Das Geschäftsjahr 2022 war geprägt von stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen mit deutlich spürbaren Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung von Covestro. Dies belastete das wirtschaftliche Ergebnis des Unternehmens insbesondere in Europa. Hinzu kamen anhaltende Beeinträchtigungen durch die Coronavirus-Pandemie in China, eine hohe Inflation sowie ein insgesamt schwächeres Weltwirtschaftswachstum.
Trotz des rezessionsbedingten Absatzrückgangs steigerte Covestro den Konzernumsatz um 13,0 % auf 18,0 Mrd. EUR (Vorjahr: 15,9 Mrd. EUR) und erreichte damit den höchsten Wert in der Unternehmensgeschichte. Ausschlaggebend hierfür war ein deutlich höheres Verkaufspreisniveau.
Ergebnis (EBITDA) stark rückläufig
Doch die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie die im Jahresverlauf rückläufige Nachfrage mit einem negativen Mengeneffekt von 5 % wirkten sich negativ auf das Konzern-EBITDA aus. Es sank im Gesamtjahr um 47,6 % auf 1,6 Mrd. EUR (Vorjahr: 3,1 Mrd. EUR).
„Das Jahr 2022 war für Covestro ein Jahr der Wirtschaftskrise mit beispiellosen Herausforderungen. Das spiegelt sich entsprechend in unseren Ergebnissen für das Geschäftsjahr“, sagt Dr. Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender von Covestro. Laut Steilemann konnten die hohen Verkaufspreise die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten nicht kompensieren. Die Möglichkeit zur Preisanpassung war im Jahresverlauf zunehmend eingeschränkt.
„Umso entschlossener haben wir unseren Energieverbrauch gesenkt, Kosten gespart und an der Weiterentwicklung unserer Produkte gearbeitet“, erklärt Steilemann. „Unsere Vision der Kreislaufwirtschaft und unsere Strategie „Sustainable Future“ haben sich dabei als starkes Fundament erwiesen. Wir richten unser Produktportfolio auf nachhaltige Wachstumsmärkte wie Windenergie oder Elektromobilität aus und bedienen den steigenden Bedarf an kreislauffähigen Lösungen.“
Hohen Energie- und Rohstoffkosten beeinflussen das EBITDA
Aufgeteilt in die beiden Covestro-Segmente Performance Materials und Solutions & Specialties ergibt sich folgendes Bild: Performance Materials umfasst das Geschäft mit Standard-Polycarbonaten, Standard-Urethan-Komponenten sowie Basischemikalien. Dieser Bereich steigerte den Umsatz im Geschäftsjahr 2022 insbesondere durch höhere Verkaufspreise um 11,7 % auf 9,1 Mrd. EUR (Vorjahr: 8,1 Mrd. EUR). Das EBITDA sank um 63,0 % auf 951 Mio. EUR (Vorjahr: 2,6 Mrd. EUR), vor allem aufgrund niedrigerer Margen infolge gestiegener Rohstoff- und Energiepreise bei gleichzeitig rückläufigen Absatzmengen.
Deutlich besser entwickelte sich Solutions & Specialties. Das Segment umfasst die sechs Business Units Engineering Plastics, Coatings & Adhesives, Tailored Urethane, Thermoplastic Polyurethanes, Specialty Films und Elastomers. Der Fokus liegt hier auf komplexen Produkten. Der Umsatz des Segments stieg um 13,3 % auf 8,6 Mrd. EUR (Vorjahr: 7,6 Mrd. EUR), auch hier bedingt durch höhere Verkaufspreise. Auch das EBITDA stieg um 9,9 % auf 825 Mio. EUR (Vorjahr: 751 Mio. EUR). Dazu trug bei, dass die Integration der akquirierten Geschäfte schneller als geplant verlief und sich höhere Synergieeffekte positiv auf das Ergebnis auswirkten.
Nachhaltiges Wachstum weiter im Fokus
Trotz der globalen Herausforderungen setzt Covestro erhebliche Ressourcen ein, um sein Portfolio noch stärker auf Zukunftsmärkte wie Elektromobilität und Windenergie auszurichten. In diesen Bereichen erwartet das Unternehmen einen deutlich steigenden Bedarf an leistungsfähigen und nachhaltigen Materialien. Auch im Bereich der Energieeffizienz erwartet Covestro eine steigende Nachfrage, etwa nach effizienten Dämmlösungen für Gebäude und Kühlgeräte.
Darüber hinaus optimiert Covestro seine Produktionskapazitäten und verbessert unter anderem seine Angebots- und Kostenposition bei MDI. So hat der Konzern im Februar 2023 im spanischen Tarragona eine neue World-Scale-Anlage zur eigenständigen Chlorproduktion in Betrieb genommen. Damit stärkt der Konzern die Wettbewerbsfähigkeit seines dortigen MDI-Werks. Gleichzeitig ist die neue Chloranlage die weltweit erste großtechnische Anlage, in der die Sauerstoffverzehrkathoden-Technologie (SVK) zum Einsatz kommt. Damit sind Energieeinsparungen von bis zu 25 % möglich. Mit der neuen Anlage in Tarragona können im Vergleich zu bestehenden Verfahren bis zu 22.000 t CO2-Emissionen pro Jahr vermieden werden.
Kreislaufwirtschaft wichtiger denn je
Um auch seine Kunden dabei zu unterstützen, ihren eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren, hat Covestro im vergangenen Jahr das CQ-Konzept eingeführt. Damit hebt der Konzern Produkte hervor, die mindestens 25 % alternative Rohstoffe enthalten. Gleichzeitig baut das Unternehmen sein Portfolio an nachhaltigen Produkten weiter aus. So hat der Konzern ein teilweise biobasiertes und vollständig recycelbares Beschichtungsharz für die Verpackungsindustrie entwickelt – bei gleichbleibendem Barriereschutz. Ein großer Fortschritt, denn Lebensmittelverpackungen bestehen meist noch aus mehrschichtigen Verbundfolien, die das Recycling erschweren. Hinzu kam im vergangenen Jahr die Einführung von klimaneutralem MDI und nachwachsendem TDI.
Auch Covestro arbeitet an der Erschließung alternativer Rohstoffquellen, um langfristig unabhängig von fossilen Ressourcen zu werden. So stellt der Konzern seine Produktionsanlagen sukzessive auf Strom aus erneuerbaren Quellen um. Jüngstes Beispiel ist der im Dezember 2022 geschlossene Großliefervertrag mit CGN New Energy über den Bezug von jährlich 300 GWh Wind- und Solarstrom für den Standort Shanghai, China. Damit werden seit Anfang 2023 30 % des dortigen Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Die Vereinbarung knüpft an bestehende Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPA) an, die Covestro-Produktionsstandorte weltweit mit erneuerbaren Energien versorgen. Im Gesamtjahr 2022 wird der Konzern damit bereits 12 % seines weltweiten Strombedarfs aus erneuerbaren Energien decken, für 2023 wird eine Steigerung auf 16 bis 18 % erwartet. mg