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Technik 5. März 2018

Flaschen zu Motorlagern

Aus PET-Flaschen kann man wieder PET-Flaschen machen – oder etwas Besseres, wie das Fraunhofer Institut gemeinsam mit Partnern zeigt.
Für eine Deponierung viel zu kostbar: Ausgediente PET-Flaschen eignen sich sehr gut für das Upcycling.
Für eine Deponierung viel zu kostbar: Ausgediente PET-Flaschen eignen sich sehr gut für das Upcycling.

Aus PET-Flaschen kann man wieder PET-Flaschen machen – oder etwas Besseres, wie das Fraunhofer Institut gemeinsam mit Partnern zeigt.

In einem kürzlich gestarteten Forschungsvorhaben soll ein Verfahren entwickelt werden für eine hochwertige Kreis­laufnutzung für PET. Das Projekt "Upcycle PET" will PET-Abfälle aus gebrauchten Getränkeflaschen so aufbereiten, dass das Material etwa für Teile im Automobilbau eingesetzt werden kann. Ziel ist, den Verbrauch von neuwertigem Kunststoff auf Basis von Polyamid zu senken. Das Projektteam besteht aus der Firma Easicomp, dem Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF und dem Öko-Institut.

Dr.-Ing. Tapio Harmia, Geschäftsführer der Firma Easicomp, erläutert: "Wir wollen gebrauchtes PET nicht nur einfach als Getränkeflaschen rezyklieren, sondern zur Herstellung hochwertiger und langlebiger Produkte einsetzen. Diese Idee bezeichnet man als Upcycling." Dr. Volker Strubel, Verbundkoordinator des Projekts, ergänzt: "Mit diesem Upcycling stellen wir aus Recycling-PET neue glasfaserverstärkte Leichtbauteile her und reduzieren so den Einsatz von Polyamiden zur Produktion von Automobilbauteilen wie Motor­lager oder Montageträger."

Glasfaserverstärkung

Im Projekt Upcycle PET nutzen die Partner Kompetenzen aus der Material- und Prozessentwicklung, um einen integrierten Fertigungsprozess zur Herstellung glasfaserverstärkter PET-Bauteile zu entwickeln. Das PET wird per Pultrusion mit Langglasfasern verstärkt und dadurch technisch aufgewertet. Dieser Ansatz kombiniere die mechanischen Vorteile­ der besonders stabilen Langglasfasern mit den vorteilhaften Eigen­schaften von PET. Dazu gehören etwa die geringe Quellfähigkeit und gute Dimensionsstabilität. "Das Besondere dieses Ansatzes besteht darin, zwei in der heutigen Praxis entkoppelt laufende Prozessschritte zu kombinieren und die Eigenschaften des eingesetzten Recycling-PET durch Additivierung und Modifikation gezielt maßzuschneidern", erläutert Dr. Frank Schönberger vom Fraunhofer LBF.

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Günstige Produktion

Weil alle erforderlichen Prozessschritte in nur einer Anlage erfolgen, sei die Produktion besonders kostengünstig. Am Beispiel eines Leichtbauteils aus der Automobilindustrie bewertet das Projektteam die Potenziale für den technischen Ersatz des Materials und zeigt mögliche ökologische wie ökonomische Vorteile auf. Dr. Andreas R. Köhler vom Öko-Institut dazu: "Wir erwarten vom Upcycle PET-Projekt einen Innovationsschub für ein hochwertiges Recycling von Kunststoffabfällen in Deutschland. Das Upcycling von PET-Abfällen birgt das Potenzial für deutliche Umweltvorteile, weil langlebige Produkte entstehen und Kunststoffarten mit wesentlich höherem Treibhausgaspotenzial ersetzt werden können."

Easicomp ist den Angaben zufolge einer der führenden Hersteller auf dem Gebiet von langglasfaserverstärkten Thermoplasten mittels Strangziehverfahren und zeichnet sich für die großtechnische Umsetzung des langglasfaserverstärkten Upcycle PET verantwortlich. Das Fraunhofer LBF wendet seine umfangreiche Expertise in der Additivierung, Modifikation und Verarbeitung technischer Kunststoffe im Projekt zur maßgeschneiderten Material- und Prozessentwicklung an. Das Öko-Institut führt ökologische und ökonomische Analysen zu den relevanten Nachhaltigkeitseffekten (Ressourcen-, Energie- und CO2-Einsparung etc.) durch. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Projekt im Rahmen der Förderlinie "KMU Innovativ" finanziell.

pl

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