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Unternehmen 20. Februar 2023

Generationswechsel erfolgreich gemeistert

Interview mit Stephanie Wickert, die seit rund 100 Tagen in vierter Generation Geschäftsführerin des Familienunternehmens Wickert Maschinenbau ist.

Mit Stephanie Wickert hat Ende letzten Jahres die vierte Generation die Geschäftsführung des Familienunternehmens Wickert Maschinenbau übernommen. 
Mit Stephanie Wickert hat Ende letzten Jahres die vierte Generation die Geschäftsführung des Familienunternehmens Wickert Maschinenbau übernommen. 

Mit Stephanie Wickert ist bei Wickert Maschinenbau seit rund 100 Tagen die vierte Generation in der Unternehmensführung aktiv. Wir haben die junge Managerin im Werk in Landau besucht und mit ihr über den gelungenen Generationswechsel, ihre ersten Erfolge und ihre Ziele für die Zukunft gesprochen.

Frau Wickert, Sie sind jetzt rund 100 Tage als Geschäftsführerin von Wickert Maschinenbau im Amt. Mit welchen Zielen sind Sie denn im September 2022 angetreten, und was konnten Sie davon in der kurzen Zeit bereits umsetzen?

Stephanie Wickert: Eines meiner Ziele war es, digitales Marketing bei uns im Unternehmen weiter voranzutreiben. Da haben wir auch schon vor meiner Zeit in der Geschäftsführung einige Fortschritte gemacht. Aber jetzt kann ich das natürlich noch stärker fokussieren und forcieren.

Ein ganz wichtiger Punkt von mir war es auch, die Personalabteilung bei uns auszubauen. Bislang war unsere Personalabteilung überwiegend administrativ tätig. Künftig setzen wir aber den Fokus vor allem auf Personalentwicklung und Weiterbildung und achten sehr auf eine hohe Mitarbeiterbindung.

Wir haben in den letzten zwei Jahren sehr viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eingestellt, auch viele ganz junge Leute von Anfang 20 bis Ende 20. Dies führt zu einer starken Verjüngung in vielen Abteilungen und die jungen Leute sind wirklich gierig darauf, sich weiter zu entwickeln und wollen sinnstiftende Arbeit leisten. Sie wollen ihren Beitrag zur positiven Entwicklung des Unternehmens liefern und haben viele gute Ideen. Ich finde das sehr positiv und will es deshalb auch weiter fördern.

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Gibt es denn aus der kurzen Zeit, in der Sie jetzt als Geschäftsführerin tätig sind, ein Erlebnis das Ihnen besonders gefallen oder besonders Spaß gemacht hat?

Wickert: Oh, das ist schwer zu sagen. Die Zeit ging wie im Flug vorbei. Aber ein kleiner Erfolg für mich war, dass ich im digitalen Marketingbereich einen Vorstoß mit Linkedin gemacht habe. Das hat die Akzeptanz des digitalen Marketings deutlich verbessert. Am Anfang war das noch ein bisschen zögerlich, aber inzwischen generieren wir viel mehr Content in Bild und Video.

Wir zeigen uns jetzt digital viel mehr als früher und wir wollen auch aus dem typisch mittelständischen Understatement „bescheiden, bodenständig und mit dem Licht unter dem Scheffel“ raus. Wir wollen mehr in die Öffentlichkeit treten und damit das ganze Mitarbeiter Thema voranbringen.

Die Geschäftsführung hat gewechselt – die Strategie bleibt: Wickert Maschinenbau setzt seit vielen Jahren seit erfolgreich auf eine ungewöhnlich hohe Fertigungstiefe und die neue Geschäftsführerin Stephanie Wickert sieht keinen Grund, dies zu ändern.
Die Geschäftsführung hat gewechselt – die Strategie bleibt: Wickert Maschinenbau setzt seit vielen Jahren seit erfolgreich auf eine ungewöhnlich hohe Fertigungstiefe und die neue Geschäftsführerin Stephanie Wickert sieht keinen Grund, dies zu ändern.

Viele Familienunternehmen haben ja Probleme bei der Nachfolgeregelung. Bei Wickert ist das – zumindest von außen betrachtet – sehr gut gelaufen. Hätten Sie denn einen Tipp an bisherige und künftige Geschäftsführer, was man tun kann, um den Übergang sauber über die Bühne zu kriegen?

Wickert: Also erstmal zur Bestätigung: ja, es ist sehr gut gelaufen. Aber es stimmt schon: Es ist ein gravierendes Problem, vor allen Dingen für den Mittelstand in Deutschland, dass die Nachfolgeregelung Schwierigkeiten bereitet.

Als Tipp würde ich eine Erfahrung weitergeben, die mich im positiven Sinne beeinflusst hat und die mich so selbstbewusst gemacht hat, die Geschäftsführung anzutreten. Das war, dass mein Vater zuhause nahezu ausschließlich positiv über das Unternehmen berichtet hat. Natürlich haben meine Schwester und ich, als wir älter waren, auch mitbekommen, wenn es mal gekriselt hat. Und wir haben unseren Vater natürlich auch angespannt erlebt. Aber er hat dann immer gesagt: Das gehört dazu, aber das ist gut so und das kriegen wir auch hin. Er hat auch immer gesagt: „Unser Unternehmen gibt es schon so lange und meine Vorgänger sind auch durch schwierige Zeiten gegangen, aber wir Wickert kriegen das hin und es geht immer weiter.“

Er hat uns Kindern also nicht den Spaß am Unternehmen genommen, und wir hatte nie das Bild der Selbstständigkeit – also dieses furchtbare selbst und ständig – im Kopf. Wenn er privat zuhause war, hat er immer Zeit für uns Kinder gehabt und wir haben seine Führungsaufgaben im Unternehmen nie als Last wahrgenommen.

Wie viele Mittelständler sind zwar auch wir in Nischen unterwegs und haben kein sexy Produkt, das alle interessiert. Aber mein Vater hat mir immer das Gefühl vermittelt, dass die deutsche Ingenieurskunst, wie sie in unserem Unternehmen gelebt wird, überall gebraucht wird. Es hat mich einfach begeistert, dass wir gut unterwegs sind und über exklusives Wissen verfügen, das für unsere Kunden wichtig ist. Das hat mich dann auch für unser Produkt begeistert und mich fürs Unternehmen begeistert. Für mich überwiegt der positive Anteil am Unternehmertum, und deswegen bin ich jetzt hier.

Nach diesem kleinen Exkurs zurück zu Wickert und zur Zukunft des Unternehmens. Was sind denn für Sie wichtige Ziele, die Sie mit Wickert erreichen wollen?

Wickert: Als Unternehmen wollen wir in den Nischen, die wir momentan bearbeiten, führend sein. Dazu wollen wir auch in neue Branchen und neue Technologien einsteigen. Wir haben auch schon ein paar gute und erfolgreiche Projekte in neuen Branchen umgesetzt, zum Beispiel für Brennstoffzellen oder auch für die Halbleiter-Produktion. Hier wollen wir immer am Ball bleiben und unsere Diversität in den Branchen aufrechterhalten.

Wir kommen ja aus dem ganz klassischen Automobilbereich, der bei uns vor 30 oder 40 Jahren absolut dominiert hat. Aber wir haben es geschafft, uns in verschiedenen Branchen breit aufzustellen. Es wird sicher auch in Zukunft so sein, dass immer wieder mal eine Branche wegbricht oder schwächelt. Deshalb sind wir auch im Automotivebereich jetzt mehr in Richtung Brennstoffzellen und Batterien gegangen. Oder im Kompositbereich waren wir eigentlich stark in der Luft und Raumfahrt, die jetzt seit Corona wortwörtlich am Boden liegt.

Für uns heißt das: Wir müssen uns immer nach neuen Technologien umschauen, und da möchte ich auch weiterhin vorne mit dabei sein. Wir sitzen bei unseren Kunden oft auch in ganz, ganz frühen Entwicklungsstufen mit am Tisch und bauen erste Anlagen für solche Produkte. Und diese First-Mover-Eigenschaft will ich uns auf jeden Fall erhalten.

Stephanie Wickert beantwortete geduldig und kompetent alle Fragen von Günter Kögel, Herausgeber der K-ZEITUNG.
Stephanie Wickert beantwortete geduldig und kompetent alle Fragen von Günter Kögel, Herausgeber der K-ZEITUNG.

Und was braucht ein Familienunternehmen wie Wickert sonst noch, um im 21. Jahrhundert erfolgreich zu sein?

Wickert: Ein Familienunternehmen braucht auf jeden Fall ein starkes Team. Die Unternehmenskultur muss stimmen und der Zusammenhalt im Team muss stimmen. Denn durch die aufkommenden Krisen braucht es einfach diesen starken Zusammenhalt. Dann kann man auch in so einer Zeit gemeinsam durchpowern. Zum Erfolg gehört für mich aber auf jeden Fall auch eine gute Führung mit hoher Qualität und mit der richtigen Führungskultur, um den Zusammenhalt zu gewährleisten und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu motivieren.

Mein Vater hat das immer ganz toll gemacht – auch in der Corona Krise. Wir haben damals unsere Mitarbeiter informiert und dann bei der Mitarbeiterversammlung bemerkt, dass die Stimmung in den Keller geht. Mein Vater hat dann am Ende der Veranstaltung gesagt: „Hey, wir sind schon durch andere Krisen durchgekommen und wir werden auch das zusammen schaffen.“ Wenn der Chef solchen Optimismus ausstrahlt, hilft das enorm und kann in schweren Zeiten ein bisschen Auftrieb geben.

Wichtig für eine erfolgreiche Zukunft ist natürlich auch eine hohe Flexibilität. Man konnte in den vergangenen Jahren sehr gut sehen, dass die Mittelständler und Familienunternehmen durch ihre Flexibilität weitaus besser aus den Krisen herauskamen, da sie schneller auf Veränderungen und Herausforderungen reagieren konnten. Unbürokratisch und schnell reagieren, kommunizieren und umsetzen – das sind für mich die Qualitäten, um auch im 21. Jahrhundert mit all seinen neuen Herausforderungen und Gegebenheiten erfolgreich zu sein.

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