Der halogenfreie Flammschutz für transparentes Acrylglas im Flammtest.
Foto: Lehvoss
Der halogenfreie Flammschutz für transparentes Acrylglas im Flammtest.

K 2022

Flammschutz für transparentes Acrylglas

Ein halogenfreier Flammschutz für PMMA eröffnet neue Wege für ein hochtransparentes Acrylglas. In vielen Anwendungen könnte Polycarbonat ersetzt werden.

Sobald in Acrylglas (PMMA) halogenhaltige Flammschutz-Additive zugesetzt werden, geht die Transparenz und Lichtdurchlässigkeit weitgehend verloren. Doch jetzt scheint eine Lösung gefunden: Als absolute Neuheit bringt der Compoundeur Mocom ein halogenfrei flammgeschütztes PMMA mit höchster Transparenz auf den Markt.

Alternative zu Polycarbonat

Wenn eine Kombination aus glasklarer Optik, Flammschutz und hoher Schlagzähigkeit gefordert ist, wird bisher mit Halogenen flammgeschütztes Polycarbonat als Polymer ausgewählt. Ist die Anwendung im Außenbereich, müssen dem Polycarbonat zusätzlich UV-Schutzadditive beigegeben oder eine nachträgliche Schutzlackierung, die auch die Kratzfestigkeit erhöht, aufgetragen werden.

In einigen Anwendungen ist der Zusatz von Halogenen zur Verbesserung der Flammschutzeigenschaft nicht mehr gewünscht. Hier konnte bisher dann nur auf Glas zurückgegriffen werden.

Ein Upgrade für transparentes PMMA

Durch ein neuartiges PMMA-Compound ist nun auch die Erschließung dieser Anwendungsbereiche für Acrylglas möglich. Es ist glasklar, ist ohne weitere Zusätze oder Schutzlackierung witterungs- und kratzbeständig und hat den ökologischen Vorteil, mit einem halogenfreien Flammschutz (HFFR) ausgerüstet zu sein. Die Anwendungen sind dabei vielfältig: vom Display einer E-Ladesäule und deren Peripherie, über ein Handy-Display bis zu unterschiedlichsten lichttechnischen Anwendungen im Elektronikbereich.

Es werden durch die PMMA HFFR Entwicklung neue Märkte erschlossen, da die Vorteile des PMMA bei der Kratzbeständigkeit, hoher Transmission und UV-Beständigkeit nun mit Flammschutz kombinierbar sind. Anwendungen sind z.B. Touch-Anwendungen wie HMI (Human Machine Interface), Handy-Displays, LCD- und TV-Bildschirme sowie jede Art von Elektronikdisplays, Display der Ladesäule für die E-Mobilität.

Flammschutz ohne Verfärbungen

Die Lösung hat der Compoundeur Mocom in enger Kooperation mit den Hamburger Additivspezialisten von Lehvoss entwickelt. Hersteller des verwendeten halogenfreien Flammschutz-Additivs ist das US-Unternehmen Inovia Materials mit Hauptsitz in Colorado. Vorgabe an das neue PMMA-Compound war, dass die höchste Brandschutzklasse V-0 nach UL 94-Standard erreicht werden sollte, ohne dass Verfärbungen entstehen.

Inovia Materials ist das für seine Forschung im Bereich Additive weltweit bekannt. Es ist das erste und einzige Unternehmen, das eine neue Generation von Flammschutzmitteln und Fließverbesserern für Kunststoffe auf der Basis ionischer Flüssigkeiten entwickelt hat.

Die Eigenschaften ionischer Flüssigkeiten verleihen den Inovia-Produkten hohe Leistungen als Flammschutzmittel oder Fließverbesserer, während sie gleichzeitig nur geringe Auswirkungen auf die physikalischen Eigenschaften von Kunststoffen haben. Inovia Materials hat die Registrierung neuer chemischer Stoffe weltweit abgeschlossen oder führt sie derzeit durch.

Der Vertrieb des Additivs liegt exklusiv in den Händen von Luvoadd, einem Geschäftsteam innerhalb der Lehvoss Gruppe. Von den Additivspezialisten ging auch die Initiative aus, das neue Additiv in leistungsfähige Polymere wie PMMA einzubinden. Luvoadd und Mocom arbeiteten dabei eng abgestimmt zusammen.

Nadia Kursawe, Global Business Team Manager Masterbatches and Plastic Additives bei Lehvoss, war vom Teamwork begeistert: „Wir kennen uns, sind aus Hamburg und kooperieren seit Jahren erfolgreich. Die Zusammenarbeit verlief reibungslos und der vereinbarte Zeitplan konnte eingehalten werden.“

Dazu Dr. Bjoern Otto, verantwortlicher Product Development Spezialist bei Mocom: „Dank der Kooperation mit Lehvoss haben wir jetzt ein PMMA-Compound, das kann in allen Bereichen eingesetzt werden, in denen verbaute Elektronikteile einen höheren Brandschutz notwendig machen. Das können Kunststoff-Displays an E-Ladesäulen, eines Autos oder Handy- und TV-Bildschirme sein.“ mg