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News 23. Mai 2017

Die Automobilindustrie im Umbruch

Unter der Leitfrage "Quo Vadis – Automobilindustrie?" diskutierten die Teilnehmer des 11. Kunststoff-Dia(hr)logs bei Akro-Plastic über die Zukunft des Automobilbaus und ihre Auswirkung auf die Kunststoffindustrie.
Praxisdemonstration des Plasma-Seal-Tight-Verfahrens im Competence-Center bei Akro-Plastic
Praxisdemonstration des Plasma-Seal-Tight-Verfahrens im Competence-Center bei Akro-Plastic

Unter der Leitfrage "Quo Vadis – Automobilindustrie?" diskutierten die Teilnehmer des 11. Kunststoff-Dia(hr)logs bei Akro-Plastic über die Zukunft des Automobilbaus und ihre Auswirkung auf die Kunststoffindustrie.

Der Compoundeur technischer Kunststoffe Akro-Plastic lud am 9. und 10. Mai 2017 zum elften Kunststoff-Dia(hr)log ins rheinland-pfälzische Niederzissen. Unter dem Motto "Quo Vadis – Automobilindustrie?" begrüßte das Unternehmen auch in diesem Jahr wieder viele nationale und internationale Gäste in seinem Werk.

Andreas Stuber, Geschäftsführer bei Akro-Plastic, zeigte nach seiner Begrüßung die Entwicklung der Firma in den letzten Jahren auf. Das Unternehmen hat mittlerweile vier Produktionsstandorte weltweit. In Niederzissen betreibt Akro-Plastic zwei Standorte, denn die Produktion der Masterbatches erfolgt in der Zweigniederlassung AF-Color. Der Compoundeur hat zudem eine Fertigung in China und Brasilien und somit eine Fertigungskapazität von insgesamt mehr als 100.000 jato bei identischer Qualität. Beachtenswert ist dabei auch die auf fast 30 % stetig gestiegene Innovationsrate.

Automobilindustrie im Umbruch

Die nachfolgenden Vorträge und angeregten Diskussionen drehten sich alle darum, wie es mit der Automobilindustrie in der Zukunft weitergehen wird und welche Rolle die Kunststoffindustrie hier künftig einnimmt. Eines hat sich dabei als sicher herausgestellt: die Automobilindustrie befindet sich im Umbruch, denn drei Hauptsäulen des Automobils werden wegfallen, wie Prof. Dr. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management erläuterte. Dies sei zum einen der Verbrennungsmotor, der immer mehr vom Elektromotor abgelöst wird. Zum anderen sei der Besitz eines Fahrzeugs schon heute nicht mehr für jeden erstrebenswert und Nutzungskonzepte wie das Carsharing erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Zudem und nicht zuletzt gehört das Fahren selbst bald der Vergangenheit an, denn autonome Systeme erobern nach und nach die Straßen.

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Bisher haben die OEMs die Spielregeln dieses Marktes bestimmt, doch jetzt wird das Thema Mobilität auch von anderen Unternehmen, mehrheitlich aus dem Bereich "Big Data" betrachtet und diese sind ebenbürtige, finanzstarke Partner. "Es sind nicht die Stärksten, die überleben, nicht die Intelligentesten, sondern die, die am schnellsten auf Veränderungen reagieren können", schloss Prof. Dr. Bratzel frei nach Darwin seinen Vortrag ab.

Neue Entwicklungen bei der Hybridtechnik

Die Adaption neuer Einflussgrößen scheint daher unausweichlich. Darauf zielte dann auch der nächste Themenblock ab. Zunächst stellte Edgar Düvel aus dem Hause Plasmatreat, ein Hersteller von Plasmaanlagen, die Plasma-Seal-Tight-Technologie vor, die unterschiedliche Werkstoffe ohne Haftvermittler dicht und fest miteinander verbindet. Hierbei unterschied er die beiden wichtigsten Anwendungsbereiche, die Verbundwerkstoffe sowie die Dichtungstechnik, für die das Verfahren geeignet ist. "Versuche sind immer notwendig, um die optimale Festigkeit und Dichtigkeit im Hybridverbund zu erreichen", so Düvel.

Akro-Plastic ist mit Plasmatreat eine Systempartnerschaft in Sachen Hybridtechnik eingegangen. Im Anschluss erläuterte Thilo Stier, Bereichsleiter Innovation und Vertrieb, den Anteil der Niederzissener an der Entwicklung. Er stellte anhand ausgewählter Versuchsergebnisse die kunststofftechnischen Aspekte der Kooperation beider Unternehmen heraus. Bevor die Besucher die Gelegenheit hatten, das Verfahren im hauseigenen Competence-Center live zu sehen, ging er noch kurz auf die neuesten Materialentwicklungstrends ein.

Der nächste Morgen begann mit einem Vortrag von Herrn Stephan Oberle aus dem Hause IMS Gear. Er stellte dem Auditorium vor, wie sich sein Unternehmen auf den Wandel in der Automobilindustrie einstellt, mit dem Fazit, dass Getriebe eine gute Symbiose mit der E-Mobilität eingehen, und das in allen Facetten.

Im Anschluss referierte Dr. Philippe Tonneguzzo von der französischen Plastivaloire zu dem klassischen Zukunftsthema in Sachen Kunststoffe im Automobilbau: dem Leichtbau. Er zeigte dabei auf, wie sich der Kunststoff zukünftig den Leichtbau weiter vorantreibt. Und dies unabhängig vom Motoren- und Mobilitätskonzept.

Bedeutung der Fügetechnik nimmt zu

Michael Auerswald aus dem Hause Frimo führte die Zuhörer danach in das Thema Fügetechnik mittels verschiedener Schweißverfahren ein. Das Verbinden von Teilen wird auch in Zukunft gebraucht werden. Die Anforderungen hinsichtlich Qualität und Werkstoff werden jedoch höher werden, doch die Lösungen liegen bereits vor und werden weiterentwickelt.

Zum gleichen Themenblock, der Verbindung von zwei Werkstoffen, und hier ganz speziellen Werkstoffen im Bereich Leichtbau, stellte Dieter Kittel aus dem Hause Ejot mit dem Thermischen Stoff-Schluss-Dom (TSSD) ein ausgereiftes System vor, welches flexible einsetzbar ist. Beide Vorträge zeigten Lösungen für die Automobilindustrie auf.

Asiatische Batteriehersteller als wichtige Zulieferer

Im letzten Vortrag wurde sich dem Thema E-Mobilität von Seiten der Produktionsstraßen genähert, denn auch in diesem Feld bietet Kunststoff Lösungen. Johannes Strasser aus dem Hause Festo betonte hier besonders den Einfluss asiatischer Batteriehersteller als die neuen wichtigsten Zulieferer in der Automobilindustrie. Kunststoffe helfen seinem Unternehmen zudem dabei, eine signifikante Reduktion der Herstellkosten zu erreichen.

Die Frage "Quo Vadis Automobilindustrie?" konnte auch am Ende der Tagung nicht eindeutig beantwortet werden. Allerdings stellte sich die Frage "Quo Vadis Kunststoffindustrie?" nicht, denn es wurde hier deutlich, dass in allen diskutierten Bereichen Lösungen in Kunststoff vorhanden sind oder gerade entwickelt werden. "Wir befinden uns in einer spannenden Zeit, die wir mitgestalten können, da wir alle bereits im Vorfeld sehr aktiv waren", schloss Leander Bergmann die Veranstaltung.

mg

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