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Die E-Mobilität ist eine Riesenchance für Kunststoffe

Experten von Autoherstellern, Zulieferern und aus der Wissenschaft sind sich einig: Die Elektromobilität wird kommen und neue Chancen für Kunststoffe bringen.
Der modulare E-Antriebs-Baukasten von VW.

Experten von Autoherstellern, Zulieferern und aus der Wissenschaft sind sich einig: Die Elektromobilität wird kommen und neue Chancen für Kunststoffe bringen.

Der Trend im Fahrzeugbau geht derzeit eindeutig in Richtung Elektromobilität. Da waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion des Stuttgarter Kunststoffkolloquiums 2019 zur Rolle alternativer Antriebe einig.

Den beiden Leitern des IKT, Prof. Dr.-Ing. Christian Bonten und Prof. Dr. rer. nat. habil Marc Kreutzbruck, ist es zum Stuttgarter Kunststoffkolloquium gelungen, einen erlesenen Teilnehmerkreis zu gewinnen. Auf dem Podium standen neben Thomas Drescher, Leiter Fahrzeugtechnik der Volkswagen AG, auch Dr. Martin Giersbeck, Abteilungsleiter Kunststofftechnik im Zentralbereich Forschung und Vorausentwicklung der Robert Bosch GmbH, Prof. Dr.-Ing. Horst E. Friedrich, Leiter des Instituts für Fahrzeugkonzepte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Thomas Jessberger, Manager Advanced Engineering beim Automobilzulieferer Mann + Hummel und Daniel Vorgerd, Director Technical Development bei der BASF SE.

Wie Thomas Drescher schon vor der Podiumsdiskussion bei seinem Plenarvortrag erklärte, hat VW „alle Hebel in Richtung Elektromobilität umgelegt“ und sieht für die nächsten zehn Jahre keine Alternative zu batterie-elektrischen Fahrzeugen.

2040 soll der letzte VW mit Verbrennungsmotor vom Band laufen

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Die Podiumsdiskussioen zu alternativen Antrieben zählte zu den Highlights des 26. Stuttgarter Kunststoffkolloquiums.

Die Fakten: 2025 werden 50 voll­elektrische Modelle der Volkswagen Gruppe auf dem Markt sein, 2018 werden es 70 sein und 2040 soll bei VW nach heutiger Planung der letzte Verbrenner vom Band laufen. Auch andere Hersteller wie BMW und Daimler stehen beim E-Antrieb voll auf dem Gas.

Was dies für die Kunststoffbranche heißt, machte Thomas Jessberger, Manager Advanced Engineering beim Automobilzulieferer Mann + Hummel, deutlich: „Der Gewinner wird auf jeden Fall die Kunststofftechnik sein.“

Denn ändern wird sich primär der Antriebsstrang. So kommen nach Untersuchungen von Mann + Hummel und BASF in aktuellen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor im Motorraum rund 13 kg Kunststoffteile zum Einsatz, die bei einem Elektromotor nicht mehr erforderlich wären. Wie Jessberger erklärte, wiegt aber allein der aus Kunststoff bestehende Batterierahmen beim Opel Ampera 18 kg, dazu kommen weitere 12 kg Kunststoff für Steckerleisten und anspruchsvolle Elektronikgehäuse.

Neue Kunststoffe, die heute in Fahrzeugen noch gar nicht präsent sind

Für die Herstellung der Bauteile werden nach Worten von Dr. Martin Giersbeck Werkstoffe zum Einsatz kommen, die heute in den Fahrzeugen noch gar nicht präsent sind, zum Beispiel hochgefüllte und entsprechend schwer verarbeitbare Kunststoffe mit einem Faseranteil von bis zu 90 %.

Daniel Vorgerd wies darauf hin, dass die Elektromobile auch viele, teils sehr komplexe Boxen benötigen, was Kunststoff zusätzliche Chancen eröffnet. „Hier kann man mit Kunststoff sehr interessante Konzepte auf den Weg bringen“, so Vorgerd, der auch durchblicken ließ, dass BASF zusammen mit verschiedenen Automobilherstellern an diesem Thema schon intensiv arbeitet.

Kostengünstiger Leichtbau mit Kunststoff

Welche Dimensionen die Kunststofffertigung für die Elektromobilität auch bei überschaubaren Stückzahlen annehmen kann, erklärte Thomas Jessberger am Beispiel des Opel Ampera. In Spitzenzeiten hat Mann + Hummel für den Ampera täglich rund 30.000 Teile produziert und dafür 4 t Kunststoff verarbeitet. Jessberger ist denn auch fest überzeugt, dass die Kunststoffbranche auf jeden Fall von der Elektromobilität profitieren wird – auch deshalb, weil sie einen kostengünstigen Leichtbau erlaubt und es dadurch möglich wird, attraktive Modelle zu günstigen Kosten herzustellen.

Auf einen entscheidenden Faktor wies Prof. Horst E. Friedrich hin: „Der Staat kann – wenn er will – Berge versetzen.“ Denn die eigentliche Herausforderung ist es, den CO2-Ausstoß zu verringern. Je nachdem, ob der Staat zum Erreichen der Klimaziele „die Elektromobilität oder die Herstellung synthetischer Kraftstoffe fördert, sind massive Veränderungen machbar“, so Prof. Friedrich.

gk

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