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Diskussionspapier zum nachhaltigen Umgang mit Kunststoff

Thorsten Kühmann erklärt exklusiv im Gastkommentar, wie der VDMA mit seinem Diskussionspapier einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen erreichen will.
Thorsten Kühmann, Geschäftsführer des VDMA, Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen: "Mit seiem Diskussionspapier zum nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen spricht sich der VDMA explizit für die Förderung der Kreislaufwirtschaft aus und gibt mehrere Handlungsoptionen mit auf den Weg."

Thorsten Kühmann erklärt exklusiv im Gastkommentar, wie der VDMA mit seinem Diskussionspapier einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen erreichen will.

Der VDMA hat kürzlich sein Diskussionspapier zum nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen herausgegeben. Wir sprechen uns explizit für die Förderung der Kreislaufwirtschaft aus und geben auch gleichzeitig mehrere Handlungsoptionen mit auf den Weg. Eine davon ist, EU-weit Quoten für Rezyklate in Kunststoffprodukten festzulegen.

Optimierte Verarbeitungsprozesse bei der Rezyklatverwendung sind eine Sache, wir sehen jedoch, dass die Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffindustrie unter ihren Möglichkeiten bleibt. Betrachten wir die Entwicklung bei Kunststoffabfällen, sehen wir steigende Verwertungsraten bei recyclingfähigen Kunststoffen. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Entscheidend ist ebenfalls, wie groß die Menge der Rezyklate ist, die in neue Kunststoffprodukte einfließt. Hier sehen wir noch reichlich Luft nach oben – und zwei Problemlagen. Selbst wenn große Rezyklatmengen zur Verfügung stehen, braucht es gute und verlässliche Qualitäten. Deswegen setzen wir uns für Standards für Rezyklate ein.

Nachhaltige Kreislaufwirtschaft darf nicht am Rezyklatpreis scheitern

Die zweite, noch entscheidendere Hürde ist der im Vergleich zur Neuware zu hohe Preis, die der Verarbeiter für Rezyklat bezahlen muss. Das ist der eigentliche Showstopper. Der Preis für neue Kunststoffe ist an den Ölpreis gekoppelt und damit volatil. Zurzeit ist er für viele Kunststoffarten relativ niedrig. Wir brauchen ein gesundes Level Playing Field zwischen Neuware und Rezyklaten, sonst kommt der Kunststoff-Kreislauf nicht in Schwung.

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Wir sehen in dynamisch gestalteten, EU-weiten Einsatzquoten für Rezyklate – zunächst bei einfachen Anwendungen – einen geeigneten Weg, die Rezyklatverwendung anzuschieben, bis der Markt seine Balance gefunden hat und der Einsatz von Rezyklaten sich auch wirtschaftlich lohnt.

Diskussionspapier sieht Kunststoff als Klimaschutz

Das Diskussionspapier beinhaltet jedoch noch einen weiteren wichtigen Aspekt, den wir zukünftig viel stärker in den kritischen Diskurs einbringen sollten: Kunststoff ist Klimaschutz! Kunststoffprodukte helfen in vielen Anwendungsfeldern den CO₂-Fußabdruck drastisch zu reduzieren, sowohl in der Herstellungs- als auch in der Produkt-Lebensphase. Die Beispiele sind bekannt: Leichtbauteile im Auto sparen Kraftstoff, Kunststoffverpackungen verhindern, dass Lebensmittel, deren CO₂-Fußabdruck besonders groß ist, verderben. Diese positive CO₂-Bilanz von Kunststoffprodukten muss transparent gemacht und ausgebaut werden. Standardisierte Messmethoden können hier ebenso helfen wie wirtschaftliche Anreize.

VDMA steht hinter den Klimazielen der EU

Wir stehen im VDMA mit großer Überzeugung hinter den Klimazielen der EU und des Green Deal. Wir halten es für wichtig, auf nationaler und europäischer Ebene Gespräche mit allen Beteiligten der Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen zu führen und gemeinsam gute Lösungen zu finden. Das Diskussionspapier ist dafür ein guter Anstoß.“

Thorsten Kühmann, Geschäftsführer des VDMA Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen

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