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28 konkrete Maßnahmen gegen Mikroplastik im Meer

Der „Runde Tisch Meeresmüll“ hat 28 konkrete Maßnahmen erarbeitet, wie weniger Mikroplastik ins Meer gelangen kann.
Der Bericht des Runden Tisches Meeresmüll schlägt 28 konkrete Maßnahmen vor, um den Eintrag von Kunststoffen und vor allem von Mikroplastik ins Meer zu verringern.

Der „Runde Tisch Meeresmüll“ hat 28 konkrete Maßnahmen erarbeitet, wie weniger Mikroplastik ins Meer gelangen kann.

Mikroplastik im Meer ist ein komplexes Umweltproblem, das nicht mit einer einzelnen Maßnahme behoben werden kann. In einem aktuellen Themenpapier unter Federführung des Fraunhofer Umsicht zeigt der „Runde Tisch Meeresmüll“ jetzt zahlreiche Möglichkeiten auf, wie weniger Mikroplastik ins Meer eingebracht werden kann.

Generell kann Mikroplastik direkt in die Umwelt gelangen oder während der Nutzung durch Abrieb entstehen. Zur ersten Gruppe gehören zum Beispiel Kunstraseninfills oder Pelletverluste. Zur zweiten Gruppe zählen unter anderem Reifen- und Straßenabrieb, die Verwitterung von Farben und Beschichtungen, Verluste aus Dämmstoffen und die Faserfreisetzung aus Textilien. Die Reduktion von Kunststoffemissionen ist daher durch einzelne Maßnahmen nicht zu erreichen, sondern erfordert ein breites Bündel an Aktionen.

Workshops des "Runden Tischs Meeresmüll" gegen Mikroplastik im Meer

Das Papier des „Runden Tischs Meeresmüll“ beruht auf den Ergebnissen einer dreiteiligen Workshopreihe, die vom Umweltbundesamt und Fraunhofer Umsicht gemeinsam mit den Mitgliedern der Unterarbeitsgruppe zu Mikroplastik des Runden Tisches Meeresmüll organisiert wurde. Es zeigt, dass bei den Quellen und den freigesetzten Mengen noch immer auch auf Abschätzungen vertraut werden muss. Der Runde Tisch fordert daher weitere vertiefende empirische Untersuchungen, um zu belastbaren Zahlen zu kommen.

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Stefanie Werner, Meeresschutzexpertin im Umweltbundesamt und Geschäftsführerin des Runden Tisch Meeresmüll: „Um das Mikroplastikproblem zu bekämpfen ist insbesondere die Kunststoffindustrie gefragt. Sie sollte Sorge tragen, die notwendigen vertiefenden Untersuchungen hinsichtlich der freigesetzten Mengen von Mikroplastik durchzuführen, um dem Vorsorge- und Verursacherprinzip zu entsprechen und so zur Lösung des zu großen Teilen durch sie verursachtem Umweltproblems beizutragen.“

28 konkrete Maßnahmen für den Meeresschutz erarbeitet

Jürgen Bertling von Fraunhofer Umsicht und Korrespondenzautor des Themenpapiers: „Die Reduktion von Kunststoffemissionen ist durch singuläre Maßnahmen kaum zu erreichen, sondern erfordert zahlreiche inter- und transdisziplinäre Zugänge. Ähnlich wie bei den Erkenntnisgewinnen zum Klimawandel über die letzten Jahrzehnte werden auch bei den Kunststoffemissionen die mit ihnen zusammenhängenden Wirkungen erst langsam verstanden. In beiden Fällen spricht die schiere Menge der Emissionen, aber für einen vorsorgenden Umweltschutz.“

Der Bericht des Runden Tisches Meeresmüll schlägt zu diesem Zweck 28 konkrete Maßnahmen vor. Besonders hohe Relevanz für den Meeresschutz haben dabei:

  • Verringerung der Freisetzung von Mikroplastik aus Reifenabrieb durch Anpassung von Verkehrskonzepten und neue Reifenmaterialien;
  • Entwicklung emissionsärmerer Textilien und besserer Verarbeitungstechnologien sowie Vorwaschen von Textilien;
  • Verminderung der Einträge der besonders leichten und damit mobilen Polystyrolschaumstoffe aus der Bauwirtschaft. Um dies zu erreichen sollen die Vorgaben zur Verwendung und Verarbeitung von Dämmstoffen geschärft werden. Geplant ist zudem der Einsatz von temporären Niederschlagsfiltern um Baustellen;
  • Verbesserung der Regenwasserbehandlung als zentralem Eintragspfad für nicht intendiertes Mikroplastik bspw. durch Bodenretentionsfilter;
  • Reduzierung des Einsatzes von Kunststoffen in umweltoffenen Anwendungen in der Meeres-/Küstenumwelt (z.B. Geotextilien, Korrosionsschutz von Offshore-Installationen);
  • Ausstattung des bestehenden freiwilligen Konzepts der Kunststoffindustrie »Operation Clean Sweep« mit einer extern validierten Zertifizierung für Pellets von Kunststoff-Werkstoffen (Granulate, Flakes, Grieß oder Pulver);
  • Regulierung von bewusst zugesetztem Mikroplastik und Entwicklung und Implementierung von Normen und Standards, um für bestimmte Produkte und Materialien die biologische Abbaubarkeit auch unter marinen Bedingungen sicherzustellen.

Das komplette Themenpapier Mikroplastik mit allen 28 Maßnahmen zur Reduzierung gibt es als PDF-Datei zum kostenlosen Download.

Dass es höchste Zeit zum Handeln ist und die Verschmutzung der Umwelt mit Kunststoffabfall weiter zunimmt, belegt auch eine aktuelle OECD-Studie.

gk

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