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Gastkommentar 19. Februar 2021

Homeoffice hilft in der Pandemie, aber hemmt Emotionen

Für Ulrich Reifenhäuser hilft das Arbeiten im Homeoffice gegen die Corona-Pandemie, doch die Emotionen bleiben auf der Strecke. Mehr dazu im Gastkommentar.
Ulrich Reifenhäuser, CSO der Reifenhäuser Gruppe: „In der Corona-Pandemie bleiben beim Arbeiten im Homeoffice vor allem die Emotion, aber auch Kreativität und Zusammenhalt auf der Strecke.“
Ulrich Reifenhäuser, CSO der Reifenhäuser Gruppe: „In der Corona-Pandemie bleiben beim Arbeiten im Homeoffice vor allem die Emotion, aber auch Kreativität und Zusammenhalt auf der Strecke.“

Für Ulrich Reifenhäuser hilft das Arbeiten im Homeoffice gegen die Corona-Pandemie, doch die Emotionen bleiben auf der Strecke. Mehr dazu im Gastkommentar.

In Zeiten der Pandemie ist das Homeoffice ein extrem wichtiges und sinnvolles Mittel, um die Kontakte zu reduzieren und damit die Übertragungswege der Krankheit zu minimieren. Dies ist unbestritten in der aktuellen Situation der einzig richtige Weg.

Manche Aufgaben lassen sich in einer ungestörten Umgebung zuhause vielleicht sogar besser erledigen als im Betrieb. Zum Beispiel, wenn es darum geht, eine klar definierte Aufgabe abzuarbeiten, wie bei uns das Umkonstruieren einer Einheit mit 2 m Breite auf eine Breite von 2,4 m.

Zudem ist die Beschleunigung der Prozesse durch Videokonferenzen unglaublich. Wenn es nur um den Informationsaustausch geht, ist diese Art der Kommunikation perfekt – vor allem, wenn große Entfernungen zwischen den Gesprächspartnern liegen.

Aber obwohl ich schon viele Verhandlungen über Videokonferenzen geführt habe, die sehr gut gelaufen sind: Das ist einfach nicht das, was unser Geschäft ausmacht. Man kann mit einem Kunden oder auch mit Kolleginnen und Kollegen nicht so umgehen, wie das im direkten persönlichen Kontakt möglich ist.

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Ein generelles Arbeiten im Homeoffice wäre falsch

Deshalb wäre es falsch, generell ein Arbeiten im Homeoffice anzustreben, denn viele Tätigkeiten lassen sich im Homeoffice nicht so gut erledigen wie im Betrieb. Vor allem, wenn man nicht alleine arbeitet, sondern als Teil eines Teams, bei dem Kolleginnen und Kollegen zuarbeiten und bei dem ein schneller Informationsfluss wichtig ist. Hier ist es ein großer Vorteil, wenn man zumindest am Rande mitbekommt, was am Nachbartisch gerade passiert.

Noch problematischer sehe ich alle Tätigkeiten, bei denen Emotionen beteiligt sind – dies gilt vor allem für den Vertrieb. Wenn man sieht und hört, wie ein Kollege gerade einen Erfolg oder einen Misserfolg erlebt, kann man sich einfach austauschen und gegenseitig von den gerade gemachten Erfahrungen profitieren. Dieses Miteinander ist nach meiner Überzeugung sehr wichtig für den Erfolg eines Unternehmens.

Wenn man sich in solchen Fällen nur über Telefon oder Videoschaltungen austauschen kann, geht eine ganze Menge verloren – vor allem die Emotion, aber auch Kreativität und Zusammenhalt bleiben da auf der Strecke. Zudem lassen sich Wertschätzung, Respekt, Lob und Kritik für mich per Videotelefonie nur schwer transportieren. Und auch die Führung der Mitarbeiter leidet. Wenn man zusammen in einem Büro arbeitet, sieht man als Chef sofort, wenn einer der Kopf hängen lässt und kann nachfragen und unterstützen.

In der Corona-Pandemie ist es gut, dass es ein Homeoffice gibt

Nun bin ich ja eher einer der älteren Bauart und muss das vielleicht erst noch lernen, aber für mich hat der digitale Kontakt einfach ein anderes, niedrigeres Level als der persönliche. Denn die Intensivität der Zusammenarbeit ist im direkten Kontakt einfach eine ganz andere. Deshalb ist es in Zeiten von Corona gut, dass es ein Homeoffice gibt – und es ist auch gut, wenn wir alle wieder zusammen im Betrieb vereint sind.

Ulrich Reifenhäuser

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