Direkt zum Inhalt
Märkte

Kunststoffproduktion in Europa fällt weiter ab

Die Kunststoffproduktion in Europa sinkt und sinkt. Europa produzierte 2020 nur noch 15 % der weltweit produzierten Kunststoffmenge.

Die Kunststoffproduktion in Europa sinkt und sinkt. Europa produzierte 2020 nur noch 15 % der weltweit produzierten Kunststoffmenge.

Im Jahr 2010 machte die Kunststoffproduktion in Europe mit 57 Mio. t. rund 21 % der Weltproduktion aus. Wie die jüngste Publikation „Plastics the Facts 2021“ des Erzeugerverbands Plastics Europe ausweist, schrumpft der europäische Anteil zehn Jahre später auf 15 %. In Plastics the Facts 2021 werden die weltweiten und europaweiten Kennzahlen der Kunststoffindustrie für das Jahr 2020 dargestellt.

Danach war erstmals seit der Finanzkrise 2008 die weltweite Produktionsmenge für Kunststoff mit 367 Mio. t in 2022 (2019: 368 Mio. t) leicht rückläufig. Als Hauptgrund hierfür wird die Ausbreitung des Coronavirus mit seinen bekannten Folgen genannt.

Starker Rückgang der Kunststoffproduktion in Europa

Noch deutlich war der Rückgang in Europa (EU27 plus Großbritannien, Schweiz und Norwegen): Hier ging die Produktion im Jahr 2020 um 5 % auf 55 Mio. t zurück. Der Kunststoffverbrauch in Europa sank sogar um 6 % auf rund 49 Mio. t. Damit fällt Europa als Standort der Kunststoffindustrie in der Weltstatistik weiter ab, eine Entwicklung, die schon seit Jahren zu beobachten ist. Europe trug 2020 nur noch 15 % zur Weltproduktion bei – zur Jahrtausendwende lag der europäische Anteil noch bei fast 30 %. China dagegen konnte seine Spitzenposition weiter ausbauen, sein Anteil lag im Jahr 2020 bei 34 % (nach 30 % 2019).

Ad

UK, USA und China wichtigste Handelspartner

Als Gründe für die sinkende Bedeutung Europas bei der Kunststofferzeugung nennt Plastics Europe Engpässe in der Lieferkette und enorme Steigerungen der Energiekosten, beides Punkte, die Europa besonders stark betreffen. Ein weiterer Grund dürfte auch die gesunkene Nachfrage in Europa sein: Sie ging um 3 % auf 49,1 Mio. t zurück. Dabei hat Deutschland mit 23,3 % die mit Abstand höchste Nachfrage nach Kunststoff in Europa generiert.

Trotz des Rückgangs bei der Produktion erzielten in 2020 die europäische Kunststofferzeuger (EU27) einen Exportüberschuss von 9,3 Mrd. EUR. Die wichtigsten Handelspartner für die EU27-Länder bleiben auch 2020 die USA, Großbritannien und China. Was die Exportstatistiken für die europäische Kunststoffindustrie betrifft, so liegt Großbritannien (15 %) an erster Stelle, vor China (12,7 %), Türkei (12,3 %) und den USA (10 %).

Kunststoffindustrie bleibt Schlüsselindustrie

Insgesamt bleibt die europäische Kunststoffindustrie eine der Schlüsselindustrien in Europa. Im Jahr 2020 liegt sie auf Platz 8 der industriellen Wertschöpfung und damit auf gleicher Höhe mit der Elektroindustrie und nahe an der Pharmaindustrie. Laut Plastics Europe wird ihre Bedeutung künftig eher steigen. Denn Kunststoffe seine Schlüsselmaterialien für Innovationen und die Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Die Kunststoffindustrie unterstützt den Green Deal und die Klimaneutralitätsziele der EU sowie das Pariser Klimaabkommen.

Im Hinblick auf das End-of-Life-Management habe Branche ihre Anstrengungen zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen verstärkt, vor allem im zweiten Quartal 2020 stieg die Recyclingquote für Post-Consumer Kunststoffabfälle an. Im Jahr 2020 wurden fast 10,2 Mio. t Post-Consumer Kunststoffabfälle gesammelt und an Recyclinganlagen innerhalb und außerhalb Europas weitergeleitet. Zudem kündigten im Jahr 2021 die Kunststoffhersteller erhebliche Investitionen in chemische Recyclingtechnologien an, die von 2,6 Mrd. EUR im Jahr 2025 auf 7,2 Mrd. EUR im Jahr 2030 ansteigen sollen.

2021 war ein Jahr der Erholung

Zwar liegen die Zahlen für 2021 noch nicht vor – doch für europäische Kunststoffindustrie erwartet Plastics Europe ein deutliches Plus für 2021. Denn auf den starken Produktionsrückgang 2020 aufgrund der Coronavirus-Pandemie in der ersten Jahreshälfte 2020 folgte eine noch stärkere Erholung. Die europäischen Kunststoffhersteller profitierten im Jahr 2021 von der hohen Nachfrage nach Kunststoffen.

In Zahlen ausgedrückt: Die Produktion von Kunststoffen in Primärformen in Europa (EU27) ging 2019 um 3,6% und 2020 um 5,2% zurück. Für  2021 prognostiziert Plastics Europe endlich wieder ein Plus, und zwar ein kräftiges: + 8,5%. Allerdings hätten viele Unternehmen insbesondere ab der zweiten Jahreshälfte 2021 mit Unterbrechungen der Lieferkette, Engpässen bei Vorprodukten und steigenden Energiepreisen zu kämpfen.

Plastics the Facts 2021“ lässt sich auf der Website von Plastics Europe als PDF herunterladen.

mg

Passend zu diesem Artikel