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Unternehmen 23. Mai 2023

Mehr Optionen für nachhaltige Verpackungen gefordert

Wann gilt ein Verpackungsmaterial als nachhaltig? Ein Positionspapier der Renewable Carbon Initiative zeigt neben Rezyklaten weitere Möglichkeiten auf

Nicht nur Rezyklate machen Verpackungen nachhaltiger. Chemisches Recycling, Biomasse und direkte CO2-Nutzung sind weitere Möglichkeiten zur Dekarbonisierung.
Nicht nur Rezyklate machen Verpackungen nachhaltiger. Chemisches Recycling, Biomasse und direkte CO2-Nutzung sind weitere Möglichkeiten zur Dekarbonisierung.

Biobasierte Inhaltsstoffe, kompostierbare Kunststoffe und chemisches Recycling – es gibt neben Rezyklaten aus mechanischem Recycling viele Chancen für mehr Nachhaltigkeit bei Verpackungen. Ein Positionspapier der Renewable Carbon Initiative (RCI) zeigt sie auf und fordert von der Politik, diese bei der neuen Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) als erneuerbare Kohlenstoffquellen zu fördern.

Höhere Rezyklat-Quoten bei Verpackungen

Im November 2022 hatte die EU-Kommission den Vorschlag des Europäischen Parlaments und des Rates über eine neue Verordnung für Verpackungen und Verpackungsabfälle angenommen. Die vorgeschlagene Verordnung enthält eine Reihe von Bestimmungen, die im Verpackungssektor die Kreislaufwirtschaft stark fördern werden. Sie sehen sie unter anderem deutlich höhere Quoten beim Einsatz von Recyclingmaterial vor. Zudem soll die Kompostierung einiger schwer recycelbarer Produkte vorgeschrieben werden.

RCI begrüßt dies und fordert in einem Positionspapier die politischen Entscheidungsträger auf, weitere Möglichkeiten zur Dekarbonisierung von Verpackungen zu berücksichtigen. Der Hintergrund: RCI setzt sich für eine beschleunigte Umstellung der Industrie von fossilen auf nachhaltige Kohlenstoffquellen ein, speziell für Sektoren, die aufgrund ihrer Natur selbst nicht dekarbonisiert werden können. RCI benennt hierfür drei Kohlenstoffquellen: Chemisches Recycling, Biomasse und direkte CO2-Nutzung (Carbon Capture and Utilization, CCU).

Positionspapier nennt nicht-fossile Kohlenstoffquellen

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Laut PCI sollte die aktuelle Überarbeitung der PPWR jetzt auch das Potenzial dieser Kohlenstoffquellen als Beitrag zu einer nachhaltigen Verpackungsindustrie berücksichtigen. Auf deren Basis hergestellte Materialien könnten zu ähnlichen Treibhausgasreduktionen führen wie recycelte Verpackungen. RCI fordert daher die EU auf, eine ergänzende Quote für Materialien aus erneuerbarem Kohlenstoff in den PPWR-Vorschlag aufzunehmen, um die Verwendung biobasierter und CO2-basierter Rohstoffe in Verpackungen ähnlich dem mechanischen Recycling zu fördern.

Des Weiteren begrüßt RCI, dass in Artikel 8 des PPWR-Vorschlags vorgeschrieben wird, dass bestimmte Arten von Tee- und Kaffeeverpackungen, Haftetiketten für Obst und Gemüse sowie sehr leichte Kunststofftragetaschen industriell kompostierbar sein müssen. Diese Bestimmung folgt wissenschaftlichen Erkenntnissen, die gezeigt haben, dass der biologische Abbau oder die Kompostierung bestimmter Verpackungsarten Umweltvorteile bietet. RCI appelliert daher an die Entscheidungsträger, Artikel 8 in seiner jetzigen Form beizubehalten.

Mechanisches Recycling ist gut etabliert, funktioniert in großem Maßstab und verursacht weniger Treibhausgasemissionen als chemisches Recycling. Doch mechanisches Recycling weist auch Einschränkungen auf – wie z.B., dass nur wenige Kunststoffe recycelt werden können und dass nur geringe Mengen an Verunreinigungen zulässig sind.

Chemisches Recycling über Massenbilanzen anrechnen

Chemisches Recycling wie Depolymerisation (thermochemisch, Solvolyse, Enzymolyse), Vergasung und Pyrolyse bieten die Möglichkeit, Abfallströme zu verwerten, die mit mechanisch nicht recycelt werden können, und sind in der Lage, den Polymer-, Monomer- und Molekülkreislauf zu schließen.

Diese Technologien würden von einer stärkeren politischen Unterstützung profitieren. RCI fordert die politischen Entscheidungsträger auf, hierfür verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein dringender Schritt wäre die Festlegung akzeptabler Methoden zur Massenbilanzierung für die Rückverfolgbarkeit von chemisch recycelten Rohstoffen in den Wertschöpfungsketten, um Marktsicherheit für Investitionen in diese Technologien zu gewährleisten. Die Methodik zur Berechnung und Verifizierung des prozentualen Anteils von recycelten Inhaltsstoffen aus Altkunststoffen in Verpackungen, die im Text der PPWR vorgeschrieben wird, sollte solche Massenbilanzmodelle berücksichtigen und die Regeln angemessen festlegen.

Weitergehende Informationen finden sich im vollständigen Positionspapier des RCI. mg

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