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Aufbruchstimmung bei Krauss Maffei

Bei Krauss Maffei zeichnen sich Rieseninvestitionen ab: Das Unternehmen sucht ein geeignetes Gründstück im Großraum München, auf dem eine neue Fabrik entstehen soll.
Die neue Führungsriege von Krauss Maffei zu Beginn des Competence Forums (v.l.n.r.): Nadine Despineux, Nicolas Beyl, Dr. Frank Stieler, Dr. Hans Ulrich Golz, Matthias Sieverding

Bei Krauss Maffei zeichnen sich Rieseninvestitionen ab: Das Unternehmen sucht ein geeignetes Gründstück im Großraum München, auf dem eine neue Fabrik entstehen soll.

2,5 Jahre nach der Übernahme durch den chinesischen Chemie-Riesen Chemchina stehen beim Münchner Maschinenbauer die Zeichen wieder auf Wachstum und Innovation. „Zwölf Jahre lang war Krauss Maffei Spielball der Investoren. Das hat sich mit unserem neuen Eigentümer Chemchina grundlegend geändert“, stellte CEO Dr. Frank Stieler zu Beginn des Competence Forums klar, das das Unternehmen aus Anlass seines 180jährigen Bestehens in München derzeit mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern feiert.

Chemchina wolle keine Mittel abziehen von Krauss Maffei, sondern erwartet vielmehr, eine langfristige Steigerung des Unternehmenswerts – und sei daher bereit, kräftig zu investieren, so Stieler. In diesem Jahr werde man 67 Mio. EUR investieren; 45 % mehr als im Vorjahr. Dies betreffe die Neuentwicklung und den Ausbau von Maschinenbaureihen, aber ebenso die Modernisierung der IT-Infrastruktur. „In beiden Bereichen hatten wir einen Investitionsrückstau aus der Zeit der früheren Private-Equity-Inhaber, der nun aufgearbeitet wird“, sagte Stieler.

Umzug und Neubau sind anvisiert

Der größte Invest der Firmengeschichte könnte in den nächsten Jahren ins Haus stehen: Stieler bestätigte, dass Krauss Maffei im Großraum München auf der Suche nach einem Gründstück ist, auf dem eine moderne Fabrik entstehen soll. „Der Wille ist da, umzuziehen“, sagte er. Der Standort im Münchner Stadtteil Allach ist an seine Grenzen gestoßen, sowohl Gelände auch Gebäude sind laut Stieler limitiert. „Die Fabrik entspricht nicht dem aktuellen Stand der Produktionstechnik“, räumte er ein. „Außerdem benötigen wir ein modernes Technikum, in dem wir unseren Kunden alle Technologien an einem Ort zeigen können.“

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Bis Ende 2019 will sich das Unternehmen Zeit mit der Entscheidung lassen, wohin man umziehen und wie dieser Schritt genau aussehen werde. „Wir prüfen derzeit unterschiedliche Optionen“, so Stieler. Voraussetzung für den Neubau sei zum einen der erfolgreiche Börsengang an der Shanghaier Börse, der möglichst noch in diesem Jahr vollzogen werden soll. Zum anderen müsse der neue Standort so liegen, dass die Entfernung „für die Mitarbeiter zumutbar sein“, sagte Stieler. Insofern werde man auf alle Fälle im Großraum München bleiben.

Ein weiterer Bereich, in den Krauss Maffei unmittelbar investiert, ist die Digitalisierung. „Die mechanische Exzellenz reicht in Zukunft nicht mehr aus, um als Maschinenbauer am Markt Erfolg zu haben, digitale Exzellenz muss dazu kommen“, betonte Stieler. „Wir forcieren damit den Wandel vom klassischen Investitionsgüterhersteller zum Teilnehmer der Dienstleistungsindustrie.“

Viertes Segment Digital Service Solutions gegründet

Um noch mehr Momentum in digitale Lösungen und Services zu bringen, startet Krauss Maffei zum 1. Juli 2018 die neue Geschäftseinheit Digital Service Solutions – also auf einer Ebene mit den drei bestehenden Segmenten Spritzgießen, Extrusion und Reaktionstechnik. Leiterin der neuen Geschäftseinheit ist Nadine Despineux, derzeit Vice President Sales Spritzgießtechnik. In ihrer neuen Funktion als Geschäftsführerin von Krauss Maffei Technologies rückt sie zugleich in das Executive Committee der Unternehmensgruppe auf. Die neue Geschäftseinheit Digital Service Solutions kümmert sich im Service und Aftermarket und wird dabei klassische mit digitalen Aktivitäten verknüpfen. „Wir erhoffen uns dadurch untere anderem schnellere Reaktionszeiten für den Kunden und Interfaces, die leicht nutzbar sind“, erklärte Stieler diesen Schritt.

Invest in Gebrauchtmaschinen-Start-up

Das auf der Fakuma 2017 vorgestellte neue Leasing-Modell „Rent it“ sei ein Teil dieser Dienstleistungsoffensive. Um das Geschäftsmodell dahinter abzustützen, hat sich Krauss Maffei außerdem am Kaiserslauterner Gebrauchtmaschinen-Start-up Gindumac beteiligt. Dieses finanzielle Invest bietet dem Maschinenbauer die Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen und den globalen Gebrauchtmaschinenmarkt mit digitalen Vertriebslösungen zu erschließen. Beim Kauf einer Neumaschine garantiert Gindumac marktgerechte Ankaufspreise für genutzte Maschinen. Den aktuellen Marktwert von Maschinen kann Gindumac mittels intelligenter Datenalgorithmen in weniger als 48 Stunden bestimmen. „Gindumac eröffnet uns neben den etablierten Kanälen einen neuen Absatzkanal für das zweite Leben unserer Spritzgießmaschinen“, so Stieler.

Für das Competence Forum hatte Krauss Maffei eine große Zahl von Exponaten vorbereitet. Alleine im Bereich Spritzgießen waren es 18 Exponate – sozusagen für jedes Jahrzehnt eines; darunter fünf Neuheiten und zwei Previews.

sk

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