Ausgedienten PVC-Fenstern neues Leben einhauchen
Ein Chemnitzer Bauprojekt ist Teil der länderübergreifenden Aktion "Best Practice für die Umwelt". Das Projekt widmet sich nachhaltigen Bauvorhaben, bei denen PVC-Bauprodukte werkstofflich recycelt und dokumentiert werden. Das Bauprojekt in Chemnitz sieht dabei den Austausch und Wiederverwertung von ausgedienten PVC-Fenstern vor.
In einem Wohnzentrum des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), Ortsverband Chemnitz und Umgebung, in welchem körperlich schwerstbehinderte Menschen leben, sollen neben den Sanierungsarbeiten an der Fassade auch 205 ausgedienten PVC-Fenstern gegen neue wärmegedämmte Kunststofffenster mit Dreifachverglasung ausgetauscht werden. Die Altfenster werden nach dem Ausbau nicht in die Müllverbrennungsanlage gebracht, sondern in Thüringen bei der Veka Umwelttechnik werkstofflich recycelt und dann später als Recyclingfenster an anderen Orten wiedereingesetzt. Dafür setzen sich der Bauherr, das mit der Bauplanung beauftragte Architekturbüro Claus Höhn und das ausführende Chemnitzer Handwerksunternehmen Liebert ein.
Damit nimmt das Bauprojekt zugleich an der länderübergreifenden Aktion "Best Practice für die Umwelt" teil. Hierbei werden in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bis Ende des Jahres beispielhafte und nachhaltige Bauvorhaben, bei denen PVC-Bauprodukte werkstofflich recycelt werden, ermittelt und anschließend dokumentiert. Initiiert wurde die von regionalen und bundesweiten Verbänden und Unternehmen aktiv unterstützte Umweltaktion von Rewindo Fenster-Recycling-Service, der Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling (AgPR) und der Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt (AGPU).
Initiative mit Nachhaltigkeitsfaktor
Das Rewindo-System ist seit 2002 im gesamten Bundesgebiet tätig und koordiniert dort das werkstoffliche Recycling von PVC-Altfenstern, -rollläden und -türen in einem geschlossenen Materialkreislauf. "In den Anlagen der mit uns kooperierenden Recycling-Partnerbetriebe wurden im Jahr 2016 knapp 30.000 Tonnen PVC-Granulat aus Altfenstern gewonnen und wiederverwertet. Dies entspricht etwa 1,8 Millionen Fenstereinheiten", berichtete Rewindo-Geschäftsführer Michael Vetter anlässlich eines Ortstermins auf der Baustelle. Seine Organisation leiste damit zugleich einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Recyclingziele der europäischen PVC-Branche, die im europaweiten Nachhaltigkeitsprogramm der Gemeinschaftsinitiative "Vinyl Plus" festgelegt sind.
Recycling ohne Qualitätsverlust
Veka Umwelttechnik ist einer der Rewindo-Partnerbetriebe und betreibt eine der größten und modernsten Fensterrecyclinganlagen Europas. Dorthin werden die Fenster aus Chemnitz transportiert und gelangen so in den Recyclingprozess: Die PVC-Altfenster werden zunächst geshreddert und weiter zerkleinert. In unterschiedlichen Verfahren erfolgt die sortenreine Trennung in Metall, Gummi, Glasreste und Kunststoff. Letzterer wird erhitzt und durch einen Filter gepresst, um letzte Fremdpartikel auszusondern. Das dabei zurückgewonnene reine PVC-Granulat ist schließlich der Ausgangsstoff für neue Kunststofffenster mit Recyclatkern.
"Die Altfenster aus Chemnitz haben ihr Leben also nicht etwa bereits hinter sich, sondern noch ein langes Leben vor sich", erläutert Vetter. "Durch die hohe Recyclingfähigkeit von PVC könnten die Fenster sogar noch Jahrhunderte weiter ihren Dienst tun. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass Kunststofffenster, deren Lebensdauer wenigstens 30 bis 40 Jahre beträgt, ohne Qualitätsverlust mindestens siebenmal recycelt und wiederverwertet werden können."
db