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Digitalisierung 17. Oktober 2019

Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft als Chance

Auf der K 2019 verkündet die Engel-Geschäftsführung, dass sie trotz Umsatzeinbruch Chancen in der Krise sieht: Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft.
Berichteten auf der K 2019 vom Umsatzeinbruch und den Chancen Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft: die beiden Engel-Geschäftsführer Dr. Christoph Steger (CSO) (links) und Dr. Stefan Engleder (CEO).
Berichteten auf der K 2019 vom Umsatzeinbruch und den Chancen Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft: die beiden Engel-Geschäftsführer Dr. Christoph Steger (CSO) (links) und Dr. Stefan Engleder (CEO).

Auf der K 2019 verkündet die Engel-Geschäftsführung, dass sie trotz Umsatzeinbruch Chancen in der Krise sieht: Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft.

Engel rechnet mit Umsatzeinbruch von 19 % im laufenden Geschäftsjahr, so das Unternehmen auf der K-Pressekonferenz – gleichzeitig sieht die Geschäftsführung neue Chancen in der Krise durch Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft.

„Vor einem Jahr auf der Fakuma haben wir schon vermutet, dass wir die Spitze der wirtschaftlichen Entwicklung erreicht haben. Dies hat sich in den vergangenen zwölf Monaten leider bestätigt. Die Auftragsrückgänge sind drastisch und weltweit spürbar – und niemand weiß, wie lange sich dies fortsetzen wird“, sagte Dr. Christoph Steger, CSO der Engel Gruppe, auf der Pressekonferenz seines Unternehmens.

Umsatzeinbruch von 19 % – vorerst keine Kurzarbeit

Aufgrund der Entwicklungen geht er davon aus, dass Engel im laufenden Geschäftsjahr 2019/2020, das Ende März enden wird, nur noch 1,3 Mrd. EUR umsetzen wird. Dies entspricht einem Minus von 19 % gegenüber dem Vorjahr.

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Zum Mittel der Kurzarbeit will und muss der österreichische Maschinenbauer allerdings vorerst nicht greifen. „Bis Dezember sind unsere Fabriken ausgelastet. Außerdem haben wir haben nach der Wirtschaftskrise 2009 für derartige Zeiten vorgesorgt und einen mehrstufigen Krisenplan erstellt“, erklärte CEO Dr. Stefan Engleder auf Nachfrage der K-ZEITUNG.

„Unsere Mitarbeiter verfügen über verschiedene Zeitkonten, die in den vergangenen Jahren gut gefüllt werden konnten. Diese werden wir im ersten Schritt nach und nach ausschöpfen. Und erst danach wird es für unsere Mitarbeiter Kurzarbeit geben. Derzeit sind wir davon aber noch weit entfernt. Völlig ausschließen können wir Kurzarbeit nicht, wenn die Krise länger anhalten sollte.“

Automobilindustrie und Verpackungsbranche schwächeln am stärksten

Am stärksten sind laut Steger die Automobilindustrie und die Verpackungsbranche vom Abschwung betroffen. Die Abschwächung im Bereich Automobil, Engels größte Geschäftseinheit, sehe man in allen Regionen. Besonders hart habe es jedoch das deutschsprachige Europa und China getroffen – die beiden Regionen, die bei Engel im zuletzt abgeschlossenen Geschäftsjahr 2018/19 noch den größten Anteil zum Umsatzwachstum von 6 % beitrugen.

Auch die Business Unit Packaging ist auf Kurs, gerät jedoch zunehmend unter Druck, selbst wenn Engel von den Verboten bestimmter Einwegprodukte kaum betroffen ist. Der zweitgrößte Umsatzträger, der Technische Spritzguss, ist auf Plan, und „in der Medizintechnik sehen wir weiteres Wachstum“, berichtet Steger.

Verunsicherung – sowohl bei den Verbrauchern als auch den Investitionsentscheidern in der Industrie – sieht das Engel-Management als eine der einflussstärksten Ursachen für die weltweit zurückgehende Nachfrage, die dem über einen sehr langen Zeitraum anhaltenden Wirtschaftswachstum ein Ende bereitet hat. Die Auswirkungen der Strafzölle und Sanktionen, der weiterhin unklare Brexit sowie die Debatte um Dieselgrenzwerte und -fahrverbote führen zu einem zögerlichen Kaufverhalten.

Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft als Chance

Ein Circular-Economy-Beispiel: Solche Mini-Müllcontainer werden aus Post-Consumer-Abfällen auf einer Engel Victory Spritzgießmaschine verarbeitet – und zwar im Freigelände zwischen den Hallen 10 und 16.
Ein Circular-Economy-Beispiel: Solche Mini-Müllcontainer werden aus Post-Consumer-Abfällen auf einer Engel Victory Spritzgießmaschine verarbeitet – und zwar im Freigelände zwischen den Hallen 10 und 16.

Die vornehmlich politischen Ursachen des Rückgangs machen die Prognose schwierig. Auch sei noch nicht abzuschätzen, inwieweit die sich neu eröffnenden Marktchancen, die sich unter anderem aus der Digitalisierung, dem Umbruch in der Automobilindustrie und dem Aufbau einer Kreislaufwirtschaft ergeben, der Abwärtsentwicklung zumindest ein Stück weit entgegenwirken können.

„Wir investieren in Zeiten des Abschwungs, um für den Aufschwung gewappnet zu sein“, betonte Engleder. „Wir legen den Fokus weiterhin auf die Produkt- und Technologieentwicklung sowie die Optimierung unserer internen Prozesse und Standorte.“ Dies betrifft unter anderem das Investitionsprogramm 2020, das zwar fast, aber noch nicht ganz abgeschlossen ist. Im Großmaschinenwerk in St. Valentin, Österreich, gehen die Bauarbeiten planmäßig weiter. In der letzten Bauphase werden ein neues Kundentechnikum errichtet und das Technologiezentrum für Leichtbau-Composites vergrößert.

Obwohl Engel die Automobilindustrie als wesentlichen Verursacher der konjunkturellen Abschwächung ausmacht, trägt gerade sie wichtige Wachstumstreiber in sich. Die Trends zum autonomen Fahren, zum Car Sharing und zur Elektromobilität erfordern zum Teil ganz neue Produkte und Verarbeitungstechnologien – und in jedem Fall spielen polymere Materialien und die Spritzgießverarbeitung Schlüsselrollen.

Geht es beim autonomen Fahren und Car Sharing um noch hochwertigere, robustere Oberflächen, die zugleich immer mehr Funktionen in sich vereinen, spiegelt sich die wachsende Bedeutung der Elektromobilität in neuen hocheffizienten Composite-Technologien sowie einem steigenden Bedarf an Komponenten für die Fahrzeugelektronik wie Steckern und Dichtungen wider.

„Wir sind auf die sich verändernden Anforderungen der Automobilindustrie sehr gut vorbereitet“, so Engleder. „Unsere Kundennähe ermöglicht es uns, Trends jeweils sehr früh zu antizipieren. So haben wir über die letzten Jahre stark in die Technologieentwicklung in den Bereichen Oberflächen und Leichtbau investiert und können heute eine große Bandbreite an serienreifen Verfahren anbieten.“

Rückenwind für die Kreislaufwirtschaft

Das Thema Circular Economy bildet mit fünf Exponaten an drei Standorten einen weiteren technologischen Schwerpunkt beim Messeauftritt von Engel in Düsseldorf. „Der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe hat sich sehr schnell zum Innovationsmotor entwickelt“, sagte Engleder. „Auf der K zeigen wir, was heute bereits möglich ist und woran wir für die Zukunft arbeiten. Die K wird diesem Thema weiteren Schub verleihen.“

Und weiter: „Als Kunststoffmaschinenbauer und Systemlöser können wir ganz konkrete Beiträge zur Circular Economy leisten. Mit innovativen Technologien öffnen wir Rezyklaten die Tür zu einem deutlich breiteren Einsatzspektrum und treiben aktiv die noch engere Zusammenarbeit der Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette voran, um schon bei der Produktentwicklung das Recycling planen zu können. Für beide Themen ist die Digitalisierung ein wichtiger Wegbereiter.“

Konkret hat Engel für die horizontale Vernetzung von Anbietern entlang der Kreislaufwirtschaft eine Lösung im Sinn, die über die horizontale IIoT-Plattform Adamos realisiert werden kann. Vor 1,5 Jahren hat sich Engel an der Plattform als Shareholder beteiligt – und präsentiert auf der K 2019 erstmals Lösungen auf der Adamos-Basis. Für den Aufbau einer Circular Economy ist die horizontale Vernetzung ein wichtiger Wegbereiter.

„Die Kreislaufwirtschaft wird nur dann konsequent funktionieren, wenn wir bereits bei der Produkt- und Prozessentwicklung das spätere Recycling der Bauteile mitdenken“, sagt Stefan Engleder. „Dies setzt eine noch engere Zusammenarbeit der Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette voraus, was die neuen Marktplätze deutlich vereinfachen werden.“

sk

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