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Aufgefallen

Mehr Kreislaufwirtschaft – weniger Gas aus Russland

Aufgefallen ist Günter Kögel, Herausgeber der K-ZEITUNG, dass es einen neuen Grund zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft gibt: weniger Gasimporte aus Russland.
Günter Kögel, Herausgeber der K-ZEITUNG
Günter Kögel, Herausgeber der K-ZEITUNG

Aufgefallen ist Günter Kögel, Herausgeber der K-ZEITUNG, dass es einen neuen Grund zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft gibt: weniger Gasimporte aus Russland.

Als die Kreislaufwirtschaft auf der K 2019 zum Megathema der Kunststoffbranche wurde, ging es primär um die Umwelt, das Klima, die Schonung der endlichen Ressourcen, die Reduzierung des CO2-Ausstoßes und den Verzicht auf fossile Rohstoffe. Diese Themen gelten zwar nach wie vor, doch zu unserem Leidwesen kam durch den schrecklichen Krieg in der Ukraine ein völlig neues Thema dazu: die Verringerung der Abhängigkeit von Gas- und Öllieferungen aus Ländern wie Russland. Deshalb führt jetzt erst recht an der Kreislaufwirtschaft kein Weg mehr vorbei.

Kreislaufwirtschaft reduziert den Bedarf an Öl und Gas

Denn jedes Gramm Kunststoff, das wir aus den Abfällen zurückgewinnen, schont nicht nur die Umwelt, sondern reduziert auch unseren Bedarf an Öl und Gas. Für sich allein betrachtet, ist dieses eine Gramm Kunststoff nichts. Aber wenn man bedenkt, dass derzeit rund 3 Mrd. t Kunststoffe weltweit im Einsatz sind, die irgendwann zu Abfall und damit zu einer potenziellen Rohstoffquelle werden, lagert hier mehr als genug Energie, um den Hahn nicht nur zu Russland, sondern zu allen Ländern zuzudrehen, die die Menschenrechte mit Füßen treten.

Beim Fachpressetag von Plastics Europe Deutschland bezeichnete denn auch Dr. Henning Wilts, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, die Umsetzung der Circular Economy als Win-Win-Win-Situation, denn von der Kreislaufwirtschaft profitieren wir ökologisch, ökonomisch und sozial.

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"Mechanisches und chemisches Recycling stehen nicht im Wettbewerb, sondern ergänzen sich perfekt."

Günter Kögel, Herausgeber der K-ZEITUNG

Zu den ökonomischen Vorteilen hatten die Referenten des Fachpressetags übrigens interessante Fakten parat, allen voran Prof. Dr. Dieter Stapf, Leiter des Instituts für technische Chemie am Karlsruhe Institut für Technologie KIT. Die drei wesentlichen Thesen von Prof. Stapf:

Mechanisches und chemisches Recycling stehen nicht im Wettbewerb, sondern ergänzen sich perfekt. Denn mechanisches Recycling ist immer günstiger als chemisches Recycling, wird also zwangsläufig das bevorzugte Verfahren bleiben. Aber alles, was übrig bleibt oder sich nicht mechanisch recyceln lässt, sollte am besten chemisch recycelt werden.

Pyrolyse braucht weniger Energie als viele denken

Pyrolyse benötigt zwar hohe Temperaturen, aber nur vergleichsweise wenig Energie und die lässt sich auch noch prima aus den Stoffen gewinnen, die beim chemischen Recyceln übrig bleiben.

Wenn man die CO2-Bilanz betrachtet, ist das Verbrennen von Kunststoffen die schlechteste aller Rückgewinnungsmöglichkeiten – sofern man beim Verbrennen überhaupt von Rückgewinnen sprechen will. Wobei natürlich Verbrennen immer noch wesentlich besser ist als Deponieren oder ins Meer werfen.

Die Kunststoffindustrie wird auch die heutigen Probleme lösen

Für alle, die Zweifel haben, ob all diese Herausforderungen überhaupt zu meistern sind, ein Statement von Sabine Nadherny-Borutin, Generalsekretärin von Plastics Europe Austria: „Die Kunststoffbranche hat in den 100 Jahren ihrer Existenz jedes Problem gelöst, das an sie herangetragen wurde.“ Und genau das wird sie auch jetzt wieder schaffen, davon bin ich – wie viele andere auch – fest überzeugt.

Günter Kögel

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