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Asiens Automobilindustrie setzt auf neue Technologien

Die Trends auf dem chinesischen Automarkt diskutierten mehr als 300 Teilnehmer auf der Konferenz Trendscaut, zu der Engel nach Shanghai eingeladen hatte.
Mit vier Live-Exponaten schlug Engel am zweiten Veranstaltungstag in seinem Großmaschinenwerk in Shanghai die Brücke zur betrieblichen Praxis. Unter anderem wurden dickwandige Scheinwerferlinsen und geometrisch anspruchsvolle Interior-Teile mit einer sehr hochwertigen Oberfläche produziert.

Die Trends auf dem chinesischen Automarkt diskutierten mehr als 300 Teilnehmer auf der Konferenz Trendscaut, zu der Engel nach Shanghai eingeladen hatte.

Unter den Teilnehmern waren vor allem Entwicklungs- und Produktionsleiter sowie Geschäftsführer sowohl chinesischer als auch internationaler Unternehmen, was ebenfalls zum großen Erfolg der Veranstaltung beitrug. „Wir haben anhand konkreter Anforderungen der Produzenten vor Ort neue Technologien und Zukunftschancen diskutiert und konnten die Themen zugleich im internationalen Kontext spiegeln“, sagte Gero Willmeroth, President East Asia and Oceania von Engel mit Sitz in Shanghai.

Das Vortragsprogramm war hochkarätig besetzt. Die Referenten kamen unter anderem von Volvo und Nobo (Mitglied der Great Wall Motor Company), Continental und Ecorea sowie von JSC Automotive, Exxon Mobil, Sabic und Engel.

Schon die ersten Präsentationen machten deutlich, dass sich der Automobilmarkt in Asien weiterhin mit einer besonderen Dynamik entwickelt. „In China konkurrieren inzwischen über 100 Fahrzeugmarken“, erklärte Dr. Norbert Müller, Leiter des Engel Technologiezentrums für Leichtbau Composites. Elektrofahrzeuge stehen im Fokus. Eine weitere Entwicklung ist, dass renommierte chinesische Anbieter ihre Produkte auch im Premium-Segment platzieren.

„Für den Markteintritt neuer Technologien ergeben sich wichtige Chancen“, fasst Müller beide Trends zusammen und machte dies in seinem Vortrag am Beispiel innovativer Composite-Technologien fest. Gemeinsam mit seinem Team entwickelt Müller neue, besonders wirtschaftliche Verfahren für den Faserverbundleichtbau in der Großserie und deckt dabei ein breites Technologiespektrum ab: Von HP-RTM und SMC über die Verarbeitung von thermoplastischen Halbzeugen wie Organoblechen und Tapes bis hin zu innovativen reaktiven Technologien wie In-situ-Polymerisation (T-RTM). „Neu ist, dass sich auch die Composite-Hersteller in Asien verstärkt mit Thermoplast-basierten Lösungen befassen“, so Müller. „Die Möglichkeit, thermoplastische Composite-Werkstoffe unmittelbar nach der Formgebung im selben Werkzeug mittels Spritzguss zu funktionalisieren, kann entscheidende Zeitvorteile sichern.“

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Produktivität und Effizienz im Fokus

Wie sich der Markt in Asien weiter entwickeln wird, wenn 2020 die Förderungen für Elektrofahrzeuge ausläuft, dazu hatten die Experten keine einheitliche Meinung. Nach Ansicht von Jochen Siebert, Geschäftsführer der auf den chinesischen Automobilmarkt spezialisierten Unternehmensberatung JSC Automotive, befindet sich die Branche bereits heute in einem Transformationsprozess, der die dynamische Marktentwicklung bremsen und zu einer Konsolidierung führen könnte. Ein weiteres Szenario ist, dass Hybridfahrzeuge schneller zulegen als Elektromobile.

Prozessintegration und Automatisierung rücken mit dem steigenden Effizienzdruck noch stärker in den Mittelpunkt. „Wir liefern zunehmend Mehrkomponentenmaschinen nach Asien“, bestätigt Michael Fischer, Leiter Business Development Technologien von Engel. Vorrangig sind es die Bereiche Automotive Lighting und Interior, für die das österreichische Unternehmen immer öfter integrierte Systemlösungen inklusive Prozesstechnologie, Automatisierung und weiterer Peripherie entwickelt. „Wenn wir von Beginn an alle Prozessschritte und Anlagenkomponenten exakt aufeinander abstimmen, können wir sowohl die Effizienz- als auch die Qualitätspotenziale besonders gut ausschöpfen“, sagt Fischer.

Live-Demonstrationen im Engel-Technikum

Typisch für den Engel Trendscaut ist, dass es nicht bei theoretischen Betrachtungen bleibt. Am zweiten Veranstaltungstag waren die Teilnehmer daher in das Großmaschinenwerk des Maschinenbauers in Shanghai eingeladen. Anhand von vier herausfordernden Anwendungen war dort zu sehen, wie sich neue Technologien effizient in der Praxis umsetzen lassen.

So wurden in einer vollständig automatisierten Fertigungszelle mit zwei verketteten Duo Spritzgießmaschinen dickwandige Scheinwerferlinsen produziert. Die Herausforderung, eine hohe optische Qualität mit kurzen Zykluszeiten zu vereinen, löst Engel mit der patentierten Mehrschichttechnologie Optimelt mit externer Kühlung. Obwohl die Vorspritzlinge 30 min lang abkühlen, liegt die Zykluszeit deutlich unter 3 min. „Immer häufiger werden hochwertige Optikkomponenten aus Kunststoffen hergestellt“, berichtet Fischer. „Die polymeren Materialien sind leichter als Glas und bieten den Produktdesignern mehr Freiheiten.“ Weltweit habe man bereits namhafte Linsenhersteller mit Mehrschichtanlagen ausgerüstet.

Bei einer anderen Anwendung ging es darum, Effizienz mit einer hohen Oberflächengüte zu kombinieren. Auf einer weiteren Duo Spritzgießmaschine wurden Verkleidungsteile für den Fahrzeuginnenraum im Foammelt Verfahren hergestellt. Das Schaumspritzgießen ermöglicht es, auch sehr dünne Bauteilbereiche zuverlässig zu füllen und reduziert zugleich das Bauteilgewicht. Das Besondere des in Shanghai präsentierten Verfahrens auf Basis eines chemischen Treibmittels ist, dass aus Polypropylen direkt im Spritzguss hochwertige Sichtoberflächen resultieren.

sk

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