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Märkte

Markt stabilisiert sich auf höchstem Niveau

2018 wird für die deutschen Hersteller von Kunststoff- und Gummimaschinen zum neunten Rekordjahr in Folge – so viel steht kurz vor Jahresende fest.
Hightech-Maschinen und ein ausgezeichnetes Arbeitsklima – auf diese Kombination setzt Maschinenbauer W&H für seine über 2.700 Mitarbeiter weltweit.

2018 wird für die deutschen Hersteller von Kunststoff- und Gummimaschinen zum neunten Rekordjahr in Folge – so viel steht kurz vor Jahresende fest.

Wie Thorsten Kühmann, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA auf Nachfrage der K-ZEITUNG erklärte, geht der Verband für das Jahr 2018 von einem weiteren Wachstum von rund 3 % auf dann knapp 8 Mrd. EUR aus.

Kühmann gab sich auch optimistisch, was den Umsatz für 2019 betrifft. Durch den hohen Auftragsbestand und die teils langen Durchlaufzeiten für große Maschinen und Anlagen wird sich der Umsatz der Branche im nächsten Jahr nach Kühmanns Einschätzung nicht dramatisch verändern.

Weiter steigende Nachfrage nach Maschinen zum Kunststoffrecycling

Die Hersteller von Maschinen und Anlagen für das Recycling von Kunststoffen melden weiterhin gute Geschäfte und rege Nachfrage.
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Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung geht der Verband aber davon aus, dass der Auftragseingang im nächsten Jahr rückläufig sein wird. Allerdings nicht in allen Segmenten. So freuen sich zum Beispiel die Hersteller von Recyclinganlagen nach wie vor über eine steigende Nachfrage nach ihren Lösungen.

Befürchtungen, dass die Konjunktur dramatisch einbrechen könnte, sind für Thorsten Kühmann übrigens unbegründet. Schließlich sei die Fakuma als wichtigste deutsche Kunststoffmesse des Jahres 2018 gut gelaufen und seitdem hat sich die Lage nicht wesentlich verändert.

Was die Entwicklung auf dem Spritzgießmaschinenmarkt betrifft, sind sich die großen Hersteller aus dem deutschsprachigen Raum einig: Das rapide Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre legt derzeit eine Pause ein. Doch sei man weit entfernt von einer Krise.

„Der Markt für Spritzgießmaschinen hat sich in der zweiten Jahres­hälfte 2018 abgeschwächt, getrieben durch schwache globale Absatzzahlen im Automobilmarkt und Unsicherheiten aufgrund von Stickoxidemissionen von Dieselaggregaten“, sagt Dr. Hans Ulrich Golz, President des Segments Spritzgießtechnik der Krauss Maffei Gruppe. „Nach einem soli­den Wachstum 2018 rechnen wir 2019 mit einem Sidestep. Als Impulsgeber sehen wir die Themen Digitalisierung, Automatisierung, Funktionsintegration und Circular Economy.“

Bereits auf der Fakuma 2018 hatten Krauss Maffei und andere Spritzgießmaschinenbauer von einer Verlangsamung des Wachstums berichtet. Dr. Frank Stieler, CEO der Krauss Maffei Gruppe, sagte auf der Messe im Oktober: „Der Markt in China ist nach wie vor sehr stark, aber ansonsten registrieren wir eher eine Zurückhaltung der Kunden.“

Rückgang im Bereich Automotive

Auch Dr. Stefan Engleder, CEO der Engel Gruppe, spricht von einer Seitwärtsbewegung: „Insgesamt sehen wir, dass sich das starke­ Wachstum der letzten Jahre hin zu einer Seitwärtsbewegung verändert. Auf die Branchen bezogen, verzeichnen wir im Bereich Automotive seit etwa Mitte dieses Jahres einen Rückgang.“ Packaging und Medical dagegen seien gewachsen.

Engleder weiter: „Der nordamerikanische Markt ist aktuell unter Vorjahresniveau, was zum einen an den Handelsdifferenzen und der daraus resultierenden Verunsicherung einiger Entscheider liegt. Zum anderen war das letzte Geschäftsjahr in Nordamerika von einigen außergewöhnlichen Großaufträgen geprägt. Die Lieferfristen haben sich aufgrund der partiell abflachenden Märkte, aber auch der zusätzlichen Produktions­kapazitäten bereits verkürzt, was natürlich gut für unsere Kunden ist.“

Die Fakuma hat neue Impulse gesetzt

Impulse für das Geschäft setzte die Fakuma im Oktober: „Die Stimmung auf der Fakuma war sehr gut, wir haben viele Abschlüsse getätigt und neue Projekte angestoßen“, so Engleder. „Die Konjunktur ist nach wie vor stark und dabei ist es gerade die Region Deutschland, Österreich, Schweiz (DACH), die sich aus unserer Sicht auch 2019 weiter positiv entwickelt.“ Für das laufende Geschäftsjahr von Engel, das Ende März 2019 endet, geht der CEO von rund 1,6 Mrd. EUR Umsatz und damit einem Plus von 6 % aus.

Auch Gerhard Böhm, Geschäftsführer Vertrieb bei Arburg, bezeichnet die Fakuma als „großen Erfolg“. „Aus unserer Sicht war die Stimmung nicht verhalten. Vielmehr hat sich die wirtschaftliche Situation nur nicht so nach oben weiterentwickelt wie in den letzten Jahren. Die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weisen zuletzt durchaus ein paar Unsicherheiten auf. Diese Parameter gilt es, genau im Auge zu behalten.“

Arburg spricht von einer Normalisierung

Böhm stellt fest, dass sich „die Auftragseingänge im zweiten Halbjahr auf einem guten Niveau eingependelt haben. Man kann also eher von einer Normalisierung sprechen. Die aktuellen poli­tischen Verwerfungen sind erkennbar, ergeben derzeit jedoch noch keine wesentlichen wirtschaftlichen Veränderungen in den für uns wichtigen Märkten. Insgesamt waren wir mit dem Jahr 2018 sehr zufrieden und starten mit einer guten Auslastung und einem entsprechend positiven Gefühl ins Jahr 2019“. Eine langfristige Prognose hält Böhm für schwierig. „Aber wir sind sicher, dass das K-Jahr viele neue Impulse­ bringen wird.“

Michael Wittmann, Geschäftsführer der Wittmann Kunststoffgeräte, hält eine Prognose für das Jahr 2019 ebenfalls für „sehr schwierig“ – und zwar „durch die Volatilität der Weltwirtschaft und die relativ unvorhersehbaren poli­tischen Einflussfaktoren“.

Auftragsbestand weiter auf hohem Niveau

Wittmann erklärt: „Nach einer langen Reihe an Jahren mit konstantem Wirtschaftswachstum mussten wir bei der Nachfrage ab Mitte 2018 erstmals eine kleine Korrektur nach unten erfahren. Das wirkt sich im Jahr 2018 noch nicht unmittelbar auf den Umsatz aus, da sich der Auftragsbestand noch weiterhin auf hohem Niveau befindet und bis weit ins neue Jahr 2019 reichen wird. Jedoch könnte sich das auf die Umsatzentwicklung im Jahr 2019 auswirken, wenn nicht im ersten Halbjahr eine Umkehr der momentanen wirtschaftlichen Entwicklung stattfindet.“ Wittmann geht davon aus, „dass auch das nächste Jahr auf einem hohen, wenngleich möglicherweise nicht dem gleichen Niveau von 2018 enden wird“.

gk+sk

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