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Coronavirus

Ansturm auf Acrylglas zum Schutz vor Coronavirus

Supermärkte und Apotheken wollen ihre Mitarbeiter mit einem Spuckschutz aus Acrylglas vor dem Coronavirus schützen. Die Nachfrage hat sich verzehnfacht.
Herstellung einer Acrylglasplatte bei Röhm.

Supermärkte und Apotheken wollen ihre Mitarbeiter mit einem Spuckschutz aus Acrylglas vor dem Coronavirus schützen. Die Nachfrage hat sich verzehnfacht.

Das Unternehmen Röhm stellt Acrylglas (Polymethylmethacrylat, PMMA) her, das unter dem Markennamen Plexiglas vertrieben wird. Und genau dies ist derzeit als Spukschutz insbesondere in Supermärkten und Apotheken an den Kassen stark gefragt. „Seit ein paar Tagen ist die Nachfrage nach unseren Plexiglas-Lösungen für Kassen- und Schalter sprunghaft angestiegen und liegt zehn bis zwölf Mal höher als sonst üblich“, sagte Dr. Michael Pack, Geschäftsführer bei Röhm, dem Magazin Wirtschaftswoche.

Röhm: Auftragsbestand für Acrylglas deutlich gestiegen

Dr. Michael Pack, Geschäftsführer bei Röhm: Nachfrage nach Acrylglasscheiben zehn bis zwölf Mal höher als sonst üblich.

„Unsere Mitarbeiter im Werk in Weiterstadt arbeiten auf Hochtouren und wir haben bereits Kapazitäten aus anderen Bereichen umgelenkt“, berichtete Pack. Allein für den jetzigen Auftragsbestand werde man zwei Monate benötigen. Die frühere Evonik-Sparte mit Hauptsitz in Darmstadt ist nach eigenen Angaben europäischer Marktführer im Segment Acrylglas. Röhm musste daher zum 15. März 2020 auch die Preise für das Monomer MMA (Methylmethacrylat) und andere Methacrylatmonomer-Produkte in Europa um 2 bis 4 % erhöhen.

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Auch Kunststoff-Distributeure, die Acrylglas verarbeiten und zuschneiden, profitieren von der Krise mit dem Coronavirus. So berichtet Kunststoffgroßhändler Jens Jahn aus Remscheid dem Solinger Tageblatt, dass man für den Spuckschutz aus Acrylglas derzeit alle Hände voll zu tun habe und Überstunden fahre. „Im Moment arbeiten wir hier alle zwölf Stunden pro Tag. Und das ganze Team zieht mit“, berichtet Jahn. „Und wir haben sogar schon Aufträge auf befreundete Unternehmen verteilt.“

Markt für Acrylglasscheiben explodiert

Vor zwei Wochen habe er den ersten Spuckschutz ausgeliefert, sagte Jahn. Seitdem sei der Markt quasi explodiert. Nahezu jede Apotheke in der Umgebung habe bereits einen, dazu viele Arztpraxen und einige Tankstellen. „Jetzt gerade produzieren wir 4000 Stück für die Post.“ Anfangs habe man die Lieferungen noch persönlich zu den Kunden in der näheren Umgebung gebracht. „Das schaffen wir inzwischen gar nicht mehr.“ Derzeit würden im Schnitt rund 500 Pakete pro Tag das Unternehmen verlassen.

Mobile Schutzscheiben aus Acrylglas schützen vor Ansteckung mit dem Coronavirus.

Bei dem Spuckschutz handelt es sich um eine Acrylglascheibe mit einer Durchreiche für Waren und Geld, die einfach auf Theken und Tresen angebracht werden kann. Das Virus Sars-CoV-2 wird überwiegend durch Tröpfcheninfektion übertragen, wenn Infizierte andere Menschen anniesen oder -husten. Der Spuckschutz bildet da eine Barriere. Betriebe, die trotz des Virus nicht auf Publikumsverkehr verzichten können, schützen damit ihr Personal. Auch der Technische Großhändler Reiff Technische Produkte aus Reutlingen bietet jetzt mobile Schutzscheiben aus Acrylglas in unterschiedlichen Standardmaßen an. Sie sind mit einer integrierten Durchreiche und zwei Standfüßen versehen. Die Schutzwände können somit problemlos auf Verkaufstheken, Tresen und Schreibtischen auf- und wieder abgebaut werden. Sie sind leicht zu reinigen und eignen sich für den langfristigen Einsatz.

mg

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