GKV/Tecpart, sind viele Mitgliedsunternehmen des Branchenverbands nicht unmittelbar von der neuen Regelung betroffen – mittelbar allerdings schon: „Wir kennen ja das Umfeld, in dem wir uns bewegen. Da sind einerseits die Banken, die für die Gewährung von Krediten entsprechende Vorgaben machen, und andererseits die Abnehmer, die jetzt selbst über Nachhaltigkeit berichten müssen und von ihren Zulieferern die dazu nötigen Informationen einfordern“, so Weigelt.

Mehraufwand in der derzeitigen Situation wird diskutiert

Dr. Elmar Witten, Geschäftsführer AVK – Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe: „Es werden natürlich Diskussionen betreffend des organisatorischen (Mehr-)Aufwands und entsprechender politischer Forderungen geführt, die vor dem Hintergrund der derzeitig angespannten wirtschaftlichen Situation auch verständlich sind.“
Dr. Elmar Witten, Geschäftsführer AVK – Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe: „Es werden natürlich Diskussionen betreffend des organisatorischen (Mehr-)Aufwands und entsprechender politischer Forderungen geführt, die vor dem Hintergrund der derzeitig angespannten wirtschaftlichen Situation auch verständlich sind.“

Die AVK – Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe geht davon aus, dass rund 10 % ihrer Mitgliedsunternehmen die neue CSRD erfüllen müssen. Doch Geschäftsführer Dr. Elmar Witten ist sich sicher, „dass sich die Composite-Industrie auch ohne politischen Druck der Situation stellt und auch kleine Unternehmen sich intensiv mit der Thematik befassen“. Er gibt allerdings auch zu: „Es werden natürlich Diskussionen betreffend des organisatorischen (Mehr-)Aufwands und entsprechender politischer Forderungen geführt, die vor dem Hintergrund der derzeitig angespannten wirtschaftlichen Situation auch verständlich sind.“

Eine generelle Ablehnung der CSRD durch seine Mitglieder sieht der Verband aber nicht – und das gelte unabhängig von der Größe der Unternehmen. Witten: „Selbstverständlich sollte und darf man dabei nicht über das Ziel hinausschießen oder davon ausgehen, dass alle Möglichkeiten sofort genutzt und umgesetzt werden. Aber erreichbare, verbindliche Ziele zu definieren, an die sich Unternehmen halten müssen, ist ein sinnvoller Schritt.“

Genauso wie GKV/Tecpart rechnet die AVK damit, dass auch kleinere Unternehmen, die noch nicht unter die Regeln fallen, in Zukunft davon betroffen sein werden: „Das Thema Nachhaltigkeit wird zu einem festen Bestandteil der Materialauswahl werden. Dem kann sich kein Unternehmen mehr entziehen. Speziell große Kunden werden ihre Zulieferer in die Pflicht nehmen müssen. Dies betrifft dann logischerweise die gesamte Wertschöpfungskette“, bestätigt Volker Mathes, Business Development Manager in der AVK.

GKV/Tecpart veranstaltet Workshops zum Thema

Beide Verbände wollen ihre Mitglieder in Sachen Nachhaltigkeitsbericht unterstützen. „Wenn eines unserer Mitgliedsunternehmen Bedarf hat oder Unterstützung sucht, werden wir diese sehr gerne ermöglichen, auch über die Vermittlung entsprechender Fachleute, aber auch innerhalb unserer Netzwerks“, betont Mathes. GKV/Tecpart veranstaltet für seine Mitglieder am 21. Juli 2022 in Stuttgart und am 25. August 2022 in Düsseldorf Workshops zum Thema.

Mondi bereits seit 2007 mit jährlichem Nachhaltigkeitsbericht

Wir haben uns auch bei Kunststoffverarbeitern umgehört, wie sie die neuen EU-Regeln zur Nachhaltigkeitsberichterstattung einschätzen. „Durch die CSRD gewinnen Nachhaltigkeitskennzahlen stark an Bedeutung. Als Unternehmen, das das Thema Nachhaltigkeit ins Zentrum seiner Strategie stellt, sich klare Ziele setzt und einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Entwicklung leisten will, begrüßen wir dies“, sagt Susan Brunner, Senior Sustainability Positioning Manager beim Verpackungsriesen Mondi. Das börsennotierte Unternehmen – 7,7 Mrd. EUR Umsatz und 26.000 Mitarbeiter – stellt Verpackungen aus Papier und Kunststoff her und veröffentlicht bereits seit 2007 jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht.

Nicht zuletzt durch die transparente und umfassende Berichterstattung hat Mondi von der Nachhaltigkeits-Rating-Agentur Evovadis wiederholt das Platin-Rating – und damit die höchste Zertifizierungsstufe – erreicht. Damit gehört der österreichisch-britische Konzern zu den Top-Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit. Nur 1 % der Firmen erreichen Platin; Ecovadis erhöht die Anforderungen dafür jährlich. „In den meisten Fällen sind öffentlich zugängliche Dokumente wichtige Informationsquellen für Rating-Agenturen“, sagt Brunner.

Mondi erwartet weitere Offenlegungspflichten

Dennoch geht sie davon aus, dass auf Mondi durch die neuen EU-Regeln neue Herausforderungen zukommen: „Zusätzliche Offenlegungspflichten sind wahrscheinlich. Aber wir sind optimistisch, dass wir mit unserer umfassenden und langjährigen Berichterstattung bereits eine sehr gute Basis für die Anforderungen der CSRD haben.“

Susan Brunner, Senior Sustainability Positioning Manager bei Mondi: „Unsere Nachhaltigkeitsberichte werden bereits seit Jahren von Wirtschaftsprüfern extern geprüft. Der Aufwand ist damit entsprechend hoch.“
Susan Brunner, Senior Sustainability Positioning Manager bei Mondi: „Unsere Nachhaltigkeitsberichte werden bereits seit Jahren von Wirtschaftsprüfern extern geprüft. Der Aufwand ist damit entsprechend hoch.“

Basis für den Nachhaltigkeitsbericht ist bei Mondi der Nachhaltigkeits-Aktionsplan „Mondi Action Plan 2030“. Er umfasst laut Brunner drei wesentliche Handlungsfelder für das laufende Jahrzehnt: Kreislauforientierte Lösungen, handlungsfähigen Mitarbeiter und Maßnahmen gegen den Klimawandel. „Um die Fortschritte transparent und umfassend zur Verfügung stellen zu können, haben wir ein Integriertes Management-System etabliert, über das wir monatlich relevante Nachhaltigkeitskennzahlen aus unseren Betrieben erhalten“, berichtet die Managerin. „Zudem werden unsere Berichte bereits seit Jahren von Wirtschaftsprüfern extern geprüft. Der Aufwand ist damit entsprechend hoch.“ Sie empfiehlt dafür, etablierte, internationale Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung wie zum Beispiel Global Reporting Initiative und/oder Sustainability Accounting Standards Board (SASB) heranzuziehen.

Und auch Mondi signalisiert, dass kleinere Unternehmen, die aktuell noch nicht unter die Regeln der CSRD fallen, mittelbar bereits betroffen sind: „Bereits heute arbeiten wir eng mit unseren Zulieferern zusammen, um die Umweltauswirkungen unsere gesamten Wertschöpfungskette berechnen und reduzieren zu können.“ Damit zielt Brunner auf die sogenannte Scope-3-Emissionen ab, die nach dem international meistgenutzten Berechnungstool Greenhouse Gas (GHG) Protocol alle indirekten Emissionen umfassen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen – mit Ausnahme von gekauftem Strom, Dampf, Wärme und Kühlung; diese fallen unter Scope 2.

Röchling will die Berichterstattung stärker digitalisieren

Auch Röchling, mit 2,2 Mrd. EUR Umsatz und mehr als 11.000 Mitarbeitern, einer der großen Kunststoffverarbeiter im Land, sieht durch die Vorgaben der CSRD neue Herausforderungen auf sich zukommen – und dies, obwohl das Unternehmen 2019 und 2021 bereits Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht hat. „Wir erwarten einen Mehraufwand für die Dokumentation und Bereitstellung von Informationen und haben einen Prozess gestartet, um die Berichterstattung stärker zu digitalisieren und zu vereinfachen“, erklärt Franz Lübbers, CEO von Röchling Industrial und Mitglied des Vorstands der Röchling-Gruppe. „Denn hierbei ist es wichtig, effizient zu arbeiten und die neuen Arbeitsprozesse und die dadurch gewonnenen Informationen und Analysen für die Weiterentwicklung des Unternehmens nutzbar zu machen.“

Franz Lübbers, Mitglied des Vorstands der Röchling-Gruppe: „Wir erwarten einen Mehraufwand für die Dokumentation und Bereitstellung von Informationen und haben einen Prozess gestartet, um die Berichterstattung stärker zu digitalisieren und zu vereinfachen.“
Franz Lübbers, Mitglied des Vorstands der Röchling-Gruppe: „Wir erwarten einen Mehraufwand für die Dokumentation und Bereitstellung von Informationen und haben einen Prozess gestartet, um die Berichterstattung stärker zu digitalisieren und zu vereinfachen.“

Die Röchling-Gruppe hat Nachhaltigkeit zu einem der wichtigsten Strategiefelder für die Zukunft benannt und daher das „Röchling Board Sustainability“ gegründet. Dieses widmet sich unternehmensweit strategischen Themen und berichtet direkt an den Gruppenvorstand. Lübbers: „In diesem Board werden auch die neuen Berichtsanforderungen berücksichtigt. Wir werden unsere Abläufe und Strukturen zur Erstellung unseres Nachhaltigkeitsberichts entsprechend weiterentwickeln und diesen in Zukunft noch stärker quantifizieren.“

Lübbers begrüßt die neuen Regeln grundsätzlich: „Es ist aus unserer Sicht gut, dass Nachhaltigkeitsbestrebungen verbindlicher werden. Gerade für unsere Industrie, in der eine nachhaltige Transformation in vollem Gange ist, betrachten wir die verschärften Anforderungen als Mittel für die eigene Weiterentwicklung.“ Er erwartet, „dass bestimmte Anforderungen in der Lieferkette zukünftig an die Zulieferer weitergegeben werden, halten aber auch eine politische Ausweitung bestimmter Anforderungen für denkbar.

Oechsler begrüßt verbindliche Standards für das Reporting

Auch Kunststoffverarbeiter Oechsler, für den die neuen Auflagen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung mit 362 Mio. EUR Umsatz und knapp 3.000 Mitarbeitern bindend sind, begrüßt die CSRD: „Wir sehen schon heute, dass Nachhaltigkeit bei unseren Kunden ein erfolgskritischer Aspekt ist. Klare Vorgaben helfen unseren Kunden, aber auch uns selbst, die richtigen Entscheidungen bei der Stabilisierung der Supply Chain zu treffen“, sagt Niklas Hopf, Head of Corporate Development & Communications beim Ansbacher Kunststoffverarbeiter. „Verbindliche Standards für das Reporting von nichtfinanziellen Informationen sind aus unserer Sicht notwendig, um die Qualität und die Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung sicherzustellen.“

Niklas Hopf, Head of Corporate Development & Communications bei Oechsler: „Es wäre zum heutigen Zeitpunkt vermessen zu sagen, dass uns alle neuen Regularien bis ins letzte Detail bekannt sind.“
Niklas Hopf, Head of Corporate Development & Communications bei Oechsler: „Es wäre zum heutigen Zeitpunkt vermessen zu sagen, dass uns alle neuen Regularien bis ins letzte Detail bekannt sind.“

Bislang hat Oechsler noch keinen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, doch befasst man nach Auskunft von Hopf aktuell intensiv mit der Vorbereitung dafür: „Hierzu führen wir bereits umfassende und globale Projekte zur Integration von nichtfinanziellen Informationen in unser Reporting durch. Die Aktualisierung der Regularien und die darin enthaltenen eindeutigen Vorgaben sind bei der Aufstellung unserer Nachhaltigkeitsberichterstattung sehr hilfreich. Es wäre zum heutigen Zeitpunkt jedoch vermessen zu sagen, dass uns alle neuen Regularien bis ins letzte Detail bekannt sind.

Hoher Abstimmungsaufwand im internationalen Konzern

Hopf spricht von einem „hohen Abstimmungsaufwand“ innerhalb des Konzerns, „da alle sieben Produktionsstandorte in Europa, der Region Asien-Pazifik und Nordamerika von Anfang an in unsere Nachhaltigkeitsprojekte eingebunden sind. „Wir verstehen Nachhaltigkeit als eine globale Herausforderung“, so Hopf. „Das heißt, alle notwendigen Informationen und Daten müssen weltweit gesammelt, harmonisiert und standardisiert werden.“ Er betont: „Kleinere Unternehmen werden aus unserer Sicht nicht die Möglichkeit haben, sich dieser Marktdynamik zu entziehen. Wer keine Antworten auf die zentralen Fragen der Nachhaltigkeit bietet, wird in naher Zukunft große Probleme bei der Akquisition von Kunden, Mitarbeitern und Investoren haben.“

Weiss spürt jetzt schon Druck der Automobilindustrie

Jürgen B. Weiß, geschäftsführender Gesellschafter von Weiss: „Die Automobilindustrie ist unsere größte Kundenbranche und wir haben bereits für mehrere Spritzgussbauteile und -module, die wir im Kundenauftrag fertigen, die artikelgebundenen CO2-Emission ermittelt.“
Jürgen B. Weiß, geschäftsführender Gesellschafter von Weiss: „Die Automobilindustrie ist unsere größte Kundenbranche und wir haben bereits für mehrere Spritzgussbauteile und -module, die wir im Kundenauftrag fertigen, die artikelgebundenen CO2-Emission ermittelt.“

Für Weiss Kunststoffverarbeitung mit 190 Mitarbeitern in llertissen und 90 in Györ/ Ungarn, greifen die neuen EU-Regeln für Nachhaltigkeitsberichte noch nicht. Doch hält Jürgen B. Weiß, geschäftsführender Gesellschafter, sie für nachvollziehbar: „Sie entsprechen einfach der Zeit und den Tatsachen. Jedes Unternehmen verbraucht Ressourcen wie Energie und Rohstoffe. Diese Ressourcen sind endlich, und bei ihrem Verbrauch entstehen Emissionen, die unser Klima verändern. Deshalb gehört es zur unternehmerischen Verantwortung, nachhaltig zu produzieren und es ist korrekt, erstens den Verbrauch von Ressourcen zu dokumentieren und sich zweitens Ziele für die schrittweise Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und der CO2-Emissionen zu setzen.“

Die mittelbaren Auswirkungen der Regularien spürt das Familenunternehmen allerdings durchaus: „Die Automobilindustrie ist unsere größte Kundenbranche und wir haben bereits für mehrere Spritzgussbauteile und -module, die wir im Kundenauftrag fertigen, die artikelgebundenen CO2-Emission ermittelt. Das heißt: Wir wissen, wieviel Gramm CO2 für die Produktion zum Beispiel eines Sensorgehäuses oder eines Interior-Bauteils aufgewendet werden müssen – von der Rohstoffproduktion über die gesamte Prozesskette in unseren Werken bis zum Transport zum Kunden.“

Auch die beiden Spritzgießmaschinenbauer Engel und Arburg haben bereits Nachhaltigkeitsberichte veröffentlicht:

Spritzgießmaschinen: Engel mit Nachhaltigkeitsbericht
Engel hat seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht; danach soll Spritzgießmaschinen künftig kreislauffähig gestaltet werden.
Nachhaltigkeit: Arburg legt Bericht vor
1,9 Mio. kWh Solarstrom erzeugte Arburg 2020 mit Photovoltaik für den Eigenbedarf – ein Ergebnis des aktuellen Nachhaltigkeitsberichts des Maschinenbauers.

Sabine Koll

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