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Lagerbehälter profitieren vom E-Commerce-Boom

E-Commerce, Digitalisierung, Lebensmittel- und Covid-19-Impfstoff-Transporte – laut Bito verändern sich die Anforderungen an Kunststoff-Lagerbehälter.
Für den Mehrwegbehälter MB als Transportbehälter von Bito – hier im Einsatz bei der Klinik-Apotheke der Uniklinik Dresden – gibt es für den Impfstoff-Transport Neopor-Inlays mit dazu passenden Kühlakkus als Zubehör.
Für den Mehrwegbehälter MB als Transportbehälter von Bito – hier im Einsatz bei der Klinik-Apotheke der Uniklinik Dresden – gibt es für den Impfstoff-Transport Neopor-Inlays mit dazu passenden Kühlakkus als Zubehör.

E-Commerce, Digitalisierung, Lebensmittel- und Covid-19-Impfstoff-Transporte – laut Bito verändern sich die Anforderungen an Kunststoff-Lagerbehälter.

„Die Entwicklungen auf dem E-Commerce-Sektor haben eine ganz enorme Auswirkung auf die Lagerlogistik – und damit auch auf die Nachfrage nach Lagerbehältern“, betont Peter Kerth, Leiter Produktmanagement bei Bito-Lagertechnik Bittmann. Er engagiert sich seit vielen Jahren in der Pro-K Fachgruppe Lager-und Transportsysteme. „Zum einen gibt es im Bereich des E-Commerce große Player, die voll und ganz auf Automatisierung setzen – da sprechen wir von großen Mengen an automatisierungsfähigen Behältern, sechsstellige Stückzahlen sind dort mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme. Zum anderen darf man aber auch nicht unterschätzen, dass eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Unternehmen weiter auf manuelle Lagertechnik setzen. Auch dort werden viele Behälter in vielen Varianten als Lager-, Kommissionier- oder Transportbehälter benötigt.“

E-Commerce: Immer kleinheiligere Gebinde sind gefragt

Kerth beobachtet zudem, dass im Bereich des E-Commerce – und hier vor allem im Bereich B2C – geringe Stückzahlen pro Auftrag, eine hohe Sortimentsbreite und eine hohe Verfügbarkeit zu bewältigen sind. Die Lagerung wird dadurch tendenziell kleinzelliger, und es wird immer mehr in kleinteiligen Gebinden und in Behältern eingelagert.

Der Bito-Manager ist sich sicher: „Ohne Digitalisierung und Vernetzung von Informationen in der Logistikkette, intra- und interlogistisch, wäre der Onlinehandel nicht möglich.“ Speziell im Fashion-Bereich beobachtet er seit Jahren den Trend, dass Kunden die aus Fernost eingeführten Waren direkt vom Wareneingang und noch im Karton in das Shuttle-Regal oder das automatisches Kleinteilelager fahren. Dafür benötigen sie Tablare oder Umbehälter im passenden Format, da die Kartonagen selbst weniger für die Automatisierung geeignet sind.

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„Einen ganz besonderen Boom erfahren in Zeiten der Pandemie auch die Lebensmittel-Online-Lieferdienste. 2020 war dieser Bereich in Deutschland mit einem Wachstum von über 60% der Sektor, der am schnellsten gewachsen ist. Die Anbieter konnten sich kaum retten vor Aufträgen – mit der Folge, dass auch wir mit supereiligen und überdurchschnittlich großen Abrufen gefordert waren“, sagt Kerth. Diese Lieferdienste benötigen nach seiner Darstellung viele Behälter, zum einen intern für Lagerung und Kommissionierung und zum anderen für die externe Belieferung ihrer Kunden. Die Lebensmittel-Onlinehändler stehen dabei vor der besonderen Herausforderung, auch bei der Belieferung ihrer Kunden die Kühlkette für Frischware oder Tiefkühlware bis zur Übergabe aufrecht zu erhalten. Kerth: „Wir haben dazu sowohl projektbezogene, individuelle Kundenlösungen entwickelt als auch unser Standardsortiment um ganzheitliche Systemlösungen ergänzt, die diese Anforderung erfüllen.“

Andreas Mattes (links), Produkt-Designer, und Peter Kerth, Leiter Produktmanagement ( beide Bito) freuten sich über den Pro-K Award 2020 für den speziell für den Bereich Lebensmittel-E-Commerce entwickelten Behälter MB Food & Delivery.
Andreas Mattes (links), Produkt-Designer, und Peter Kerth, Leiter Produktmanagement ( beide Bito) freuten sich über den Pro-K Award 2020 für den speziell für den Bereich Lebensmittel-E-Commerce entwickelten Behälter MB Food & Delivery.

Lagerbehälter für Impfstoffe sind gefragt

„Das Kühlkettenthema hat uns auch beim Thema der Impfstoffversorgung ganz schön beschäftigt“, fährt er fort. Bito hat schon längere Zeit ein Kombinationssystem am Markt: Für den Mehrwegbehälter MB als Transportbehälter gibt es Neopor-Inlays mit dazu passenden Kühlakkus als Zubehör. Bereits vor der Pandemie hat das Unternehmen, das einer der wenigen Komplettanbieter für Lagertechnik in der Intralogistik-Branche ist, entsprechende Qualifikationen durchführen lassen, um die Eignung für solch sensible Transporte bis zu einer Dauer von zwölf Stunden nachzuweisen. Durch die Zusammenarbeit mit dem vom Bito Campus geförderten Start-Up Tec4Med hatte das Unternehmen sein Augenmerk aber bereits 2019 auf Behälter mit einer Isolierzeit von mehr als 24 oder 48 Stunden gerichtet. Hier werde man bald ein Behältersystem anbieten, das nicht nur diese lange Isolierzeit sicher einhält, sondern auch in Echtzeit die Temperaturdaten in eine Cloud lädt. Der Clou ist dabei eine elektronische Verriegelung des Behälters, der sich nur von autorisierten Personen oder bei Erreichen einer bestimmen GPS-Position öffnen lässt.

Neue Technik erfordert Umdenken beim Brandschutz

Peter Kerth, Leiter Produktmanagement bei Bito, beobachtet vor allem, dass E-Commerce die Anforderungen an Lagebehälter nachhaltig verändert.
Peter Kerth, Leiter Produktmanagement bei Bito, beobachtet vor allem, dass E-Commerce die Anforderungen an Lagebehälter nachhaltig verändert.

Ein großes Thema ist für das Unternehmen mit Hauptsitz in Meisenheim auch der Brandschutz bei Kunststoff-Ladungsträgern. Grund ist der Wechsel in der Inter- und Intralogistik von automatischen Kleinteilelagern zu Shuttle- oder Autostore-Systemen. „Zu dem Zeitpunkt, als sich die Verbände der Sachversicherer mit den Brandrisiken in automatisierten Lagern beschäftigten und ihre momentan gültigen Vorgaben zur Sprinklerung ausgearbeitet hatten, war gerade die automatische Kleinteilelager-Technik das Maß aller Dinge, im Prinzip also Hochregallager für Kleinteilebehälter mit langen Gassen, in denen sich die Regalbediengeräte bewegen“, erinnert sich Kerth. „Bei Auslösen der Sprinkler galt es zu vermeiden, dass sich die Behälter mit dem Sprinklerwasser füllen. Denn einerseits sollte das Löschwasser ja zum Brandherd gelangen und nicht tausende von Behälter füllen. Andererseits musste man verhindern, dass diese zusätzliche Wasserlast in den Behältern zu einer statischen Überlastung der Regalstruktur führt, die ja womöglich schon durch Hitzeeinwirkung geschwächt sein konnte.“

Die Richtlinien sahen somit vor, dass diese Behälter Wasserablauflöcher in bestimmten Positionen aufweisen mussten. „Abgesehen davon, dass damit zahlreiche Zielkonflikte mit Betreibern, Systemintegratoren und nicht zuletzt mit dem Werkzeugbau der Behälterhersteller geschaffen wurden, hat sich die technische Entwicklung so beschleunigt, dass die Richtlinien der Sachversicherer oftmals nicht mehr passen oder gar widersinnig zum gewünschten Ergebnis wurden“, so Kerth. „Für die heute üblichen Shuttle- oder Autostore-Systeme treffen die Anforderungen nicht mehr zu.“

Positionspapier „Brandschutz bei Kunststoff-Ladungsträgern“

Die Behälterhersteller befinden sich genau an der Schnittstelle zwischen den Kundenanforderungen, den Wünschen der Systemintegratoren – zum Beispiel hinsichtlich der Sensorik auf Lastaufnahmemittel und Fördertechnik) und den Anforderungen des Brandschutzes. Da die Pro-K Arbeitsgruppe „Lager- und Transportbehälter“ zwischen diesen Stakeholdern vermitteln muss, hat das gemeinsame Positionspapier „Brandschutz bei Kunststoff-Ladungsträgern“ aufgesetzt.

„Dazu sind wir zunächst auch in die Diskussion mit dem Verband VdS und dem Industriesachversicherungsunternehmen FM Global gegangen. In unserem Statement haben wir dabei unsere gemeinsame Interpretation der bestehenden Regeln niedergeschrieben, da diese aus unserer Sicht nicht widerspruchsfrei sind. Darüber hinaus wurden die Zielkonflikte, die mit den bestehenden Regeln einhergehen, von uns klar benannt. Schließlich haben wir zielorientierte Empfehlungen ausgesprochen“, erläutert Kerth das Vorgehen. „Wir schätzen es als kritisch ein, wenn die Behälterhersteller Konstruktionsvorgaben zur Herstellung der Wasserdurchlässigkeit erhalten. Vielmehr würden wir es als sinnvoll erachten, wenn die Versicherer lediglich das zu erreichende Ziel definieren und es dann jedem Hersteller überlassen, wie er dieses erreicht. Wünschenswert wäre auch eine Harmonisierung der Vorgaben der Verbände, denen es vielleicht nicht immer bewusst ist, welche Kosten es verursacht, wenn mehrere Hersteller gezwungen werden, in Dutzenden von Werkzeugen, massive Veränderungen vorzunehmen.“

Ralf Olsen, Hauptgeschäftsführer Pro-K

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