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China kocht bei technischen Normen eigenes Süppchen

Die Handelskammer der EU in China schlägt Alarm: Sie befürchtet, dass China in Sachen technischen Normen weiterhin eigene Wege geht.
China treibt die technische Entwicklung massiv voran.

Die Handelskammer der EU in China schlägt Alarm: Sie befürchtet, dass China in Sachen technischen Normen weiterhin eigene Wege geht.

Ein aktueller Bericht, den die EU-Handelskammer in China in Zusammenarbeit mit dem Swedish Institute of International Affairs und dem Swedish National China Centre erstellt hat, bezeichnet die technische Normung als ein Schlachtfeld, auf dem die Staaten um die Vorherrschaft in strategischen Technologien wie 5G, Künstliche Intelligenz und neue Elektrofahrzeuge kämpfen.

„Obwohl China vor kurzem sein Normungssystem reformiert hat, ist sein Gesamtansatz staatszentriert. Dies trägt in Verbindung mit der rasch wachsenden Bedeutung des Landes in der internationalen Normung zur Politisierung eines Bereichs bei, der traditionell weitgehend technisch und privatwirtschaftlich geprägt war“, betont Dr. Tim Rühlig, Autor des Berichts.

Technische Normen könnten international fragmentiert werden

Obgleich die Entwicklung technischer Standards demnach durch konsensorientierte, technische Diskussionen unter einer breiten Gruppe von Interessenvertretern den größten universellen Nutzen bringen würde, können Länder und Unternehmen einen größeren individuellen wirtschaftlichen Nutzen erzielen, wenn sie ihre eigenen Standards auf globaler Ebene durchsetzen oder festlegen können. „Dies hat Staaten wie China dazu veranlasst, bei der Festlegung von Normen einen strategischen Ansatz zu verfolgen, was das Risiko einer Zweiteilung, Fragmentierung und Entkopplung der Normen auf internationaler Ebene erhöht hat“, so Rühling weiter.

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„Es wächst die Sorge, dass China bei der Festlegung technischer Normen weiterhin einen staatlich gesteuerten Ansatz verfolgt, um seine industriepolitische Agenda zu erfüllen, die darauf abzielt, bei strategischen Technologien weltweit führend zu werden“, ergänzt Björn Fägersten, Direktor des Europa-Programms am Swedish Institute of International Affairs. „Die politischen Entscheidungsträger in Europa müssen dies anerkennen und die Normung zu einem Standardbestandteil der Handels-und Industriepolitik machen, während sie weiterhin einen privatwirtschaftlichen Ansatz für die Normung verfolgen.

Europäische Unternehmen in China sollten sich stärker einbringen

Europäische Unternehmen sind in China in der Normung aktiv, aber der Bericht der EU-Handelskammer zeigt, dass viele von ihnen – insbesondere diejenigen, die in strategischen Sektoren wie der Automobil-, IKT- und Eisenbahnbranche tätig sind – auf direkte und indirekte Hindernisse für ihre Beteiligung an der Normung stoßen.

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„Wir dürfen nicht zulassen, dass es zu einer Abkopplung der Normen kommt. Unsere Mitglieder engagieren sich zwar in der Normung, aber angesichts der zunehmenden Bedeutung Chinas und seiner wachsenden Präsenz in der internationalen Normung sollten sie viel mehr investieren“, sagt Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Kammer. „Dieser Bericht sollte unsere Mitglieder und unsere Regierungen zu Hause in Europa darauf aufmerksam machen, dass sie das Rad nicht verschlafen dürfen.“

sk

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