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DIHK: Mit Ökostrom zur Klimaneutralität

Die Beschaffung von Ökostrom hilft produzierenden Unternehmen, klimaneutral zu werden; doch hier gibt es laut DIHK große Unterschiede.
Bereits die Hälfte der Betriebe in Deutschland hat sich eigene Klimaneutralitätsziele gesetzt - und diese Ziele sind laut nur erreichbar, wenn der beschaffte Strom Ökostrom ist, also aus erneuerbaren Energien stammt.

Die Beschaffung von Ökostrom hilft produzierenden Unternehmen, klimaneutral zu werden; doch hier gibt es laut DIHK große Unterschiede.

Bereits die Hälfte der Betriebe in Deutschland hat sich eigene Klimaneutralitätsziele gesetzt - und diese Ziele sind laut nur erreichbar, wenn der beschaffte Strom Ökostrom ist, also aus erneuerbaren Energien stammt. „Die Beschaffung von Grünstrom ist der einfachste Schritt auf diesem Weg“, sagte Sebastian Bolay, Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Im Gespräch mit den Veranstaltern der Fachmesse EM-Power Europe, die vom 11. bis zum 13. Mai in München stattfindet.

Klimaneutralität: Eigene Kriterien für Ökostrom aufstellen

Auch wenn es aus Sicht des betrieblichen Klimaschutzziels erstmal egal ist, welchen Ökostrom ein Unternehmen bezieht, verweist Bolay darauf, dass es hier deutliche qualitative Unterschiede gibt: „Die beiden Pole lassen sich wie folgt beschreiben: Auf der einen Seite stehen alte norwegische Wasserkraftwerke, deren Zertifikate unabhängig vom Zeitpunkt der Stromerzeugung und des Stromverbrauchs bezogen werden. Auf der anderen Seite haben wir neue Photovoltaik- oder Windanlagen in regionaler Nähe zum Stromverbraucher und damit eine Gleichzeitigkeit zwischen Stromerzeugung und -verbrauch. Das ist dann der Goldstandard“, so Bolay. „Zwischen diesen beiden Polen gibt es verschiedene Zwischenschritte. Unternehmen müssen für ihren Einzelfall entscheiden, welche Grünstromkriterien für sie wichtig sind und danach beschaffen.“

Doch welche Beschaffungsoptionen gibt es grundsätzlich für Unternehmen, die ihren CO2-Fußabdruck verringern wollen? Bolay: „Die ersten Gedanken sollten immer dem eigenen Betriebsgelände gelten: Welche Möglichkeiten habe ich dort als Unternehmen? Kann ich zum Beispiel meine Dächer mit Photovoltaik belegen? Die Eigenversorgung mit grünem Strom ist auch ökonomisch meist eine sinnvolle Maßnahme. Allerdings werden die wenigsten Unternehmen in der Lage sein, sich vollständig selbst auf ihrem Betriebsgelände zu versorgen.“

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Ökostrom über direkte Lieferbeziehungen möglich

Der grüne Fremdstrombezug über sogenannte Herkunftsnachweise sei deshalb ebenfalls ein zentrales Thema. Herkunftsnachweise garantieren, dass es sich um Ökostrom handelt. Sie können sowohl zusätzlich zur Strombeschaffung erworben oder direkt mit bestehenden Lieferverträgen verknüpft werden. „Neu ist, dass es jetzt immer mehr deutsche Herkunftsnachweise gibt, weil ältere Anlagen nach 20 Jahren aus der EEG-Förderung fallen“, erklärt der DIHK-Experte. „Außerdem werden auch einige neue Anlagen, vor allem Photovoltaik-Freiflächenanlagen, ohne Förderung gebaut.“ Dadurch, so Bolay, können Unternehmen nun, gegebenenfalls über einen Dienstleister, direkte Lieferbeziehungen mit bestimmten Anlagen, sogenannte Power Purchase Agreements (PPA) eingehen. „Das eröffnet auch die neue Möglichkeit, regionalen Grünstrom zu beziehen. Denn geförderte Anlagen erhalten bisher in Deutschland keine Herkunftsnachweise.“

Doch nach Einschätzung von Bolay machen PPAs derzeit nur Sinn für große Unternehmen „da es sich um komplexe Vertragsbeziehungen handelt, die entsprechendes Know-how in den Betrieben voraussetzen. Hinzu kommen gewisse Transaktionskosten. Für einen Mittelständler können so schnell fünfstellige Summen zusammenkommen.“

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Daher arbeitet der DIHK in der Marktoffensive Erneuerbare Energien gemeinsam mit der Dena und den Klimaschutz-Unternehmen gerade daran, diese Transaktionskosten zu senken. Als erste Hilfen haben die Partner einen Leitfaden zur Finanzierung solcher PPA-Projekte veröffentlicht. Bald soll ein Leitfaden zur Vertragsgestaltung folgen. Zudem plant der DIHK auch PPA-Sprechstunden einzurichten.

Herkunftsnachweise sind laut DIHK kein Greenwashing

Bolay: „Für die Masse der deutschen Unternehmen sind PPAs derzeit aber noch keine Option. Sie sollten daher mit ihrem bisherigen oder einem neuen Versorger über die Einbindung von Herkunftsnachweisen in ihre Strombeschaffung sprechen. Herkunftsnachweise wurden in der Vergangenheit teilweise als Greenwashing diskreditiert. Das sind sie aus unserer Sicht nicht. Schließlich ist EU-weit festgelegt, dass jeder Nachweis nur einmal zum Einsatz kommen darf.“

sk

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