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Veranstaltungen 17. Mai 2023

Hochkarätiger Branchentreff der Additiven Fertigung

Spannende Kongress-Vorträge, innovative Aussteller-Präsentationen und hochkarätige Auszeichnungen prägten die Rapid Tech 3D und begeisterten die Besucher.

Rund 2.700 Besucher nutzten die Vorträge und die Ausstellung, um sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Additiven Fertigung zu informieren. 
Rund 2.700 Besucher nutzten die Vorträge und die Ausstellung, um sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Additiven Fertigung zu informieren. 

Die Rapid Tech 3D konnte ihren Ruf als zukunftsweisendes Event der AM-Szene auch in ihrer 19. Auflage bestätigen. Rund 2.700 Gäste aus dem In- und Ausland besuchten vom 9. bis 11. Mai den Fachkongress mit mehr als 70 Expertenvorträgen in neun Branchen- bzw. Technologieforen sowie die Fachausstellung mit 93 Ausstellerpräsentationen. Ebenso nutzten sie die zahlreichen Netzwerkmöglichkeiten von Expertentreffs in kleiner Runde bis hin zur großen Abendveranstaltung. Erneut punktete die Rapid Tech 3D im Teilnehmerurteil mit einer außerordentlich hohen Qualität des Kongresses und der Ausstellung.

Gleich mit dem ersten Keynote-Sprecher des Fachkongresses tauchten die Teilnehmer der Rapid Tech 3D 2023 in eine besonders emotionale Welt des Fahrzeugbaus ein. Franco Pinna nahm die Zuhörer mit auf die Reise von Ferrari in die Zukunft der Mobilität. Der Head of Innovation and Advanced Technologies beim italienischen Renn- und Sportwagenhersteller nannte Elektrifizierung und Nachhaltigkeit als wichtige Eckpfeiler.

Ferrari will ab 2025 sein erstes vollelektrisches Modell auf die Straße bringen. Ab 2023 sollen 40 % der Fahrzeuge einen vollelektrischen Antrieb, weitere 40 % einen Hybridantrieb sowie die verbleibenden 20 % einen Verbrenner-Antrieb haben – alle Modelle weiterhin mit dem typischen Ferrari-Feeling. Additive Manufacturing (AM) ist ein wesentlicher Baustein in dieser Strategie.

Ferrari will 3D-Druck für Leichtbau und Funktionsintegration nutzen

Aktuell nutzt der italienische Fahrzeugbauer AM vorrangig im Prototypenbau und für die Ersatzteilherstellung im Classic-Car-Segment. Zukünftig soll mittels additiver Fertigung mehr Leichtbau bei gleichzeitiger Integration von Teilen und Funktion möglich werden. Optimierungen im Design, größere und schnellere Maschinen sowie günstigeres Material seien dafür notwendig.

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Wie bei den letzten Veranstaltungen konnte auch die Rapid Tech 3D 2023 im Teilnehmerurteil mit einer außerordentlich hohen Qualität des Kongresses und der Ausstellung punkten.
Wie bei den letzten Veranstaltungen konnte auch die Rapid Tech 3D 2023 im Teilnehmerurteil mit einer außerordentlich hohen Qualität des Kongresses und der Ausstellung punkten.

Mit dem Geständnis, dass er von AM herzlich wenig verstehe, eröffnete Keynote-Sprecher Frank Rinderknecht von Rinspeed den zweiten Tag der Rapid Tech 3D 2023. Die Schnittmenge zu den Fachleuten des Additive Manufacturing (AM) fand der visionäre Schweizer Automobildesigner jedoch schnell. „Wir sind alle Pioniere“, betonte er. So wie er und sein Team sich als Verrückte sehen, die im besten Wortsinn scheinbar festgefügte Sachverhalte verrücken und damit bewegen, sei auch AM aus dem Weiterdenken, dem Mut zum Anders-Sein entstanden.

Rinspeed: Visionäre Mobilitätskonzepte aus dem 3D-Drucker

Rinspeed entwickelt seit über 40 Jahren visionäre Mobilitätskonzepte. Jüngste Innovation ist das modulare Citysnap-Fahrzeugkonzept, das als Lieferfahrzeug beispielsweise mobile Packstationen bringt oder mit einem anderen Modul zur Personenbeförderung eingesetzt werden kann – elektrisch angetrieben und zukünftig automatisiert fahrend und alles auch mit den Mitteln des 3D-Drucks umgesetzt. Die aus vielen Gründen notwendigen neuen nachhaltigen Mobilitätslösungen sind ohne bahnbrechende Innovationen nicht realisierbar. Dazu zählt für Frank Rinderknecht die beständige Weiterentwicklung im AM-Bereich.

Pionierarbeit leistet AM ebenso in der chemischen Industrie. Das verdeutlichte Jurjen Meeuwissen in der zweiten Keynote des Tages. Der Senior Researcher bei Shell berichtete über den Forschungsstand beim 3D-Druck von Katalysatoren für Gas-to-Liquid-Prozesse. Bei einer konzerninternen Präsentation des Themas 2018 sei die Mehrheit noch der Meinung gewesen, dass 3D-gedruckte Katalysatoren eher ins Reich der Fiktionen gehören. Mittlerweile offenbart sich das Zukunftspotenzial der Entwicklung, denn die Designfreiheit beim 3D-Druck ermöglicht es, Grenzen der traditionellen Katalysatoren-Produktion aufzubrechen.

Raketentriebwerke mit 3D-Druck um Faktor 10 günstiger machen

Die Hochklassigkeit im Programm zeigte sich auch am dritten und letzten Tag der 2023er Auflage. Dr. Steffen Beyer, Manager Spraylab Additive Manufacturing & Industrialization Expert bei der Ariane Group, führte mit seiner Keynote die Zuhörenden hoch hinaus. Er sprach über Direct Energy Deposition (DED)-Prozesse zur Herstellung von Brennkammerkomponenten für Raketentriebwerke. Damit sollen zukünftig die für die europäische Raumfahrt essenziellen Ariane-Raketen günstiger als bisher ins All kommen. Die DED-Prozesse sowie weitere AM-Verfahren sind Schlüsselbausteine, um die Triebwerkskosten von derzeit zehn auf eine Million Euro zu drücken. Ein hartes Ziel, das nur mit disruptiven Technologien zu erreichen sei, betonte Dr. Beyer.

Noch viele Hürden bei der additiven Bildung

Viele Hürden sind ebenso noch für eine erfolgreiche Aus- und Weiterbildung in der additiven Fertigung zu nehmen, um Angebote und Nachfragen passgenau zusammenzubringen. Das verdeutliche eine Podiumsdiskussion mit Fachleuten aus Industrie und Bildung, organisiert von der Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing im VDMA und dem Netzwerk Building 3D.

Neben den Vorträgen und Exponaten konnten sich die Besucher auch mit mehreren Podiumsdiskussionen über aktuelle Trends und Entwicklungen informieren.
Neben den Vorträgen und Exponaten konnten sich die Besucher auch mit mehreren Podiumsdiskussionen über aktuelle Trends und Entwicklungen informieren.

Welche Barrieren sich mit AM in der Chemie und Verfahrenstechnik überwinden lassen, war Thema des gleichnamigen Forums, das in diesem Jahr Premiere in Erfurt hatte. Die Rapid Tech 3D gibt damit erstmals dem Stand und den Trends der additiven Fertigung in der chemischen und pharmazeutischen Industrie sowie dem damit verbundenen Anlagenbau ein eigenes Veranstaltungsformat.

Über neueste AM-Entwicklungen und -Anwendungen tauschten sich die Rapid Tech 3D-Fachbesucher darüber hinaus in den Foren Medizin, Design sowie Software & Prozesse aus.

Der AM-Markt nach Corona und Ukraine-Konflikt in der Diskussion

Pioniergeist erfordert ebenso der Umgang mit den multiplen Krisen der jüngsten Zeit. Die Auswirkungen von Corona und des Ukraine-Konflikts auf die Entwicklung des AM-Marktes waren Gegenstand einer Podiumsdiskussion. Die Veränderungen der Arbeitswelt in Richtung flexibles Arbeiten, das Beschleunigen digitaler Prozesse sowie die Sensibilisierung für Wertschöpfungs- und Beschaffungsprozesse innerhalb Europas bewerteten die Diskutanten als positive Effekte der Pandemie. Jedoch könne nach wie vor nicht alles digital abgebildet werden. Beispielsweise braucht es in der Medizintechnik den direkten Kontakt zum Patienten. Für die nicht zuletzt aus dem Ukraine-Konflikt resultierende notwendige Modernisierung der Bundeswehr erhoffen sich auch die AM-Akteure Geschäft, unter anderem für die Ersatzteilproduktion.

Den Hauptpreis 2023 erhielt die Mattisse-Bioprothese des französischen Startups Lattice Medical. Das individuell angepasste, 3D-gedruckte Implantat ermöglicht den Brustaufbau nach einer Krebs-OP ohne Silikon und wird vom Körper vollständig resorbiert.
Den Hauptpreis 2023 erhielt die Mattisse-Bioprothese des französischen Startups Lattice Medical. Das individuell angepasste, 3D-gedruckte Implantat ermöglicht den Brustaufbau nach einer Krebs-OP ohne Silikon und wird vom Körper vollständig resorbiert.

Gewinner der 3D Pioneers Challenge 2023 gekürt

Zukunftsweisende Entwicklungen für viele Lebensbereiche kreieren die Teilnehmer des internationalen Innovations- und Designwettbewerbs 3D Pioneers Challenge. Der Contest trägt seit acht Jahren sein Finale in Erfurt aus. Den Hauptpreis 2023 erhielt die Mattisse-Bioprothese des französischen Startups Lattice Medical. Das Implantat ermöglicht den Brustaufbau nach einer Krebs-OP ohne Silikon. Die Prothese wird mittels 3D-Druck perfekt an den Körper angepasst und vollständig von diesem resorbiert. Das eingesetzte Material „verwandelt“ sich in körpereigenes Gewebe. Neben dem Hauptgewinn wurden Ehrungen in insgesamt zehn Kategorien vergeben.

Vielfalt an den Aussteller-Ständen

Die Vielfalt und Flexibilität von AM zeigt sich auch an den Ständen der insgesamt 93 Aussteller. So stellte das Unternehmen AIM3D aus Rostock einen Multimaterialdrucker vor, der den 3D-Druck von metall- und keramikgefüllten Kunststoffgranulaten ermöglicht. Stratasys informiert unter anderem über neue harz- oder pulverbettbasierte Technologien. FIT zeigt an seinem Stand additiv gefertigtes Mobiliar aus biobasierten Kunststoffen.

Die Vielfalt und Flexibilität der Additiven Fertigung zeigt sich auch an den Ständen der insgesamt 93 Aussteller.
Die Vielfalt und Flexibilität der Additiven Fertigung zeigt sich auch an den Ständen der insgesamt 93 Aussteller.

Neue AM-Entwicklungen und -Anwendungen diskutierten die Fachbesucher darüber hinaus in den Foren Mobilität, Innovationen in AM und Wissenschaft. Erstmals auf dem Programm stand das Format „AM Expertentreff“, in dem in kleiner interaktiver Runde spezielle Themen diskutiert werden. Am Eröffnungstag waren das die Themen Plattformökonomie und neue Geschäftsmodelle mit AM im Zentrum.

Zusammenarbeit mit dem VDMA für 2024 gestartet

Am Rande der Veranstaltung fanden außerdem umfassende Gespräche mit dem Vorstand und der Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing des VDMA sowie der Messe Erfurt zur Vorbereitung der Veranstaltung 2024 statt. Die Arbeitsgemeinschaft AM wird sich intensiv in die inhaltliche Ausrichtung des Kongresses und der Fachausstellung einbringen.

Wechsel an der Spitze des Fachbeirats

Das Thema Bildung und Qualifizierung wird auch weiterhin auf der Rapid Tech 3D zu Hause sein. Dafür sorgt nicht zuletzt der Fachbeirat der Veranstaltung. Hier fand im Rahmen der Abendveranstaltung am 10. Mai eine „Staffelstabübergabe“ statt. Der langjährige Fachbeiratsvorsitzende für den wissenschaftlichen Bereich, Prof. Dr. Gerd Witt von der Universität Duisburg-Essen, wurde mit großem Dank für sein Engagement verabschiedet. Seine Position nimmt nunmehr Prof. Dr. Christian Seidel von der Hochschule München ein. Gemeinsam mit dem Stratasys-Manager Michael Eichmann, der von der ersten Rapid Tech 3D an die Industrie-Kompetenz an der Spitze des Beirats einbringt, bildet er das neue Vorsitzenden-Duo. Prof. Witt wird sich aber als Ehrenvorsitzender auch weiterhin in die Rapid Tech 3D einbringen.

Die nächste Rapid Tech 3D findet vom 14. bis 16. Mai 2024 statt. Es ist dann die bereits 20. Veranstaltung.

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