Direkt zum Inhalt
Technik 14. September 2017

Eine Revolution, die den Namen verdient

Der Systemanbieter KHS hat eine neue Technologie für die PET-Flaschen-Herstellung auf der Drinktec vorgestellt. Das Form Fill-Verfahren bietet hohe Einsparpotenziale entlang der gesamten Prozesskette und setzt gleichzeitig Maßstäbe bei der Flaschen-Individualisierung.
Die Anlage spart durch ihr neues Konzept Energie und Platz bei der PET-Flaschenherstellung und -abfüllung.
Die Anlage spart durch ihr neues Konzept Energie und Platz bei der PET-Flaschenherstellung und -abfüllung.

Der Systemanbieter KHS hat eine neue Technologie für die PET-Flaschen-Herstellung auf der Drinktec vorgestellt. Das Form Fill-Verfahren bietet hohe Einsparpotenziale entlang der gesamten Prozesskette und setzt gleichzeitig Maßstäbe bei der Flaschen-Individualisierung.

Die Revolution in der Verarbeitung von PET-Behältern rückt ingreifbar Näher: KHS präsentiert erstmals ein marktfähiges Konzept zur Formung und Füllung von Kunststoffbehältern in nur einem Schritt. Auf der Drinktec demonstriert der Abfüll- und Verpackungsspezialist die neue Hochleistungstechnologie anhand einer linearen Maschine. KHS Form Fill verspricht hohe Einsparpotenziale hinsichtlich Anlagengröße, Ressourceneinsatz und der weiteren Prozessführung. Zudem ergeben sich Vorteile bei der Individualisierung von Kunststoffverpackungen. Spätestens 2019 soll die Maschine die Marktreife erlangen.

"Unsere Lösung leitet eine Revolution bei der Verarbeitung von Kunststoffbehältern im Hochleistungsbereich ein", betont Prof. Dr.-Ing. Matthias Niemeyer, Vorsitzender der Geschäftsführung. "Diese Entwicklung treibt erneut den technischen Fortschritt in der Branche." Mit dem Form Fill-Verfahren integriert KHS erstmals zwei bisher separate Prozesse in einem einzigen und stellt gleichzeitig ein marktfähiges Maschinenkonzept vor. Bisher führen zwei einzelne Funktionsmodule den Streckblasprozess des PET-Preforms und die anschließende Befüllung getrennt voneinander aus. Mit KHS Form Fill sind Abfüller dagegen nun in der Lage, Behälter auf einer einzigen Maschine zu formen und gleichzeitig zu befüllen.

Bald auch für aseptische und karbonisierte Getränke

Auf der Drinktec präsentiert KHS eine Demoanlage für den Wachstumsmarkt stilles Wasser. Die Technik eignet sich aktuell auch für die Abfüllung von Flüssigseife und Flüssigwaschmitteln sowie Hotfill-Anwendungen. "Wir konzentrieren uns in der Entwicklung derzeit darauf, stabile Prozesse in diesen Fokusbereichen sicherzustellen", erklärt Frank Haesendonckx, Leiter Vertrieb und Technologie bei der KHS Corpoplast GmbH, die das Projekt verantwortet. Aseptische und karbonisierte Getränke stellen höhere Anforderungen an den neuen Formprozess. KHS will ihn als nächstes auch auf diese Anwendungen abstimmen.

Ad

Wie bei der herkömmlichen Verarbeitung von Kunststoff-Behältern erhitzt die Maschine Preforms auf das gewünschte Temperaturprofil. Mit einem geregelten Volumenstrom wird das Füllgut danach unter Druck in die PET-Rohlinge gedrückt. Anstatt wie bisher Druckluft formt das Füllgut die Flasche. Dadurch verteilt sich das Material des Preforms automatisch entlang der Innenkontur der Behälterform. Für die Längsausrichtung der Flasche sorgt die Reckstange, die nach der Füllung automatisch aus dem Behälter gezogen wird. Durch das entfernte Verdrängungsvolumen stellt sich das vorgegebene Füllspiegelniveau ein, bevor der Verschluss auf die Mündung gedrückt wird.

KHS Form Fill erzielt enorme Einsparpotenziale – und das nicht nur im Anlagenbetrieb: Durch den Wegfall eines kompletten Funktionsmoduls sowie eines geringeren Durchmessers des Rundläufers sinkt der Platzbedarf insgesamt. Das neue Verfahren benötigt im aktuellen Testumfeld bei 40.000 Flaschen pro Stunde bei der Getränkeabfüllung nur etwa 25 % der Aufstellfläche der üblichen Streckblas-Füller-Blöcke.

Im Anlagenbetrieb erzielen Anwender Effizienzsteigerungen insbesondere hinsichtlich Zeit, Energie und Wartung. Weil der herkömmliche Streckblasprozess entfällt, füllt KHS Form Fill die PET-Verpackungen schneller ab. Die Formung und Füllung erfolgt zeitlich nahezu analog zum bisher separaten Blasprozess. Allein durch die Einsparung des Hochdruckluftkompressors reduziert sich der Energieverbrauch deutlich. Dank weniger Komponenten und Formatteilen sinken die Wartungskosten.

Form Fill als Teil einer Gesamtlösung

Die neue Maschine lässt sich in bestehende Verpackungsprozesse integrieren. "Wir sehen Form Fill als Teil einer Gesamtlösung und untersuchen auch die Effekte auf die nachgelagerten Prozesse", sagt Haesendonckx. Selbst eine geringere Foliendicke bei Sekundär- bzw. Tertiärverpackungen sei nach derzeitiger Erkenntnis möglich. Denn indem beim Form Fill-Prozess die Innenhaut der Behälter durch die direkte Füllung schneller abkühlt als beim herkömmlichen Prozess, erzielt KHS bei gleicher Wandstärke eine höhere Steifigkeit der Behälter. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit zu weiteren Materialeinsparungen bei den Preforms. Formdetails wie Logos ließen sich zudem besser ausarbeiten, wie Haesendonckx erklärt: "Dadurch steigen die Möglichkeiten der Individualisierung. Die Getränke- und Detergentmarken erhalten ein weiteres Alleinstellungsmerkmal im Handel." Auch wenn sich die aktuellen Preforms mit dem neuen Verfahren verarbeiten lassen, empfiehlt KHS eine Überarbeitung der Preform-Geometrien, um die möglichen Potenziale zur Materialeinsparung maximal ausschöpfen zu können.

2018 will der Systemanbieter die erste Form Fill-Rundläufermaschine als Prototyp in Betrieb nehmen. Danach soll sie zur Marktreife gelangen. Erprobt ist die Technologie bereits für 0,5-, 1,0- sowie 1,5-Liter-PET-Behälter. Insbesondere für die Abfüllung von Flüssigseife und Flüssigwaschmitteln prüft KHS auch den Einsatz von PP oder PE.

pl

Passend zu diesem Artikel

Volles Haus: Die 220 Gäste des Competence Day Pultrusion bei Krauss Maffei nahmen die neue iPul-Anlage genau unter die Lupe.
News
Revolution bei der Pultrusion?
iPul heißt ein ganz neues Pultrusionsverfahren mit Geschwindigkeiten von bis zu drei Metern pro Minute, der Hersteller Krauss Maffei spricht von völlig neuen Möglichkeiten und lud zu einer Live-Vorführung nach München. Eine Revolution bei der Pultrusion? Über 200 Besucher wollten sich davon überzeugen.