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Verpackung 20. Februar 2023

Kunststoffverpackungen – vom Problemkind zum Umwelthelden

Projekt „Ökoverpackt“: Kunststoffverpackungen sind besser als ihr Ruf und vermeintlich umweltfreundlichen Verpackungen auch in Sachen Umwelt oft überlegen.

PET-Man hat die bisherige nicht rezyklierbare PET/PE-Tiefziehfolie mit der wiederverschließbaren PET/PE-Siegelfolie durch eine Monomaterial-PET-Tiefziehfolie ersetzt und damit bei gleichwertigem Produktschutz den CO2-Ausstoß und das Gewicht der Verpackungen reduziert.
PET-Man hat die bisherige nicht rezyklierbare PET/PE-Tiefziehfolie mit der wiederverschließbaren PET/PE-Siegelfolie durch eine Monomaterial-PET-Tiefziehfolie ersetzt und damit bei gleichwertigem Produktschutz den CO2-Ausstoß und das Gewicht der Verpackungen reduziert.

Viele Kunststoffverpackungen sparen Gewicht und damit Ressourcen, schützen Lebensmittel besser vor Verderb als andere Materialien, sind recyclingfähig und haben einen geringeren CO2-Fußabdruck als vermeintlich umweltfreundlichere Verpackungen. Das ist das Ergebnis des Projekts „Ökoverpackt“ im Lebensmittel-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria.

Am Projekt beteiligten sich die Landena Wels KG, die Pankrazhofer GmbH aus Tragwein, Jodl Verpackungen aus Lenzing, die PET-Man GmbH aus Frankenburg und das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) in Wien.

Projekt Ökoverpackt ermittelte die ökologischsten Verpackungen

Das Kooperationsprojekt „Ökoverpackt“ im österreichischen Lebensmittel-Cluster ging davon aus, dass bei Verpackungen im Sinne der Ökodesign-Richtlinien unter Umständen Recycling nicht immer möglich oder sinnvoll ist. Somit könnte aus der Gesamtbetrachtung resultieren, dass bei bestimmten Anwendungen der Einsatz von Verbundverpackungen bereits die optimale Lösung darstellt, obwohl sie nicht recyclingfähig ist. Das Ziel war daher, derzeitige Verpackungen durch ökodesigngerechte Verpackungslösungen zu ersetzen. Im Gegensatz zum Trend, der ausschließlich auf die Rezyklierbarkeit setzt, lag bei „Ökoverpackt“ der Fokus auf der ökologischsten Verpackung. Das Projektteam wollte zwei bis drei neue Verpackungslösungen finden und eventuell sogar neue Materialien entwickeln.

Recycling und Produktschutz sind kompatibel

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Heidrun Hochreiter, Managerin des Lebensmittel-Clusters: Recyclingfähige Kunststoffverpackungen können Gewicht sparen und CO2-Fußabdruck reduzieren, ohne dass der Produktschutz darunter leidet.
Heidrun Hochreiter, Managerin des Lebensmittel-Clusters: Recyclingfähige Kunststoffverpackungen können Gewicht sparen und CO2-Fußabdruck reduzieren, ohne dass der Produktschutz darunter leidet.

„Bei allen Projektpartnern zeigte sich nach zweijähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit: Sowohl Lösungen, die zu mehr als 90 % recyclingfähig sind und Materialgewicht sparen, als auch Lösungen, die den CO2-Fußabdruck verkleinern, sind grundsätzlich möglich, ohne dass der Produktschutz darunter leidet“, sagt Heidrun Hochreiter, Managerin des Lebensmittel-Clusters.

Praktikables Ökodesign-Tool entwickelt

Michael Krainz, Projektkoordinator beim Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) in Wien, das ein praktikables Ökodesign-Tool für Lebenszyklusanalysen und Recyclingfähigkeitsbewertungen entwickelt hat, das eine umfassende ökologische Bewertung der Verpackungsmaterialien erlaubt. 
Michael Krainz, Projektkoordinator beim Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) in Wien, das ein praktikables Ökodesign-Tool für Lebenszyklusanalysen und Recyclingfähigkeitsbewertungen entwickelt hat, das eine umfassende ökologische Bewertung der Verpackungsmaterialien erlaubt. 

Das OFI entwickelte ein praktikables Ökodesign-Tool, das mittels Lebenszyklusanalysen und Recyclingfähigkeitsbewertungen eine umfassende ökologische Bewertung der Verpackungsmaterialien erzielt. „Dadurch können die Projektpartner ihre Umweltziele für die gewünschte Verpackungsoptimierung anhand von Ökodesign-Strategieelementen und messbaren Zielgrößen relativ einfach definieren und konkretisieren“, sagt Michael Krainz vom Forschungspartner OFI. „Weiters ist die durchgehende Dokumentation von geeigneten Verpackungsvarianten und möglichen Schwierigkeiten bei der Umsetzung sowie von Zielkonflikten möglich.“ Die Auswertung erfolgt übersichtlich über ein Netzdiagramm anhand definierter Umweltziele.

Die Bio-Landwirte Eva und Norbert Eder wollten wissen, ob das verwendete Glas tatsächlich die nachhaltigste Verpackung für ihren Senf ist. Bei den Untersuchungen zeigte es sich, dass ein recyclingfähiger Standbeutel aus Polypropylen (PP) mit PP-Verschluss und hoher Sauerstoffbarriere wesentlich nachhaltiger ist als Glas, da er bei ähnlich hoher Recyclingfähigkeit das Verpackungsgewicht um 95 % und damit den CO2-Ausstoß um 69 bis 74 % reduzieren würde..
Die Bio-Landwirte Eva und Norbert Eder wollten wissen, ob das verwendete Glas tatsächlich die nachhaltigste Verpackung für ihren Senf ist. Bei den Untersuchungen zeigte es sich, dass ein recyclingfähiger Standbeutel aus Polypropylen (PP) mit PP-Verschluss und hoher Sauerstoffbarriere wesentlich nachhaltiger ist als Glas, da er bei ähnlich hoher Recyclingfähigkeit das Verpackungsgewicht um 95 % und damit den CO2-Ausstoß um 69 bis 74 % reduzieren würde..

Glas ist nicht die nachhaltigste Verpackung

Eva und Norbert Eder, Landwirte aus Tragwein, produzieren mit ihrer Pankrazhofer GmbH Most, Säfte und Senf in Bio-Qualität. Letzterer wird im Glas verkauft. Sie wollten wissen, ob diese Verpackungsart auch wirklich die nachhaltigste ist oder ob es Alternativen gibt, die geringere Auswirkungen auf die Umwelt haben. Es kristallisierte sich ein recyclingfähiger Standbeutel aus Polypropylen (PP) mit PP-Verschluss und hoher Sauerstoffbarriere als geeignetste Lösung heraus. Sie würde das Verpackungsgewicht um 95 % reduzieren – bei ähnlich hoher Recyclingfähigkeit wie beim derzeitigen Glas. Die CO2-Reduktion würde 69 bis 74 % ausmachen. „Allerdings kann diese Lösung nur ein geeigneter Lohnabfüller umsetzen. Die größere Hürde wäre aber bestimmt die Akzeptanz einer Kunststoffverpackung bei unseren Kunden", sagen Eva und Norbert Eder. Sie planen daher eine Kommunikationskampagne und Markttests mit den gewonnen Erkenntnissen, um die Akzeptanz von PP-Verpackungen bei den Konsumenten zu testen und einzuschätzen.

Landena ist mit dem Ziel angetreten, bei ihren Trockensuppen und Fertiggerichten die bisher verwendeten Beutel aus Papier-Aluminium-Kunststoff-Verbund sowie Kunststoff-Aluminium-Verbund durch eine reine Monomaterialkunststofflösung mit sehr hoher Sauerstoff- und Wasserdampfbarriere zu ersetzen.
Landena ist mit dem Ziel angetreten, bei ihren Trockensuppen und Fertiggerichten die bisher verwendeten Beutel aus Papier-Aluminium-Kunststoff-Verbund sowie Kunststoff-Aluminium-Verbund durch eine reine Monomaterialkunststofflösung mit sehr hoher Sauerstoff- und Wasserdampfbarriere zu ersetzen.

Kunststoffverpackungen sichern Qualität der Lebensmittel

Die Landena Wels KG beteiligte sich an dem Projekt für ihre Trockensuppen und Fertiggerichte. Ihr Ziel: der Einsatz recyclingfähiger Verpackungsfolien bei gleichem Produktschutz und Maschinengängigkeit. Derzeit verwendet Landena Beutel aus Papier-Aluminium-Kunststoff-Verbund sowie Kunststoff-Aluminium-Verbund. Gemeinsam mit der Lenzinger Jodl Verpackungen GmbH wurde im Projekt eine reine Monomaterialkunststofflösung mit sehr hoher Sauerstoff- und Wasserdampfbarriere entwickelt, die den hohen Produktschutz bei gleichzeitig hoher Recyclingfähigkeit erfüllt.

Wie Landena-Projektleiter Peter Senzenberger erklärt, kann die im Projekt entwickelte Folienlösung grundsätzlich beide bisherige Verpackungsarten aus Papier-Aluminium-Kunststoff-Verbund sowie Kunststoff-Aluminium-Verbund gleichermaßen gut ohne wesentlichen Produktschutzeinbußen ersetzen.
Wie Landena-Projektleiter Peter Senzenberger erklärt, kann die im Projekt entwickelte Folienlösung grundsätzlich beide bisherige Verpackungsarten aus Papier-Aluminium-Kunststoff-Verbund sowie Kunststoff-Aluminium-Verbund gleichermaßen gut ohne wesentlichen Produktschutzeinbußen ersetzen.

Aroma bleibt auch ohne Aluminiumfolie erhalten

Dabei mussten vom OFI unterschiedliche Lagerversuche mit diversen Folienlösungen durchgeführt werden, um die Produktempfindlichkeit über die große Produktpalette einzuschätzen. Denn bisher war ein extrem hoher Schutz gegen Sauerstoff, Wasserdampf, Licht und Aromenabbau durch die Aluminiumfolie gegeben. „Die im Projekt entwickelte Folienlösung kann grundsätzlich beide bisherige Verpackungsarten gleichermaßen gut ohne wesentlichen Produktschutzeinbußen ersetzen, wenngleich eine detaillierte Prüfung über die breite Produktrange sowie die Prüfung der Maschinengängigkeit der Folie noch ausständig sind“, erklärt Landena-Projektleiter Peter Senzenberger.

Norbert Neumayer, Verkaufs- und Marketingleiter bei Jodl-Verpackungen, weist darauf hin, dass beim Wechsel vom Papier-Aluminium-Kunststoff-Verbund auf PP-Folie eine CO2-Reduktion nur bei sehr hohen Recyclingquoten von 70 bis 80 % erzielt werden kann.
Norbert Neumayer, Verkaufs- und Marketingleiter bei Jodl-Verpackungen, weist darauf hin, dass beim Wechsel vom Papier-Aluminium-Kunststoff-Verbund auf PP-Folie eine CO2-Reduktion nur bei sehr hohen Recyclingquoten von 70 bis 80 % erzielt werden kann.

Kunststoff reduziert Gewicht der Verpackungen

Die Auswertungen mit dem Ökodesign-Tool haben gezeigt, dass für die meisten Anwendungen eine Weißeinfärbung der bedruckten und metallisierten PP-Folie für den Lichtschutz ausreicht. Im Vergleich zum kaum recyclingfähigen Kunststoff-Aluminium-Verbund reduziert sich das Verpackungsgewicht um 21 %, die Recyclingfähigkeit beträgt mehr als 90 % und eine CO2-Reduktion von 18 bis 29 % wäre möglich. „Beim Wechsel vom Papier-Aluminium-Kunststoff-Verbund auf die PP-Folie hat sich allerdings herausgestellt, dass eine CO2-Reduktion nur bei sehr hohen Recyclingquoten von 70 bis 80 % erzielt werden kann“, sagt Norbert Neumayer, Verkaufs- und Marketingleiter bei Jodl-Verpackungen. Das Verpackungsgewicht reduziert sich trotzdem um 11 % und die Recyclingfähigkeit würde bei über 90 % liegen.

PET-Man-Geschäftsführer Markus Neudorfer mit der neuen Monomaterial-PET-Tiefziehfolie, die das Verpackungsgewicht um 5 bis 11 % reduziert und beim Einsatz von 100 % Rezyklat eine CO2-Reduktion von bis zu 17 % möglich macht.
PET-Man-Geschäftsführer Markus Neudorfer mit der neuen Monomaterial-PET-Tiefziehfolie, die das Verpackungsgewicht um 5 bis 11 % reduziert und beim Einsatz von 100 % Rezyklat eine CO2-Reduktion von bis zu 17 % möglich macht.

CO2-Bilanz verbessert

Die PET-Man GmbH in Frankenburg stellt PET-Folien her und entwickelt auch neue Produkte. Im Projekt wollte Geschäftsführer Markus Neudorfer mit dem OFI Verpackungen für Schnittkäse unter die Lupe nehmen: „Wir wollten die Recyclingfähigkeit und die CO2-Bilanz verbessern.“ Die bestehende nicht rezyklierbare PET/PE-Tiefziehfolie mit der wiederverschließbaren PET/PE-Siegelfolie sollte durch eine Monomaterial-PET-Tiefziehfolie mit und ohne 100 % Rezyklatanteil ersetzt werden. Dabei wurden zwei Foliendicken der PET-Monomaterialunterfolie mit einer polyolefinbasierten Siegelfolie untersucht.

Maschinengängigkeit ist gegeben

Anhand von Abfüllversuchen bei einem Käsehersteller und anschließenden Lagerversuchen über die Mindesthaltbarkeitsdauer hinaus zeigte sich, dass die Abpackmaschinen nicht an das neue Material angepasst werden müssen und genau dieselben Mengen in der gleichen Zeit schaffen. Dabei genügte eine um 35°C niedrigere Siegeltemperatur. Bei allen Verpackungsvarianten war der Produktschutz gleichwertig zur aktuellen Verpackung.

Die alternativen Materialien reduzieren das Verpackungsgewicht um 5 bis 11 %. Es ergibt sich eine CO2-Reduktion von 6 bis 17 %. Wird 100 % Rezyklat verwendet, liegt die CO2-Reduktion bei etwa 17 %. Die im Projekt getestete Verpackung weist derzeit noch keine ausreichend hohe Gesamt-Recyclingfähigkeit auf, was jedoch durch die Weiterentwicklung der Oberfolie zukünftig gelöst werden soll.

Weitere Zusammenarbeit geplant

Landena und Jodl wollen zu recyclingfähigen Verpackungen weiter zusammenarbeiten. Die aktuell entwickelte recyclingfähige Lösung wird wahrscheinlich weiterverfolgt. Auch mit der PET-Man GmbH führt Landena Gespräche über eine Kooperation bei PET-Dosen und Rezyklateinsatz. PET-Man und Jodl Verpackungen wollen in Zukunft bei recyclingfähigen Siegelfolien für PET-Monomaterialschalen kooperieren. Sollte sich die Pankrazhofer GmbH für einen Markttest der PP-Verpackung entscheiden, wäre das OFI als fachlicher Berater angedacht. Außerdem wollen die Projektpartner auch künftig gemeinsam an Themen arbeiten.

Innovation durch Kooperation

Als Beispiel dafür ist die Weiterverfolgung von kreislauffähigen Verpackungslösungen von Landena und Jodl zu nennen. Sie haben sich dazu entschlossen, im von der FFG Projekt „flex4loop“, das vom Lebensmittel- und Kunststoff-Cluster geleitet wird, über die nächsten drei Jahre mitzuwirken. „Ein ausschlaggebender Punkt für diese Entscheidung war sicher die positive Erfahrung bei der Zusammenarbeit in diesem Projekt mit dem Lebensmittel-Cluster sowie dem OFI. Durch Kooperationsprojekte im Lebensmittel-Cluster haben so auch KMU die Chance, Forschung und Entwicklung gemeinsam mit Forschungspartnern zu realisieren. So fördern wir in unserem Netzwerk Innovation durch Kooperation“, betont Lebensmittel-Cluster-Managerin Heidrun Hochreiter. gk

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