Fluorpolymere haben in PFAS-Restriktion nichts verloren
Beschränkungsverfahren zu PFAS bedroht sichere Fluorpolymere und damit Hochleistungskunststoffe, die essenziell für die klimaneutrale Transformation sind
Der Industrieverband Pro-K läutet die Alarmglocken: Das aktuelle Regulierungsvorhaben der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) zur Stoffgruppe der Per- und Polyfluoralkylstoffen (PFAS) bedroht aus Sicht des Verbands zahlreiche wichtige Wertschöpfungsketten in Deutschland und Europa. Die Begründung: Der im Februar veröffentlichte Vorschlag umfasst auch die in der Stoffgruppe enthaltenen 38 Substanzen der Fluorpolymere, die für das Funktionieren moderner Industriegesellschaften von enormer Bedeutung sind und die nun durch das Beschränkungsverfahren wegfallen könnten.
Fluorpolymere sind unbedenklich, inert und ungiftig
Die am 22. März gestartete öffentliche Konsultation bietet jetzt aber die Chance, erneut die Sicherheit und Unverzichtbarkeit der 38 Stoffe zu betonen. Denn Fluorpolymere sind als unbedenklich eingestuft, inert, ungiftig und lagern sich nicht in der Umwelt ab – dies belegen zahlreiche Studien und Daten, so der Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V. – Pro-K.
Ungeachtet dessen hat aber die ECHA im Februar bei ihrem Vorschlag für die Verwendungsbeschränkung von PFAS die Hochleistungskunststoffe mit einbezogen. Damit sind Fluorpolymere, die gemäß OECD-Definition zur Gruppe der PFAS zählen, nun in einem Verfahren gemeinsam mit Substanzen, die in Teilen als mobil, bioakkumulierbar und toxisch gelten.
Wie Pro-K betont, steht der Vorschlag der ECHA im Widerspruch zur Zielsetzung der Europäischen Union, eine eigene Halbleiterproduktion aufzubauen, den Green Deal umzusetzen und mehr E-Autos auf die Straße zu bringen. Zum Erreichen all dieser Punkte braucht es nämlich Fluorkunststoffe.
Fluorpolymere sind Schlüsselkomponenten in vielen Anwendungen
Der Pro-K hat deshalb nochmals die wichtigsten Fakten zusammengefasst: Fluorpolymere bieten Funktionalität und Vorteile in zahlreichen kritischen Endverbraucher-Anwendungen wie Elektronik, Halbleiter, Gesundheitstechnik und -geräte, Transport, 5G-Telekommunikation und erneuerbare Energien. Sie sind eine Schlüsselkomponente für Technologien, die in Mobiltelefonen, persönlicher Schutzausrüstung, Solarpanels, Implantaten, Flugzeugen, U-Booten und unzähligen anderen Produkten und Branchen eingesetzt werden.
Zudem fördern sie in grünen Technologien wie der Wasserstoffherstellung die Defossilisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Darüber hinaus helfen Fluorkunststoffe mit, Chemikalien sicher und verlustfrei auch über große Entfernungen zu transportieren.
Alternativen – so es sie gibt – mit schlechterem ökologischen Fußabdruck
Dazu kommt: Ersetzt man Fluorpolymere durch andere Materialien, erhöht sich der ökologische Fußabdruck beispielsweise eines Autos oder Flugzeugs, da etwa der Reibungswiderstand zunimmt. Und auch die Resilienz eines Produkts leidet: Alternativmaterialien, so es sie überhaupt gibt, kranken häufig an einer schlechteren Performance; es kommt zu einem höheren Wartungsaufwand, schnellerem Verschleiß bis hin zum verfrühten Austausch eines Produktes – die Abfallmenge steigt.
Viel Know-how und Wertschöpfung rund um Fluropolymere ist aktuell noch in Europa beheimatet –diese Position ist jetzt nach Überzeugung des Pro-K aber durch das ECHA-Verfahren in Frage gestellt. Kommt es zu Beschränkungen bis hin zu Verboten, verschärfen sich die asymmetrischen Abhängigkeiten, scheitern Projekte für den Klimaschutz und viele weitere grüne Prioritäten, so Pro-K. Dies ginge einher mit dem Verlust von Arbeitsplätzen, dem Wegfall einer leistungsfähigen Wirtschaft und Infrastruktur sowie Einbußen in der Lebensqualität.
Für den Industrieverband ist es deshalb unerlässlich, dass Fluorkunststoffe vom ECHA-Regulierungsprozess ausgenommen und weiterhin in Europa verarbeitet werden.
Mehr zum Thema in diesem Beitrag der K-ZEITUNG. Ausführliche Informationen zur Bedeutung der Fluorpolymere und warum sie nicht mit anderen Per- und Polyfluoralkylstoffen (PFAS) in einen Topf geworfen werden können, finden Sie auch auf „Mein Kunststoff“, einem gemeinsamen Online-Portal von GKV, Plastics Europe und VDMA. gk
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