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Fakuma 15. Oktober 2021

Engel: „Aus der Krise katapultiert“

Engel erwartet ein starkes Umsatzwachstum im laufenden Geschäftsjahr; laut CSO Dr. Christoph Steger hat es das Unternehmen aus der Krise herauskatapultiert.
Engel-CSO Dr. Christoph Steger auf der Pressekonferenz des Unternehmens auf der Fakuma 2021.
Engel-CSO Dr. Christoph Steger auf der Pressekonferenz des Unternehmens auf der Fakuma 2021.

Engel erwartet ein starkes Umsatzwachstum im laufenden Geschäftsjahr; laut CSO Dr. Christoph Steger hat es das Unternehmen aus der Krise herauskatapultiert.

In bester Laune zeigte sich das Management von Engel zu Beginn der Fakuma: „Es hat uns regelrecht aus der Krise herauskatapultiert“, sagte Steger auf der Pressekonferenz des Unternehmens. „Die Märkte erholen sich schneller als erwartet. Die Nachfrage ist groß, die Kunststoffbranche packt die Herausforderungen der Digitalisierung, des Klimawandels und der Transformation der Automobilindustrie mit viel Dynamik an.“

Der österreichische Maschinenbauer geht davon aus, dass er den Auftragseingang bis zum Ende des Geschäftsjahres im März 2022 um etwa 30 % im Vergleich zum Vorjahr steigern kann. Damit werde man das Geschäftsjahr 2021/22 mit einem Umsatz in der Nähe des Vorkrisen-Niveaus abschließen. Im Geschäftsjahr 2020/21 erwirtschaftete die Engel Gruppe einen Umsatz von 1,1 Mrd. EUR. Davor waren es im Geschäftsjahr 2019/20 1,3 Mrd. EUR.

Hohe Flexibilität gefordert in der Krise

„Trotz der sehr guten Entwicklung sind wir allerdings nicht übereuphorisch, denn wir wissen mittlerweile, dass kleine Veränderungen zu großen Veränderungen in der Weltwirtschaft führen können“, so Steger weiter. „Die Pandemie ist noch nicht überwunden und die Märkte werden immer volatiler und unsicherer. Das verlangt von uns, unseren Kunden, unseren Lieferanten und auch von unseren Kunden eine sehr hohe Flexibilität.“

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Der Ausblick gestaltet sich laut Steger nach wie vor schwierig und ist mit großen Unsicherheiten verbunden. Risikofaktoren sind derzeit vor allem Materialengpässe und massive Steigerungen der Rohmaterialpreise. Der akute Chipmangel in der Automobilindustrie sorge nicht nur für Stillstände in den Werken der OEMs, sondern mittlerweile auch in den Fabriken der Kunststoffverarbeiter, die der Automobilindustrie zuliefern. Dies habe bereits Auswirkungen auf Investitionen in Spritzgießtechnologien. In wie weit das Wachstum von Engel dadurch nachhaltig gehemmt wird, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. „Wo das alles enden wird, wissen wir nicht. Dafür hätte auch ich gerne eine Glaskugel“, klagte Steger.

Herauskatapultiert: Investitionsstau in Automobilindustrie aufgelöst

Seit dem vergangenen Jahr hat sich die Automobilindustrie mit starker Kraft bei Engel zurückgemeldet. „Der Investitionsstau hat sich gelöst, es wird wieder investiert und das weltweit“, berichtete Steger. „Im Fokus ist nun klar die Elektromobilität, die innovative Spritzgießlösungen erfordert.“

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Automotive war im vergangenen Jahr für Engel erstmals nicht mehr der größte Umsatzträger, sondern Business Unit Technical Moulding, die unter anderem Sport- und Freizeitartikel, Haushaltswaren sowie Produkte für die Bauindustrie und Logistik umfasst. Der durch die Pandemie ausgelöste Nachfrageboom sei noch immer zu spüren, wenngleich in den meisten Bereichen mit einer baldigen Sättigung der Märkte zu rechnen ist. Neben der starken Bau- und Logistikindustrie eröffnet die Modernisierung der Maschinenparks, die aktuell in vielen Betrieben zu beobachten ist, viel Potenzial.

Die Medizintechnik wächst seit vielen Jahren kontinuierlich und hatte durch Covid-19 zusätzlichen Schub erfahren. Inzwischen normalisiert sich die Nachfrage im Diagnostikbereich wieder, so Steger.

Der Packaging-Bereich bewegt sich für Engel auf einem stabilen Niveau. Hier seien Lösungen mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gefragt, die zukünftiges Potenzial eröffnen. Elektrisch angetriebene Spritzgießmaschinen stehen dabei im Fokus.

Starkes Wachstum Westeuropa und Nordamerika

Der europäische Markt ist nach schwierigen Monaten im Vorjahr mittlerweile „wieder voll da“, so Steger. Vor allem in Westeuropa sei das Nachfrageniveau im ersten Halbjahr 2021 auf einem Rekordniveau. Osteuropa profitiert von der Rückverlagerung von Produktionsstätten. Zudem treibt der Fachkräftemangel dort die Automatisierung voran. In Nordamerika legte die Engel Gruppe ein sehr starkes erstes Halbjahr mit Wachstum in allen Branchen hin. Auch in dieser Region macht sich der Reshoring-Trend bemerkbar. Gleichzeitig sorgt die Digitalisierung dafür, eine höhere Produktivität kosteneffizient zu realisieren.

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In Asien bleibt China der größte Wachstumsmotor. Das Land zeigt für Engel ein deutliches Wachstum gegenüber dem Vorjahr, hat das Vorkrisen-Niveau aber noch nicht erreicht. In Südostasien und Lateinamerika steht laut Steger die wirtschaftliche Erholung noch aus. Die weiterhin hohen Infektionsraten und eine noch sehr niedrige Impfquote bremsen die wirtschaftliche Erholung in diesen Ländern. Für Mexiko, Brasilien und Kolumbien ist das Unternehmen für das zweite Halbjahr jedoch optimistisch.

Die Transformation des Automobils, Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die drei großen Innovationstreiber, die mit dem wirtschaftlichen Aufschwung weiter an Dynamik gewinnen. Steger: „Die Fakuma findet hier zum genau richtigen Zeitpunkt statt.“

Sabine Koll

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