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Auge in Auge mit den Haien

Gigantische Scheiben, spektakuläre Tunnel, riesige Zylinder – um neue Dimensionen im Aquarienbau zu ermöglichen, braucht es Kunststoffscheiben aus PMMA. Seit Beginn des Jahres kooperiert der Systemanbieter für Großaquarien AAT mit Evonik.
Das Oman Aquarium wird im Jahr 2017 eröffnet. AAT wurde damit beauftragt, 92 Acrylscheiben aus Plexiglas zu liefern und zu installieren. Insgesamt kommen 81 t PMMA zum Einsatz.

Gigantische Scheiben, spektakuläre Tunnel, riesige Zylinder – um neue Dimensionen im Aquarienbau zu ermöglichen, braucht es Kunststoffscheiben aus PMMA. Seit Beginn des Jahres kooperiert der Systemanbieter für Großaquarien AAT mit Evonik.

Ein Fischschwarm zum Greifen nah. Ein Spaziergang unter Wasser. Ein kleines Ökosystem mitten in einem Hotel. All das ist bei modernen Großaquarien keine Seltenheit mehr. Für diese spektakulären Projekte müssen die verwendeten Materialien spezielle Anforderungen erfüllen. Beispielsweise müssen die Scheiben große Formate ermöglichen, formbar sein und dabei einen möglichst naturgetreuen Blick auf die Tiere bieten. Möglich machen das transparente Scheiben aus dem Kunststoff Polymethylmethacrylat (PMMA), auch Acryl genannt. Die Acrylglas-Marke Plexiglas wird von Evonik produziert.

Das Den Blå Planet in Kopenhagen, Nordeuropas größtes Aquarium, nimmt die Besucher mit auf einen Rundgang durch die Unterwasserwelt verschiedener Regionen der Welt. In rund 50 Aquarien leben dort mehrere Tausend Tiere, darunter auch 1.000 Piranhas. Nur getrennt durch eine 125 mm dicke Scheibe aus Plexiglas können die Besucher ihnen dabei zusehen, wie schnell sie mit ihren messerscharfen Zähnen ihr Essen verschlingen. "Dass man vor einem Aquarium steht, vergisst man bei solch einem Anblick schnell", sagt Zac Gill, Business Development Manager beim australischen Systemanbieter für Großaquarien Advanced Aquarium Technologies (AAT), "und das macht ja auch die Qualität eines guten Aquariums aus, dass es den Inhalt ansprechend präsentiert."

Unsichtbare Scheiben, bis zu 180 Millimeter dick

Aquarienscheiben werden in unterschiedlichen Formen benötigt. Ob als Scheibe, Kuppel, Tunnel oder Zylinder – Plexiglas lässt sich in fast jede Form bringen.
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AAT konzipiert und baut seit mehr als 20 Jahren weltweit imposante Aquarien – und jedes hat seine ganz eigenen Anforderungen. "Das Design wird vor allem durch die räumlichen Gegebenheiten, die erwarteten Besucher und die Größe des Investments bestimmt", so Gill. Deshalb gibt es bei AAT auch keine Standardaquarien, jedes ist ein Unikat.

Grundvoraussetzung für alle Projekte sind aber in jedem Fall die verwendeten Materialien. "Bei den Aquarienscheiben ist es im Grunde am wichtigsten, dass man sie nicht sieht", erläutert Wolfgang Stuber, Experte für Sonderverglasungen bei Evonik in der Sparte Plexiglas. Das Markenacrylglas ist absolut farblos und bietet eine verzerrfreie Durchsicht. "Dadurch sind die Tiere im Wasser so zu sehen, wie sie wirklich sind: in den richtigen Farben und Proportionen, ohne Grünstich, ohne Trübung", erklärt Stuber. Gleichzeitig müssen die Scheiben dem enormen Druck des Wassers standhalten, dürfen sich nicht verbiegen und schon gar nicht brechen. "Plexiglas lässt sich mit einer Dicke von bis zu 180 Millimeter herstellen. Damit ist die Last des Wassers kein Problem", so Stuber.

PMMA-Blöcke bis zu 12 mal 4 Quadratmeter

Für noch stärkere Bauteile oder größere Formate lassen sich zudem einzelne Plexiglasblöcke verkleben. Vertikale Klebenähte bleiben dabei unsichtbar. Horizontal sind den Formaten aber Grenzen gesetzt: Würde man zwei Blöcke übereinanderkleben, sähe man die Klebenähte durch die Lichtbrechung. "Momentan lassen sich Aquarien deshalb nur bis zu einer bestimmten Höhe bauen", sagt AATs Experte Zac Gill. Der Industriestandard liegt aktuell bei rund 8,30 m. Um noch größere Formate zu ermöglichen, ist AAT unlängst eine Kooperation mit Evonik eingegangen und stellt als lizenzierter Partner selbst Blöcke in einem Format von bis zu 12 m × 4 m her. "Wir sind davon überzeugt, dass wir diesen Schritt gehen müssen, um die Grenzen im Aquarienbau weiter zu verschieben", sagt Gill.

Grenzen im Aquariumdesign verschieben

Im Rahmen dieser Kooperation mit Evonik produziert AAT seit Anfang 2017 auf einer eigens dafür gebauten hochmodernen Anlage in Guangdong/China nun selbst Aquarienscheiben aus Plexiglas. Das Besondere: Dort können nun größere Formate hergestellt werden, als es bislang möglich war. Zac Gill erklärt: "Da Aquarien in der Regel Millionen von Litern an Wasser – meistens Salzwasser – enthalten, muss man sich genau damit auseinandersetzen, welche Lebensdauer die eingesetzten Materialien haben. Wir haben schon Salzwasseraquarien gesehen, die mit Ventilen aus Gusseisen ausgestattet waren – und die nur innerhalb eines Jahres durchgerostet waren."

John Langmead (l.), CEO von ATT, mit Dr. Gerd Jonas und Wolfgang Stuber (vorn), beide im Projektgeschäft bei Evonik Industries, in der neuen AAT-Produktionsanlage für Acryl in Guangdong/China.

Plexiglas bleibt nicht nur über viele Jahrzehnte transparent, es ist auch unempfindlich gegen Salzwasser, wie Gill aus seinem Arbeitsalltag bestätigt: "Wir wurden damit beauftragt, ein Aquarium in Neuseeland zu sanieren. Beim Bau des ersten Tunnels aus Acryl vor 31 Jahren wurden Scheiben aus Plexiglas verwendet. Der Tank wurde zunächst komplett entleert. Danach haben wir die Scheiben des Aquariums herausgenommen, die Größe angepasst und sie poliert – in kürzester Zeit sahen die Plexiglasscheiben wieder aus wie neu."

AAT hat sich dazu entschieden, nun selbst großformatige Acrylscheiben zu produzieren, da laut Zac Gill die Acrylscheibe stets der entscheidende Faktor zum Projekterfolg ist. "Solche Scheiben werden üblicherweise für Sichtfenster, Kuppeln und Tunnel verwendet. In den vergangenen Jahren kam es jedoch immer wieder zu Verzögerungen bei größeren Bauprojekten, da die weltweite Produktion von hochwertigen und großformatigen Acrylscheiben nicht mit der Nachfrage mithalten konnte. Aus diesem Grund wollten wir die Möglichkeit haben, den Projektzeitrahmen und den Designprozess besser zu steuern. Außerdem war es unser Ziel, nicht mehr an die Vertragsbedingungen anderer Anbieter auf dem Markt gebunden zu sein, die das Angebot an großformatigen Acrylscheiben lange Zeit bestimmt hatten."

AAT entschied sich für Plexiglas und nicht für eine andere Acryl-Marke, da nach Angaben von Gill bei Plexiglas eine herausragende und gleichbleibende Produktqualität überzeugt hat. "In Plexiglas kommen keine Vernetzungsmittel zum Einsatz, was für eine höhere Transparenz und bessere Verklebung sorgt. Die Formulierung basiert auf reinem MMA – daher muss keine Formmasse eingesetzt werden und die farblosen Blöcke sind einheitlich. Darüber hinaus ist die Gewährleistung gegen Gelbfärbung absolut marktführend. Nicht zuletzt forscht das Team von Evonik kontinuierlich an neuen Lösungen", erläutert Zac Gill.

sl

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